Es haben sich jetzt genug Ereignisse angesammelt, die zu einem spannenden neuen Kapitel meines Blogs taugen.
Bump
In Nelson habe ich noch schöne Tage verbracht, war sogar einmal auf einem Fußballspiel der U19 der Nelson Falcons und Youngheart Manuwhatu. Nelson hat leider verloren – die Jungs müssen auf jeden Fall an ihrer Passgenauigkeit arbeiten! Für mich war der 3.2. auch schließlich der letzte Tag in sunny Nelson, den ich noch in vollen Zügen genoss. Als ich am 3.3. losfuhr, war ich ziemlich traurig, ich mochte es in Nelson. Schönes Wetter, grün, nette Menschen. Ich hatte Gitarre gespielt, komponiert, gekocht, gelesen, was ich halt alles so mag. Doch der 3.3. musste halt kommen.
Ich legte an diesem Tag eine ganz schöne Strecke zurück – ich fuhr nach Picton, dann mit der Fähre nach Wellington und weiter nach Featherton auf einen freien Campingplatz… Stop! Über mein Wiedersehen mit Wellington muss noch mehr gesagt werden…
Ich hatte gerade getankt und tatsächlich einen Cheeseburger bei McDoof gegessen, als es passierte: ich fuhr rückwärts, um mich aus der Parklücke zu befreien, da machte es “plop”. Ich dachte, es sei der Wassereimer für den Fensterputzer – der war es leider nicht. Nein, ich habe mir eine Stoßstange eines roten Neuwagens (in dem Moment achtete ich nicht auf Marke und Modell) ausgesucht. Ich parkte aus, fuhr aber wieder in eine andere Parklücke. Was sollte ich tun? Abhauen? Der Typ war im Tankstellenshop… Jetzt geht er raus… Meine Gedanken rasen wie Autos auf Autobahnen… Der Mann steigt ins Auto… Soll ich hinlaufen? Da denke ich plötzlich an den Chaos-Camper aus Nelson: ein Schmarotzer, der Campingplätze o.ä. bestiehlt. Nein!, dachte ich, so willst du nicht sein! Außerdem hast du ja eine Versicherung! Ich laufe in Richtung des roten Wagens, in dem schon der Mann sitzt und losfahren will.
Er hatte die Beule gar nicht gesehen und schaut auch relativ desinteressiert und unbeeindruckt, als ich sie ihm zeige. Er erklärt mir das typische Prozedere wie das Austauschen der Daten.
Ich war dann schließlich wieder sehr ruhig. “Zum Glück habe ich ja die Versicherung!”, dachte ich damals. Eine Papierschlacht später und mein jetziges Wissen legen wutschnaubendes Toben ob meiner Torheit nahe. Meine Haftpflicht mit 300$/Halbjahr hat einen Selbstbehalt von 500$. Die sind also weg. 500$ verschwendet für dieses Beulchen, für die schlechte Sicht durch Regal und das “Car For Sale”-Schild. Apropos…
Car For Sale!
Nach dem Bums in Wellington bin ich nach Featherton gefahren, um auf einem freien Campingplatz zu nächtigen (nachdem ich bei einem anderen vor verschlossenem Tor stand). Dort fahre ich von der Schotterstraße auf die Wiese. Es ist inzwischen Dunkel, da die Wiese leicht abschüssig ist, durch den Winkel sehe recht wenig trotz Scheinwerfer. Ich fahre also runter, um unter den Bäumen einen Platz einzunehmen. Plötzlich huckeltes es, meine komplette Einrichtung und “Möbel” werden in die Höh geworfen – die Wiese ist mit Steinen und Baumstümpfen gespickt. Ich kehre ab, fahre wieder hinauf. Krrrrr… Ein Baumstumpf schrappt mit ekeligen Geräusch unter meinem Auto vorher, bevor ich mich festgefahren habe. Durch Rangieren konnte ich mich befreien.
Mit dem Schrecken über dem Bums und mit der Angst, dass ich gerade mein Auto schwer beschädigt hatte, schlief ich ein.
Am nächsten Tag fuhr ich nach Napier und kam in demselben Hostel unter, wo ich auch vor dreieinhalb Monaten auf dem Kiwi-Orchard arbeitend war, der Bluewater Lodge. Es ist eigentlich noch alles beim alten, die Unterbringung-im-Austausch-für-Arbeit-Arbeiter haben inzwischen gewechselt (Thomas hat eine Vorliebe für Aiaten…). Ein Paar, das auch damals unter den Arbeitenden war, ist immer noch hier, haben jedoch mehrmals den Arbeitgeber gewechselt und sind inzwischen im (Kiwi-)Verpackungshaus.
Das Hostel ist insgesamt aber nicht so voll, was ganz schön ist. Dadurch ist die Küche sauberer, leider nehmen die Unterbringung-im-Austausch-für-Arbeit-Arbeiter es mit den Toiletten nicht so genau…
In der letzten Zeit in Napier, bis Samstag, war ich vor allem damit beschäftigt, mein Auto zu verkaufen. Ich dachte, es sei besser, es so früh wie möglich zu machen, damit keiner den Preis drücken kann. Ich fing damit an, dass ich alle Leute gefragt habe, ob sie jemanden kennen, der ein Auto braucht. Dann habe ich Flyer gestaltet, gedruckt und verteilt, sogar in Hastings. Doch diese Art und Weise sein Auto zu verkaufen braucht Zeit. Ich – der ich ja auch nichts zu tun hatte – wurde jedoch nervös. So schaltete ich eine TradeMe-Anzeige. TradeMe ist das neuseeländische Ebay. Blöderweise kostet eine entsprechende Kleinanzeige 60 Dollar und damit man nicht einer von zehntausend ist, muss man schon etwas drauflegen, um ganz oben auf der Liste zu stehen. Es ist also ein ganz schön kapitalistisches Konstrukt. Es dauerte aber keinen halben Tag, da zeigte die 150-Dollar-Anzeige schon Wirkung. Ich bekam zwei Anrufe. Das war Freitag. Am Samstag stand der Termin mit dem ersten Interessenten.
Das war ein Man mittleren Alters, der mit seiner Frau kam (damit sie das Auto auch nach Haus bekommen). Während ich mit der Frau quatschte, inspizierte der Herr mein Autochen. Er nahm alles sehr genau unter die Lupe und schaute mit strengen Blick auf jeden Kratzer. Währenddessen erzählte seine Frau, er sei Automechaniker. Das hat man auch gesehen… So wie er mein Auto durchleuchtete. Nebenbei schenkte ich der Frau einen kleinen Ball, ein Werbegeschenk, das ich mal in der Fußgängerzone bekommen habe – jetzt solle es ihren Kindern nützlich sein.
Schließlich kam es zur Testfahrt. Natürlich erkannte sofort, dass der Wagen nach links zieht. Er hatte auch erkannt, dass die Reifen sich in einem katastrophalen Zustand befinden und ersetzt werden müssen und dass eine Sache unterm Auto gerissen ist, wahrscheinlich durch die eine Aktion ein paar Tage zuvor ausgelöst. So kam es zum Angebot: 2.200$, ich hatte aber für 2450$ inseriert. Ich konnte es noch auf 2250$ hochziehen.
Nachdem die beiden das Geld geholt und überreicht haben, waren sie weg. Und das Auto auch mitsamt den Campingsachen, dem eingebauten Regal und Navi, den Papi mir zum Geburtstag geschickt hatte (das hatte ich ja alles obendrauf gelegt). Meine Wohnung der letzten Monate wechselte so den Besitzer… Der Mann wollte noch den Preis drücken, kurz vor der Geldaushändigung. Er sagte “Der Wagen ist ja 1997, nocht ’98, wir angegeben” – “Achso? Oh, das habe ich wohl nicht richtig in Erinnerung gehabt.” – “Können wir dann nicht dich 2200$ sagen?” – “Neh… Bitte überlege, was alles dabei ist: sogar der Tank ist zum drittel voll und Registrierung bis nächsten Monat!” – seine Frau schaltet sich ein: “Travor, lass es doch gut sein!” – “Ok, ist ja gut, dann eben nicht…”
Und schwupp! So war mein guter Mortimer weg. Weg! Ich musste mich nun einer ganz neuen Art des Reisens stellen. Mit Bus! Ohne viel Komfort-Gedöns! Mit Rucksack wie ein richtiger Backpacker unterwegs sein. Zwar war ich aufgeregt und neugierig auf diese neue Erfahrung des Reisens, aber ebenso nervös. Mit dem Auto ging ein Stück Sicherheit. Es war wirklich wie ein Zuhause, wo ich immer hinkonnte, unabhängig, frei und teuer.
Habe moment kein Internet!