Philipps Neuseelandblog

Über die Oper und den Chaos-Campern

Hier kommt ein frischer Bericht aus Nelson. Viel ist nicht passiert – habe aber doch einige erwähnenswerte Dinge erlebt. So war ich “in der Oper”, habe mir das “Zentrum von Neuseeland” angeguckt, habe interessante Gespräche über dreiste Camper mit der Besitzerin des Campingplatzes geführt und vieles mehr.

Über die Oper

Es war in der letzten Woche, ich glaube Samstag, als Oper angesagt war. Durch einen Alaskaner (Alaskese, Alaskaneser, Alasker…?) hatte ich den Tip bekommen. Ich habe mir einen schönen Tag gemacht, der auf Vorfreude auf den Abend bestimmt war. Ich wusste nur, dass es ein Open Air Festival sein sollte und viele Menschen erwartet wurden. Am Abend bin ich schließlich die 4-5 km in die Stadt gefahren (so weit ist nämlich der Campingplatz von der Innenstadt entfernt) und die Parkplatzsuche hat sich als recht stressig erwiesen… Man kann halt nie früh genug los. Nach guter Manier fing das Konzert um 19:30 im Rugbystadion an. Die Menschen saßen auf dem Rasen oder hatten sich Campingstühle mitgebracht. Einige knusperten Chips, die anderen hatten sich im professionellen Picknick-Koffer Thunfischauflauf, selbst gebackene Kekse und Brot, Wein und Pfirsiche mitgebracht. Ich kam mit meinem Auberginen-Muffin sehr gut aus.
Fünf Interpreten performten schließlich mit dem Wellington Orchestra: zwei neuseeländische Opernsänger, aber auch zwei Maori-Pop-Musiker und ein international renommierter Jazz-Trompeter und Posaunist (James Morrison aus Australien). Besonders die Episode mit James hat richtig Spaß gemacht und Dirigent Mark hat richtig in die Kacke gehauen (dem das Schlagzeugsolo offenbar mehr Spaß gemacht hat als die um dem Schlagzeug herum positionierten Bläser. Die Armen mussten sich die Ohren zuhalten). Der Maori-Sprechgesang war ganz interessant, “aber nicht was für immer”. Die Opernsänger haben Standard zum besten gegeben. Mitr war egal, wie perfekt oder gut, es war einfach schön. Am Ende bildete das pompöse Feuerwerk (freundlich gestiftet durch Zumo und (c)Combats Pyrotechnique) einen runden Abschluss. Egentlich fühle ich mich jetzt erst im Jahr 2014 angekommen. Während ich vor dieser Zeit hier in Nelson noch mehr im Moment gelebt habe, denke ich jetzt mehr über 2014 nach.

Über Chaos-Camper

Ich bin hier schon ca. eine Woche in Nelson, auf dem selben Campingplatz. Da ich nur acht Dollar zahle und keinen Sprit habe ich auch kein schlechtes Gewissen dadurch. Es kommen immer mal wieder Gespräche mit der Besitzerin zu stande, die meinen vollsten Respekt hat. Die Rezeption hat von 9-21 Uhr auf, sie putzt auch hin und wieder (wenn die Angestellte frei hat) und hat noch viel andere Arbeit am Hals. Es geht immer etwas kaputt oder geht schief, was gerichtet werden muss. Verdienen kann sie nicht viel: 8 Dollar pro Tag… Bei zwanzig dreißig Campern pro Tag also 240 Dollar plus zwei Ehepaaren in einer Hütte, das sind nochmal plus 160, also 400 Dollar pro Tag. Minus 15 Prozent Mehrwertsteuer sind 320 Dollar. Minus Wasser, Strom, Grundstückssteuer, Müll, Lohn und so weiter. Viel dürfte nicht übrig bleiben.
Und dann erzählt sie gerne, was für Erfahrungen mit Campern sie schon gemacht hat: angefangen vom Handwaschseifen-Missbrauch als Duschgel, bis zum Seifen- und Klopapier-Klau bis Vergessen der Herdplatten. Dabei nehmen Diebstähle und Destruktionen einen großen Raum ein. Die Camper kriegen alles in die Wicken, wie mein Papa sagen würde. So war die Küche mal voll ausgestattet mit Töpfen, Pfannen, Toastie, Ofen, einfach alles (nach ihrer Aussage) – alles geklaut oder kaputt. Vor Weihnachten hat sie zwei Mikrowellen gekauft: in der einen hat jemand ein Plasma erzeugt, bei der anderen sind schon einige Knöpfe kaputt. Neulich ging ein Kühlschrank kaputt. Hinzukommt, dass Camper anscheinen gerne Waschbecken-Stöpsel mitgehen lassen. Sowie den Feuerlöscher und – das ist eigentlich der Gipfel – die Batterien aus dem Feuermelder.
Ich möchte ja auch sparen, wo ich kann. Aber ich gehe nicht so weit zu klauen. Auch nicht Seife oder Klopapier.

Über Tioletten

Eine kleine Notiz zu Toiletten: die sind in der Regel recht gut, auch die öffentlichen. Eine Sache kann ich nur nicht verstehen. Warum geht jemand auf das Sitzklo und pinkelt im Stehen, obwohl ein Pissoir vorhanden ist? Warum? Ich habe mir noch die schlimmste Toilette verfeinert, indem ich Klopapier auf die Brille legte…
Die Pissoir sehen übrigens oft sehr interessant aus. Meistens handelt es sich um eine metallene Wand mit Becken am Fuße. Dort pinkelt man dann rein. Es gibt keine Spülung, sondern das Ding spült alle – sagen wir – fünf Minuten von alleine. Nicht ganz blöd das Prinzip. Aber ich habe doch gerne mein eigens Becken, wenn da drei in der Reihe stehen und gegen eine Metall-Wand pinkeln… Da gehe ich lieber aufs Klo.

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