Philipps Neuseelandblog

Category: News

There and back again

So! Ich bin wieder im Lande! Ich bin jetzt seit einer Woche wieder zu hause. Und jetzt schreibe ich erst… Ich bin halt wieder im Trott. Es ist ein seltsames Gefühl, zumindest die ersten Tage. Da stehe ich vorm Kleiderschrank und frage mich: Was ziehe ich jetzt an? Das Problem stellte sich vorher gar nicht. Da habe ich Brot gebacken und stelle fest: Achja, jetzt muss ich wirklich gründlich sauber machen, bin ja zu hause (und nicht im Hostel oder aufm Campingplatz). Aber auch die Anwesenheit von Gewohntem und die Abwesenheit von Ungewohntem ist eine starke Umstellung. Organisation vom Alltag. Leute, die man kennt, und alle sprechen deutsch (plötzlich verstehen es alle, wenn man deutsch spricht). Schon komisch. Aber das pendelt sich schneller ein, als man denkt. Ich gehe ja auch schon wieder zu regelmäßigen Terminen wie Gesangsunterricht, Klavier- und Kompositionsunterricht, Theorie und Gehörbildung.
Aber ich genieße auch in vollen Zügen das zuhause-Sein: der Komfort, das luxuriöse Essen, das Klo, die Dusche, die Handtücher, das Klavier, die Gitarre, nicht zu vergessen das Bett und natürlich Familie und Freunde die ich so lange nicht gesehen habe!

Ich werde den Blog versuchen ein wenig zu bearbeiten, um ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dann werde ich ihn auch ausdrucken als Erinnerung… Aber erstmal muss ich ja von meiner letzten Erfahrung in Dubai berichten!

noch ein bisschen Dubai

Ich habe festgestellt: Dubai ist die sauberste, luxuriöseste, glänzendste und pompöseste Stadt die ich je gesehen habe, aber sicher auch die Oberflächlichste. Alles ist auf Glanz aufgelegt. Zum Beispiel das Hostel, große Lounge mit Ledersesseln, Mosaik und Kronleuchter, aber von den Toiletten fällt der Putz ab.
An meinem zweiten und letzten Tag in Dubai war ich auf dem Burj Khalifa. Das war zugegeben sehr faszinierend – man ist beeindruckt, was der Mensch schaffen kann. Die Aussichtsplattform ist auf halber Strecke zur Spitze und leider nur die zweithöchste Aussichtsplattform der Welt (die höchste ist in Shanghai). Sie bot einen guten Überblick über die Stadt. Endlich konnte ich alles sehen und wusste, wo was ist. Selbst die höchsten Gebäude sahen winzig aus.
Erwähnenswert war ansonsten ein Viertel am Wasser, das sehr stark an Hafen City in Hamburg erinnert. Die Anlage ist dieselbe, nur mit klobigen Häusern.
Am Abend wollte ich nochmals zum Burj Khalifa, um mir eine Lichtershow anzusehen. Ich bin durch die gesamte verdammte Shopping Mall gerannt, um dort hinzukommen. Und was war? Drei Minuten Springbrunnen (das war sehr schön) und ansonsten Licht-Installationen. Mehr nicht. Was bringt es mir, wenn hier und da mal eine Palme illuminiert ist? Sehr enttäuschend.

Am nächsten Morgen bin ich um fünfe aufgestanden, um zum Flug zu kommen. Der Muezin in der Moschee neben an konnte mich diesmal nicht um fünf aus dem Schlaf kraft seiner entrückten Gesänge reißen.
Der Flug war sehr entspannt. Aus dem Fenster blickend erspähte ich das Zweistromland, den Kaukasus, das schwarze Meer, die Alpen und sehr flaches Land, was zu Deutschland gehört. In Frankfurt gelandet, konnte ich nach ewiger Koffer(besser gesagt Rucksack)-Warterei meine Eltern in die Arme schließen. Sie waren sehr gerührt, meinem Vater verschlag es buchstäblich die Sprache.

Al Mahad De Al Caldemahya: Dubai

Nächster Halt: Dubai

Auf dem Flughafen in Auckland lief alles unerwartet flüssig aus der Hand. Ich kam an, lief durch die verschiedenen Portale und Kontrollen, durchstöberte die ganzen duty free shops und aß ein Subway. Dieses Duty Free macht mal so gar keinen Sinn*. Alles ist viel teurer als sonst. Tafel Whittaker: 7$! Ein bisschen Toblerone schon 30 und Milka macht sowieso keinen Sinn. Aber ich bin ja nicht hier, um einzukaufen, sondern um diesen verdammten Flug EK413 nach Dubai zu nehmen, Mist. Schon komisch, das Ende. Aber als ich auf dem Flughafen war, hat das Ende ja schon angefangen und so freute ich mich da schon aufs Ende vom Ende (Ankunft in Frankfurt), alles konzentrierte sich darauf, nicht mehr auf das, was kurz vorm Ende war. Die Taxi-Fahrt war gut überstanden und sogar günstiger als der Bus. Auf dem Rollfeld konnte ich meinen nächstes Transportmittel bestaunen, den A380, ein riesen Vogel. Zwei Stockwerke, 9 Sitze pro Reihe. Ich glaube Emirates steht so auf die, weil die First Class oben sein kann und nicht in Kontakt mit dem unwichtigen Gesocks kommt.

Aber tatsächlich wurde der Flug von Auckland nach Dubai ein sehr Angenehmer; der Vogel wurde gut geflogen, Kaugummis waren fast überflüssig, ich konnte richtig schlafen und hatte einen richtigen Computer vor der Nase. Jeder Sitz an einen richtigen Tablet – nicht so ein Spielzeug-Ding wie in der B777. Ich hatte Zugriff auf geschätzt zweihundert Filmen dazu dutzende Serien, davon Aufnahmen des Sydney Symphony Orchestras, auf Musik von Pop bis zur klassischen Moderne Schönbergs und Weberns, dutzende Spiele wie Wer-wird-Millionär. Ich konnte mich gut unterhalten, verspürte aber meistens den Wunsch zu schlafen. Der kleine Stop in Sydney war eine gute Gelegenheit, die Beine zu vertreten. Dem dreistündigen Flug nach Sydney schloss sich ein siebzehnstündiger Marathon nach Dubai an… Eine echte Bewährungsprobe für jedermanns Sitzfleisch. Die Sitze sind dort nämlich recht spartanisch. Aber irgendwann war ich dann halt da.

Es war fünf Uhr morgens. Ich setzte mich mit Sack und Pack in ein Starbucks, um mich mit Kaffe, einem Croissant (das mir auf dem Flieger als Vegetarier unverständlicher Weise verwehrt geblieben ist) und Angry Birds die Zeit zu vertreiben. Um die Zeit konnte ich unmöglich einchecken! Um ca. halb sieben musste ich mir ein Transportmittel zum YHA (Jugend Herberge) suchen, in das ich mich eingebucht habe und von dem ich nicht mehr als die Adresse wusste. Kaum ein paar Meter gelaufen quatscht mich ein Taxifahrer an. Ich nehme an und zahle 150 “Dubai money”. Es stellte sich heraus, dass dieser Mann (Inder) allem Anschein nach ein Schwarzer ist. Nicht die Hautfarbe, aber die Erwerbsmethode ist schwarz. Nun ja, im YHA dann wird mir schlagartig ein Fehler bewusst, der mir aber doch noch zu gute kommt: Ich habe vom 25. bis zum 28. gebucht. Es ist aber jetzt schon der 26. März. Das Geld ist schon bezahlt. Glücklicherweise konnte ich aber schon mein Zimmer beziehen und das Frühstücksangebot wahrnehmen. Letzteres brachte mir nicht so viel. Mein Magen ging auf den Barrikaden – das Alle-drei-Stunden-ein-drei-Gänge-Menu-Gegesse** hat meinen Magen mürbe gemacht. Das einzige, was mir hätte helfen können, wäre ein schönes Vollkornbrot.

Gestärkt möchte ich mich gleich auf den Weg zur Dubai Mall machen, aus zwei Gründen: Erstens, es regnet. Ja! Es regnet! Ene Wahrscheinlichkeit von 1:30! Für einen Empfang eigentlich noch ganz nett, glaube ich. Zweitens, ich habe ja keine drei Tage, sondern mit diesem nur zwei. Die muss ich selbstverständlich nutzen.
Auf der Türschwelle lerne ich einen Mann kennen, der mich in das Metro-System einweiht. Der Mann ist Chinese, der in Kanada lebt und dort Professor für Computer Science ist. Das System der Metro ist sehr opulent. Ich sage Metro, weil es weder Straßenbahn noch U-Bahn ist. Sie fährt ausschließlich auf einer auf Betonsäulen gestützten Trasse über die Straße und viele Häuser hinweg. Die Haltestationen sind reine Glaspaläste. Die Bahn selbst ist sehr sauber, weil man erstens ohne Ticket gar nicht erst in die Nähe der Bahn kommt und zweitens viele Krawatten-Träger damit fahren. Die Bahn wird komplett durch Computer gesteuert; damit keiner auf die Gleise stürzt, trennen Glaswände den Steig von den Schienen.
Die Bahn führt fast direkt in die Dubai Mall. Diese ist ein riesiges Gebäude (Größenordnung der Uni Bielefeld – nur mit mehr Stockwerken, mit tausenden von Geschäften, in den es alles (Nützliches ausgenommen) zu kaufen gibt. Hier gibt es auch den meines Wissens größten Buchladen der Welt, alle möglichen Mode-Läden, Schmuck, Elektronik, Luxus, Luxus, Luxus. Alles glänzt, goldet, glittert. Der Boden ist blank (überall laufen Boden-Wischer herum), vieles ist golden (Messing) oder spiegelt (mindestens!), alles ist prächtig illuminiert. Die Dubaier (Dubainesen, Dubier?) zeigen, dass sie durchaus einen Geschmack haben, sie finden einen Mittelweg zwischen Eleganz und exzessiver Gelddemonstration. Das Geraffel im Schaufenster verleiht dem Bild schlussendlich den absurden, bizarren, grotesken, ja gagaesken Touch. Es ist zwar schon alles recht arabesk, doch sehr westlich.

Vor der Tür habe ich Blick auf den Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt. Es ist schon verdammt hoch. Als ich davor stand, musste ich über das Mitre Peak (ein Berg) am Milford Sound nachdenken. Das ist ja locker mal doppelt so hoch und schießt schnurstracks zweitausend Meter aus dem Wasser empor. Der Vergleich mit dem Burj Khalifa machte mir deutlich, wie weit entfernt weg ich damals vom Mitre Peak stand…
Dann bin ich wieder zurück gefahren. Es war schon zwei Uhr. Ich habe noch gelesen, dann war es drei und ich müde. Ich drehte mich in meinem Bett einmal kurz um – wache wieder auf und es ist sechs Uhr. So schnell ist Zeit nie vergangen! Fast wie ein Koma! Ich muss direkt in der Tiefschlafphase gewesen sein. Nun ja, und jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Artikel. Gleich werde ich Wasser einkaufen gehen, da Leitungswasser nicht zum Trinken empfohlen wird.

Morgen werde ich den Burj Kahlifa erklimmen und mir Dubai generell angucken: Strand etc. Außerdem muss ich WLAN suchen müssen, um diesen Artikel überhaupt veröffentlich zu können.
Achja, “Al Mahad de Al Caldemahya” heißt offenbar “Nächste Station”.

* Außer der Icebreaker-Laden

** Das sind immer minimalistische Portionen. Im Endeffekt isst du sowieso alles durcheinander. Die Fleischesser kriegen so geile Sachen wie Kuchen, Pudding, Joghurt und Croissant. Die Vegetarier nur Gemüse, Gemüse, Gemüse (auch zum Frühstück).

A dieux, Neuseeland!

Nun ist es soweit! Ich schreibe jetzt meinen letzten Blogartikel auf neuseeländischen Boden. Wohl meine letzte Tätigkeit hier, bevor ich mich zum Flughafen begebe, mich in die Lüfte erhebe und nach Dubai sause. Dieser Anlass verpflichtet mich natürlich, ein wenig etwas Abschließendes zu sagen… Aber zuerst einige kleine Details über die letzten Tage.

Auckland

Ich bin mit dem InterCity Bus geschwind nach Auckland gefahren – 10 Stunden über Opotiki, Whakatane, Rotorua und Hamilton, was das ganze auf zehn Stunden Fahrt gestreckt hat. Der Bus hielt schließlich in “Sky City”, also dem Bereich, wo der berühmte Sky Tower von Auckland steht (dort befinden sich Hotels, i-site und Shopping Malls, wenn ich mich recht erinnere). Von dort musste ich mit Sack und Pack die überfüllte Queenstreet (alles noch beim Alten) erklimmen. Die Queenstreest ist ja bekanntlich ziemlich steil und so erinnerte ich mich – als ich gerade an “Shaolinkungfu Noodle” vorbeikam, wie ich vor fast exakt sechs Monaten diesen Abschnitt erklomm und ob der Rucksacklast feststellte, dass ich mir ein Auto kaufen müsste. Das Gemeine ist nämlich, dass wenn man den Teil mit den Asia-Imbissen überwunden hat, man die Turnerstreet hinaufmuss, die nochmal ein paar Grad drauflegt. Auch auf die Körpertemperatur; verschwitzt kam ich im YHA Hostel an. Genau! Es ist das Hostel, wo ich ganz am Anfang war. Doch hier ist in diesen Tagen längst nicht so viel los wie im September. Das macht den Aufenthalt sogar ziemlich angenehm. Während och vor sechs Monaten schockiert war, gefällt es mit jetzt ziemlich gut. Ich schlafe in einem Dreier-Zimmer – mit einem interessanten Zimmer-Kollegen (interessante Gespräche…).
Gestern bin ich durch die Stadt gelatscht: Konto auflösen, Sachen klären und Shoppen. Mir ist nämlich nach der Auflösung aufgefallen, dass ich noch 150$ im Portmonee habe. So kamen also eine Hose, Souvenirs und CDs zustande (in einem wirklichen coolen Musik- und Buchladen!). Dann musste ich noch Wäsche (mit der Hand) waschen.
Heute konnte ich stressfrei die Queenstreet ein letztes Mal bewundern, einen von Mrs. Higgins Keksen probieren, am Hafen chillen und Straßenmusik machen, bei der ich Null Dollar und Nullundnullzig verdient habe. In Auckland laufen ja nach wie vor viele Ostasiaten herum. Ich habe das Gefühl, dass gerade die darauf nicht so stehen. Aber das ist ja schon wieder eine Schublattierung. Seltsam, dass man nach 6 Monaten sich das Leben durch diese Muster immer noch einfacher mach! Auch mit dem Klo. Mir hat mal jemand erzählt, in Napier, gerade die Asiaten die dort im Packhouse arbeiteten (wo er ebenfalls tätig war), würden immer im Stehen ins Klo pinkeln, statt das Pissoir zu benutzen. Erst als ich hier im YHA einen Europäer mit eigenen Augen sichtete, wie er stehend die Toilette bepinkelte (er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, die Tür zuzumachen), hinterfragte ich diese Tatsache. Schublattierungen machen das Leben einfacher – die Welt aber nicht.
Gleich werde ich wohl mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Die Kosten werde ich mir mit zwei Deutschen teilen, die auch fliegen (aber nach Shanghai), das ist nämlich billiger als der Bus (mit 16$ nicht gerade erschwinglich).

Tschüs, NZ!

Ich bin sechs Monate in Neuseeland gewesen – gelandet am 26. September, und fliege jetzt, am 25. März. In dieser Zeit habe ich tolle Sachen erlebt, prägende Erfahrungen gehabt, vieles gelernt, schwere Aufgaben des harten Lebens gemeistert. Ich bin sicherlich selbstständiger geworden, habe mein Englisch entscheidend verbessert und auch mein Blick auf die Welt – insbesondere Deutschland – hat sich geändert. Es hat mir so gut getan mich unabhängig von Pflichten und “Freizeitstress” zu fragen: “Was will ich jetzt machen? Worauf habe ich jetzt Bock?” Wenn man das macht, dann lernt man sehr viel über sich selbst. Ich habe gelernt, dass ich wirklich keine High-Speed-Person bin (was ja keine Überraschung war), aber das Spontanität das Leben disproportional bereichert. Übt man beides zusammen aus – kann man ein entspanntes und abwechslungsreiches Leben führen!
Ich habe gelernt, dass Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit jedem gegenüber nicht nur mein Leben bereichert, sondern auch das anderer Menschen (Stichwort “Network of Kindness”). Und das hat nichts mit dem “Glücklichen Schwein und dem unglücklichen Sokrates” zu tun: Deutschlands Intellektualismus bringt vorwiegend grimmige Menschen und unglückliche Schweine hervor.

Die Neuseeländische Höflichkeit, die sich selbst nicht mit Distanz verwechselt (die deutsche Version), werde ich wohl am meisten vermissen. Natürlich auch die Freiheit, die Selbstbestimmtheit, die vielen interessanten Menschen, der interkulturelle Austausch, Farmbake Cookies, die unvergleichliche Natur, und und und

Was ich nicht vermissen werde: Verkehr, Poridge, Toast, Marmite, verrückte Autofahrer, Jobsuche, Geld ausgeben, dreckige Hostels, Chaos-Camper, öffentliche Toiletten und und und

Machs gut, Neuseeland! Wie sagen deine Leute so schön?

See ya!

Gisborne und die Kettensägen-Oma

Ich machte mich am Dienstag, 11. März, auf den Weg nach Gisborne. Ich hatte recht viel Glück und habe innerhalb von 5 Stunden einen Wwoof-Platz (zur Erinnerung: Willing Workers on organic Farms – 4 h Arbeit für Kost und Logis) dort bekommen (Am Sonntag abgesprochen und am Montag organisiert). Ich benutzte den InterCity-Reisebus, neben Nakedbus einer der zwei Reisebusunternehmen. In Neuseeland gibt es ja keinen öffentlichen Nahverkehr und keine Züge, aber Fernbusse.
Und so kam ich dann am Busbahnhof mit meinem 75l-Rucksack, meinem Daypack, meiner Gitarre und meiner Lebensmitteltasche an. Zum Glück hatte mir ein Engländer aus dem Hostel geholfen, das Ding war echt schwer. Am frühen Mittag ging der Bus… Und ich muss sagen, es ist eine sehr angenehme Art zu reisen. Während der Fahrt kann man die Landschaft genießen und muss sich nicht um die Straße kümmern, kann sogar lesen, Blog schreiben und so.

Gisborne

Mein Wwoof-Host, den ich mir organisiert hatte, war eine Frau namens Angela. Sie holte mich von der Busstation in einem Van ab. Sie war erstaunlich alt mit weißem Haar wie ein Igel. Zusammen holten wir noch einen weiteren Wwoofer ab – Sam (Samuel) aus Argentinien. Während ich Sam als guten Kerl einschätzte, fiel es mir bei Angela unglaublich schwer. Aber bei mir hängt sowieso viel von der Unterkunft ab – eine Küche oder ein Bad kann mehr über eine Person aussagen als Tausend Worte.
So kamen wir dann auf Angelas Hof, ein weißes Haus mit grünen Dach und roten Veranda-Planken, sehr schön anzusehen in dem Park-ähnlichen, grünem Garten. Direkt daneben zwei rote Schuppen, neben denen uralte, verrostete Trucks und Berge Holz herumlagen. Das Haus von 1898 (angeblich) erinnert an ein Sommerhaus aus den Südstaaten Amerikas: Eine Treppe führt auf die Veranda, auf der zwei in den Garten schauende Bänke standen, die große, zwei-flüglige Tür führt in den Flur – rechts ein Wohnzimmer, gerade aus die Küche. Die zweite Tür rechts entpuppte sich als mein Schlafzimmer. Ich schlief in einem Doppelbett, das in einem an Empire-Jugendstil erinnernden Raum mit Kamin positioniert war. Es war zwar nicht perfekt in Schuss (ich nenne nur an die abblätternde Tapete und den totem Fliegen auf der Fensterbank) und man konnte auch sicherlich nicht vom Boden essen, aber den Anspruch hatte ich ja gar nicht. Das war also schonmal gesichert.
Am ernsten Abend in diesem Haus auf Angelas Farm 20km von Gisborne entfernt habe ich mit Angela und Sam gekocht. Angela ist eine opportunistische Köchin, die gerne einfach vieles zusammen mixt. Und so kommen auch sehr leckere Sachen zustande. Angela erzählte, dass auch noch drei andere Deutsche da seien, doch “die verkriechen sich immer auf ihr Zimmer. Schlafen den ganzen Tag, glaube ich. Schlafen alle Deutschen so viel?”

Die Kettensägen-Oma

Angela ist ein ganz besonderer Charakter. Sie ist siebzig Jahre alt und unterhält zusammen mit Emma, ihrer Tochter, die Farm. Ihre Fitness ist erstaunlich: Sie schwingt munter ihre geliebte Kettensäge, klettert auf ihrem Lastwagen herum, rast mit ihrem Geländewagen durch die Botanik, isst Äpfel mit Würmern, schleppt Holz durch die Gegend, ist ständig in Bewegung und geschäftig, backt jeden Tag frisches Brot und kann hoch interessante Geschichten erzählen.
De drei deutschen sind zu 66% Prozent mein Alter: Julia und Marie; der Freund letzterer, Patrick (oder Paddy) ist vier Jahre älter. Zu fünft sollten wir also Angela auf der unglaublich großen Farm helfen.
Um acht Uhr fingen wir jeden Tag an: Holz auf und vom Lastwagen laden, Puketea-Holz entrinden, Wege mit dem Spaten wieder tauglich machen, Horopeto pflücken, Kawakawa pflücken und bearbeiten, alte Baumstämme auf die Farm interne Halde bringen, Feuer machen und so weiter. Sie hat uns stets eher leichte Aufgaben verpasst und auch – abgesehen vom Holz – stets auf Abwechslung wert gelegt. Mit den anderen habe ich mich sehr gut verstanden. Sam ist ein lieber Kerl, der gerne lacht, die Tiere liebt und immer fleißig und hilfsbereit ist. Julia ist etwas verträumt (und manchmal verplant), Marie ist ein Panda liebender Story-Teller und Patrick ein sehr Kopf gesteuerter Kekse-Vertilger.
Nach einer Woche kam auch noch Josef dazu… Ebenfalls deutsch. Er schlief in dem gleichen Raum wie ich (auf drei gestapelten Matratzen) und ist ein ganz Ruhiger. Er wurde in der Abizeitung zu 100% zum Jesus gewählt. Nichts könne sein Gemüt erhitzen, hat man den Eindruck.

In den zwei Wochen habe ich mich sehr wohlgefühlt – mir gefiel alles. Morgens ein bisschen arbeiten, den Rest des Tages zusammen chillen oder etwas unternhemen. Einmal waren alle zusammen (außer Sam, der uns am Sonntag verließ) am Meer und habe sehr viel Spaß in den riesigen Wellen im Meer gehabt. Mal haben wir Monopoly gespielt oder haben eine Erkundungstour über die Farm gemacht. Das Grundstück ist eine Hügellandschaft. Man kann sich schwer vorstellen, wie man hie farmen will, doch für die Kiwis ist das mit ihren Quads kein Problem. Ich durfte auch mal mit den Quads durch die Gegend fahren: die Schafe, Kühe, Truthähne, Ziegen besuchen.

Es ist eine richtige Frauen-Farm. Neben Angela und der Angestellten Lynn arbeitet Angies Tochter Emma auf der Farm. Sie macht dies und das und schwingt enthusiastische Reden gegen Premierminister John Key, der mit seinen Öl-Veträgen das Land gefährdet.

All das musste ich nach den zwei Wochen wieder zurücklassen: das war ganz schön schade. Ich habe viel erlebt und wieder gelernt. Ich habe nochmal etwas ganz anderes kennengelernt – das neuseeländische Farmleben. Mit seiner natürlichen Schönheit und all seinem Dreck, den Tieren. Der Hund Io (der jede Frau im Haus bis ins Exorbitante entzückt hat), der dicke Kater Darjeeling (der nur ein Miauen aufwenden muss, um Io in die Flucht zu schlagen), Kater Gary, Katze Pesto, die Ratte in dem Mauseloch in der Küche (wir zu den Haustieren gezählt), Schafe, Fliegen und Possums (die sich manchmal Zugang zum Haus verschaffen) – alle sie gehörten dazu. Ich könnte so viele Geschichten erzählen, Anekdoten wie Ernste, aber dafür ist nicht die Zeit.

Momentan bin ich auch schon wieder auf der Weiterreise. Denn es ist mein Vor-vor letzter Tag! Ich fahre mit dem Bus von Gisborne nach Auckland. Dort werde ich nochmal im YHA übernachten und ein paar Dinge erledigen, bevor ich nach Dubai fliege.
Ich bin natürlich traurig, dass ich hier wegmuss, aber ich freue mich auch auf mein Zuhause. Ich könnte wirklich noch ein bisschen Weiterreisen… Das Ausruhen bei Angie hat gutgetan!

Von Nelson nach Napier

Es haben sich jetzt genug Ereignisse angesammelt, die zu einem spannenden neuen Kapitel meines Blogs taugen.

Bump

In Nelson habe ich noch schöne Tage verbracht, war sogar einmal auf einem Fußballspiel der U19 der Nelson Falcons und Youngheart Manuwhatu. Nelson hat leider verloren – die Jungs müssen auf jeden Fall an ihrer Passgenauigkeit arbeiten! Für mich war der 3.2. auch schließlich der letzte Tag in sunny Nelson, den ich noch in vollen Zügen genoss. Als ich am 3.3. losfuhr, war ich ziemlich traurig, ich mochte es in Nelson. Schönes Wetter, grün, nette Menschen. Ich hatte Gitarre gespielt, komponiert, gekocht, gelesen, was ich halt alles so mag. Doch der 3.3. musste halt kommen.

Ich legte an diesem Tag eine ganz schöne Strecke zurück – ich fuhr nach Picton, dann mit der Fähre nach Wellington und weiter nach Featherton auf einen freien Campingplatz… Stop! Über mein Wiedersehen mit Wellington muss noch mehr gesagt werden…
Ich hatte gerade getankt und tatsächlich einen Cheeseburger bei McDoof gegessen, als es passierte: ich fuhr rückwärts, um mich aus der Parklücke zu befreien, da machte es “plop”. Ich dachte, es sei der Wassereimer für den Fensterputzer – der war es leider nicht. Nein, ich habe mir eine Stoßstange eines roten Neuwagens (in dem Moment achtete ich nicht auf Marke und Modell) ausgesucht. Ich parkte aus, fuhr aber wieder in eine andere Parklücke. Was sollte ich tun? Abhauen? Der Typ war im Tankstellenshop… Jetzt geht er raus… Meine Gedanken rasen wie Autos auf Autobahnen… Der Mann steigt ins Auto… Soll ich hinlaufen? Da denke ich plötzlich an den Chaos-Camper aus Nelson: ein Schmarotzer, der Campingplätze o.ä. bestiehlt. Nein!, dachte ich, so willst du nicht sein! Außerdem hast du ja eine Versicherung! Ich laufe in Richtung des roten Wagens, in dem schon der Mann sitzt und losfahren will.
Er hatte die Beule gar nicht gesehen und schaut auch relativ desinteressiert und unbeeindruckt, als ich sie ihm zeige. Er erklärt mir das typische Prozedere wie das Austauschen der Daten.
Ich war dann schließlich wieder sehr ruhig. “Zum Glück habe ich ja die Versicherung!”, dachte ich damals. Eine Papierschlacht später und mein jetziges Wissen legen wutschnaubendes Toben ob meiner Torheit nahe. Meine Haftpflicht mit 300$/Halbjahr hat einen Selbstbehalt von 500$. Die sind also weg. 500$ verschwendet für dieses Beulchen, für die schlechte Sicht durch Regal und das “Car For Sale”-Schild. Apropos…

Car For Sale!

Nach dem Bums in Wellington bin ich nach Featherton gefahren, um auf einem freien Campingplatz zu nächtigen (nachdem ich bei einem anderen vor verschlossenem Tor stand). Dort fahre ich von der Schotterstraße auf die Wiese. Es ist inzwischen Dunkel, da die Wiese leicht abschüssig ist, durch den Winkel sehe recht wenig trotz Scheinwerfer. Ich fahre also runter, um unter den Bäumen einen Platz einzunehmen. Plötzlich huckeltes es, meine komplette Einrichtung und “Möbel” werden in die Höh geworfen – die Wiese ist mit Steinen und Baumstümpfen gespickt. Ich kehre ab, fahre wieder hinauf. Krrrrr… Ein Baumstumpf schrappt mit ekeligen Geräusch unter meinem Auto vorher, bevor ich mich festgefahren habe. Durch Rangieren konnte ich mich befreien.
Mit dem Schrecken über dem Bums und mit der Angst, dass ich gerade mein Auto schwer beschädigt hatte, schlief ich ein.

Am nächsten Tag fuhr ich nach Napier und kam in demselben Hostel unter, wo ich auch vor dreieinhalb Monaten auf dem Kiwi-Orchard arbeitend war, der Bluewater Lodge. Es ist eigentlich noch alles beim alten, die Unterbringung-im-Austausch-für-Arbeit-Arbeiter haben inzwischen gewechselt (Thomas hat eine Vorliebe für Aiaten…). Ein Paar, das auch damals unter den Arbeitenden war, ist immer noch hier, haben jedoch mehrmals den Arbeitgeber gewechselt und sind inzwischen im (Kiwi-)Verpackungshaus.
Das Hostel ist insgesamt aber nicht so voll, was ganz schön ist. Dadurch ist die Küche sauberer, leider nehmen die Unterbringung-im-Austausch-für-Arbeit-Arbeiter es mit den Toiletten nicht so genau…

In der letzten Zeit in Napier, bis Samstag, war ich vor allem damit beschäftigt, mein Auto zu verkaufen. Ich dachte, es sei besser, es so früh wie möglich zu machen, damit keiner den Preis drücken kann. Ich fing damit an, dass ich alle Leute gefragt habe, ob sie jemanden kennen, der ein Auto braucht. Dann habe ich Flyer gestaltet, gedruckt und verteilt, sogar in Hastings. Doch diese Art und Weise sein Auto zu verkaufen braucht Zeit. Ich – der ich ja auch nichts zu tun hatte – wurde jedoch nervös. So schaltete ich eine TradeMe-Anzeige. TradeMe ist das neuseeländische Ebay. Blöderweise kostet eine entsprechende Kleinanzeige 60 Dollar und damit man nicht einer von zehntausend ist, muss man schon etwas drauflegen, um ganz oben auf der Liste zu stehen. Es ist also ein ganz schön kapitalistisches Konstrukt. Es dauerte aber keinen halben Tag, da zeigte die 150-Dollar-Anzeige schon Wirkung. Ich bekam zwei Anrufe. Das war Freitag. Am Samstag stand der Termin mit dem ersten Interessenten.
Das war ein Man mittleren Alters, der mit seiner Frau kam (damit sie das Auto auch nach Haus bekommen). Während ich mit der Frau quatschte, inspizierte der Herr mein Autochen. Er nahm alles sehr genau unter die Lupe und schaute mit strengen Blick auf jeden Kratzer. Währenddessen erzählte seine Frau, er sei Automechaniker. Das hat man auch gesehen… So wie er mein Auto durchleuchtete. Nebenbei schenkte ich der Frau einen kleinen Ball, ein Werbegeschenk, das ich mal in der Fußgängerzone bekommen habe – jetzt solle es ihren Kindern nützlich sein.
Schließlich kam es zur Testfahrt. Natürlich erkannte sofort, dass der Wagen nach links zieht. Er hatte auch erkannt, dass die Reifen sich in einem katastrophalen Zustand befinden und ersetzt werden müssen und dass eine Sache unterm Auto gerissen ist, wahrscheinlich durch die eine Aktion ein paar Tage zuvor ausgelöst. So kam es zum Angebot: 2.200$, ich hatte aber für 2450$ inseriert. Ich konnte es noch auf 2250$ hochziehen.
Nachdem die beiden das Geld geholt und überreicht haben, waren sie weg. Und das Auto auch mitsamt den Campingsachen, dem eingebauten Regal und Navi, den Papi mir zum Geburtstag geschickt hatte (das hatte ich ja alles obendrauf gelegt). Meine Wohnung der letzten Monate wechselte so den Besitzer… Der Mann wollte noch den Preis drücken, kurz vor der Geldaushändigung. Er sagte “Der Wagen ist ja 1997, nocht ’98, wir angegeben” – “Achso? Oh, das habe ich wohl nicht richtig in Erinnerung gehabt.” – “Können wir dann nicht dich 2200$ sagen?” – “Neh… Bitte überlege, was alles dabei ist: sogar der Tank ist zum drittel voll und Registrierung bis nächsten Monat!” – seine Frau schaltet sich ein: “Travor, lass es doch gut sein!” – “Ok, ist ja gut, dann eben nicht…”

Und schwupp! So war mein guter Mortimer weg. Weg! Ich musste mich nun einer ganz neuen Art des Reisens stellen. Mit Bus! Ohne viel Komfort-Gedöns! Mit Rucksack wie ein richtiger Backpacker unterwegs sein. Zwar war ich aufgeregt und neugierig auf diese neue Erfahrung des Reisens, aber ebenso nervös. Mit dem Auto ging ein Stück Sicherheit. Es war wirklich wie ein Zuhause, wo ich immer hinkonnte, unabhängig, frei und teuer.

Habe moment kein Internet!

Über die Oper und den Chaos-Campern

Hier kommt ein frischer Bericht aus Nelson. Viel ist nicht passiert – habe aber doch einige erwähnenswerte Dinge erlebt. So war ich “in der Oper”, habe mir das “Zentrum von Neuseeland” angeguckt, habe interessante Gespräche über dreiste Camper mit der Besitzerin des Campingplatzes geführt und vieles mehr.

Über die Oper

Es war in der letzten Woche, ich glaube Samstag, als Oper angesagt war. Durch einen Alaskaner (Alaskese, Alaskaneser, Alasker…?) hatte ich den Tip bekommen. Ich habe mir einen schönen Tag gemacht, der auf Vorfreude auf den Abend bestimmt war. Ich wusste nur, dass es ein Open Air Festival sein sollte und viele Menschen erwartet wurden. Am Abend bin ich schließlich die 4-5 km in die Stadt gefahren (so weit ist nämlich der Campingplatz von der Innenstadt entfernt) und die Parkplatzsuche hat sich als recht stressig erwiesen… Man kann halt nie früh genug los. Nach guter Manier fing das Konzert um 19:30 im Rugbystadion an. Die Menschen saßen auf dem Rasen oder hatten sich Campingstühle mitgebracht. Einige knusperten Chips, die anderen hatten sich im professionellen Picknick-Koffer Thunfischauflauf, selbst gebackene Kekse und Brot, Wein und Pfirsiche mitgebracht. Ich kam mit meinem Auberginen-Muffin sehr gut aus.
Fünf Interpreten performten schließlich mit dem Wellington Orchestra: zwei neuseeländische Opernsänger, aber auch zwei Maori-Pop-Musiker und ein international renommierter Jazz-Trompeter und Posaunist (James Morrison aus Australien). Besonders die Episode mit James hat richtig Spaß gemacht und Dirigent Mark hat richtig in die Kacke gehauen (dem das Schlagzeugsolo offenbar mehr Spaß gemacht hat als die um dem Schlagzeug herum positionierten Bläser. Die Armen mussten sich die Ohren zuhalten). Der Maori-Sprechgesang war ganz interessant, “aber nicht was für immer”. Die Opernsänger haben Standard zum besten gegeben. Mitr war egal, wie perfekt oder gut, es war einfach schön. Am Ende bildete das pompöse Feuerwerk (freundlich gestiftet durch Zumo und (c)Combats Pyrotechnique) einen runden Abschluss. Egentlich fühle ich mich jetzt erst im Jahr 2014 angekommen. Während ich vor dieser Zeit hier in Nelson noch mehr im Moment gelebt habe, denke ich jetzt mehr über 2014 nach.

Über Chaos-Camper

Ich bin hier schon ca. eine Woche in Nelson, auf dem selben Campingplatz. Da ich nur acht Dollar zahle und keinen Sprit habe ich auch kein schlechtes Gewissen dadurch. Es kommen immer mal wieder Gespräche mit der Besitzerin zu stande, die meinen vollsten Respekt hat. Die Rezeption hat von 9-21 Uhr auf, sie putzt auch hin und wieder (wenn die Angestellte frei hat) und hat noch viel andere Arbeit am Hals. Es geht immer etwas kaputt oder geht schief, was gerichtet werden muss. Verdienen kann sie nicht viel: 8 Dollar pro Tag… Bei zwanzig dreißig Campern pro Tag also 240 Dollar plus zwei Ehepaaren in einer Hütte, das sind nochmal plus 160, also 400 Dollar pro Tag. Minus 15 Prozent Mehrwertsteuer sind 320 Dollar. Minus Wasser, Strom, Grundstückssteuer, Müll, Lohn und so weiter. Viel dürfte nicht übrig bleiben.
Und dann erzählt sie gerne, was für Erfahrungen mit Campern sie schon gemacht hat: angefangen vom Handwaschseifen-Missbrauch als Duschgel, bis zum Seifen- und Klopapier-Klau bis Vergessen der Herdplatten. Dabei nehmen Diebstähle und Destruktionen einen großen Raum ein. Die Camper kriegen alles in die Wicken, wie mein Papa sagen würde. So war die Küche mal voll ausgestattet mit Töpfen, Pfannen, Toastie, Ofen, einfach alles (nach ihrer Aussage) – alles geklaut oder kaputt. Vor Weihnachten hat sie zwei Mikrowellen gekauft: in der einen hat jemand ein Plasma erzeugt, bei der anderen sind schon einige Knöpfe kaputt. Neulich ging ein Kühlschrank kaputt. Hinzukommt, dass Camper anscheinen gerne Waschbecken-Stöpsel mitgehen lassen. Sowie den Feuerlöscher und – das ist eigentlich der Gipfel – die Batterien aus dem Feuermelder.
Ich möchte ja auch sparen, wo ich kann. Aber ich gehe nicht so weit zu klauen. Auch nicht Seife oder Klopapier.

Über Tioletten

Eine kleine Notiz zu Toiletten: die sind in der Regel recht gut, auch die öffentlichen. Eine Sache kann ich nur nicht verstehen. Warum geht jemand auf das Sitzklo und pinkelt im Stehen, obwohl ein Pissoir vorhanden ist? Warum? Ich habe mir noch die schlimmste Toilette verfeinert, indem ich Klopapier auf die Brille legte…
Die Pissoir sehen übrigens oft sehr interessant aus. Meistens handelt es sich um eine metallene Wand mit Becken am Fuße. Dort pinkelt man dann rein. Es gibt keine Spülung, sondern das Ding spült alle – sagen wir – fünf Minuten von alleine. Nicht ganz blöd das Prinzip. Aber ich habe doch gerne mein eigens Becken, wenn da drei in der Reihe stehen und gegen eine Metall-Wand pinkeln… Da gehe ich lieber aufs Klo.

Von Limonen und Sauerkraut

Nun möchte ich mal wieder mein Lesepublikum mit einem neuen Lebenszeichen erquicken. Dieses Zeichen kommt aus Nelson…

Ich habe im letzten Bericht schon dargelegt, dass ich nach Blenheim wollte. Ich wollte dort arbeiten. Zur Erinnerung: Ich war dort bereits für eine Nacht – auf Arbeitssuche etwa einen Monat davor – und ich fand es ganz schrecklich. Aber in Blenheim gibt es nun mal Arbeit, d.h. es ist bekannt für seine Backpacker-Jobber. Die Angepasstheit an Backpacker war einer der Gründe; ich hatte ja nur noch zwei Wochen Zeit und die Arbeitgeber müssen deshalb mit einer kurzfristigen und -zeitigen Beschäftigung von mir rechnen.
Ich war also wieder da… Und Blenheim ist immer noch eine schreckliche Stadt. Um meine Abneigung zu verdeutlichen, werde och mal etwas Präziser: Blenheim ist flach, ganz flach. Es liegt in einer weiten, gelben Graslandschaft mit Hügeln am Horizont. Durch die Innenstadt verläuft der Highway von Picton (Wellington Fähre) nach Christchurch. Dementsprechend donnernd mehrere Lastwagen pro Minute den Highway durch die Innenstadt (!) entlang, kurven durch die Dutzenden Kreisverkehre (in Blenheim gibt es keine Ampeln, nur dusselige Kreisel) und verpesten die Luft. Architektonisch hat Blenheim den Charme von Wuppertal. Das Stadtbild ist geprägt von Betonwundern und ausladenden Blechbauten.
Blenheim kontra Arbeit. Zwar ist Blenheim blöd, aber ich war wirklich willig, das mal beiseite zu schieben, um einfach mal wieder länger an einem Ort zu bleiben und mal wieder ein Plus zu erwirtschaften. Ich fand viel über den lokalen Markt heraus: Blenheim ist dank der vielen Sonnenstunden ein Eldorado für Weingüter. Das finde ich komisch… Wenn ich an Weinregionen denke, denke ich an die Mosel, an die Toskana oder Bordeaux, aber nicht an die Region Essen – oder eben Blenheim. Darüber hinaus sind andere sonnensüchtige Früchte verbreitet sowie einige Fabriken. Ich habe mir Nummern besorgt und einiges in Bewegung gesetzt – alles vergebungslos. Der Wein ist noch nicht so weit, die freien Stellen belegt. Ehrlich gesagt viel mehr der Abschied von Blenheim nicht schwer. Am Ende des Tages bevor ich Bxxxheim verließ, gab es noch eine schöne Überraschung: Auf dem DOC Campsite, wo ich war, war ein englisches Paar aus Leeds, das auf einer Fischertour waren (in Kaikoura) und einen Überfluss an Fisch hatten. So hatte ich ein luxuriöses Abendessen mit super leckeren Fisch. Zwei Abende zuvor hatte ich das selbe Erlebnis. Die Fischertouren scheinen wohl beliebt bei Engländern zu sein. Die einen kamen übrigens aus London, die anderen aus Leeds, das nördlich von London liegt. Ich habe ihnen erzählt, dass ich schon auf Leeds Castle war, aber das liegt komischerweise südlich von London. Neben Leeds Castle gibt es ein ganz witziges Heckenlabyrinth, an das ich erst ein paar Tage zuvor gedacht hatte. Manchmal ist das ja witzig.

Wie dem auch sei. Spontan wie ich bin bin ich abgehauen, nach Nelson. Ich war wieder auf einen Campingplatz, der mir 8$ mit Abstand der günstigste Campground mit Küche ist, den ich bisher gesehen habe. Nelson ist einfach klasse, ich liebe es inzwischen von ganzen Herzen. Weil hier so viel die Sonne scheint, wird es auch “sunny Nelson” genannt. Es ist grün, mit lebhafter Innenstadt. Inzwischen habe ich lebhafte Innenstädte mit vielen Geschäften lieb gewonnen – der lebendige Handel macht mich selber lebendiger. Stilvolle Cafés, Alleen und nette Architektur schmeicheln meiner Seele. Und dennoch, obwohl Nelson den Status “City” trägt, hat es ihn gar nicht verdient – von der Einwohnerzahl her. Aber wie heißt es so schön: Geistige bzw. Seelische Größe!

Wie schön wäre es, hier zu arbeiten! Ach ja. Ich habe mich auch hier bemüht. Telefoniert, Jobagenturen kontaktiert, Klinke geputzt – alles erfolglos. Hier ein Dialog mit der Rezeptionsfrau bei Hoddy’s Apfelorchard:

Frau: Hallo.
Ich: Guten Tag.
Frau: Du siehst aus, als suchest du Arbeit (zeigt auf meine Mappe mit Lebensläufen)
Ich: Richtig! Sie haben es erkannt!
Frau: Wir sind eigentlich voll, aber komm mal mit. Hier ist ein Formular, das füll mal aus.
(Ich fülle das Formular aus. Die Frau sieht meine Erfahrungen auf dem Kiwi Orchard und in der Fabrik. Sie schätzt anscheinend die Jowat-Erfahrung – Ich habe es als Kleber-Thinning verpackt… Ihr Gesicht hellt sich auf)
Frau: Morgen starten die Neuen im Packhouse. Erfahrungsgemäß geben immer einige in den ersten Tagen auf. Dann kannst du nachrücken.
Ich (erfreut): Ja, das hört sich gut an.
Frau: Wie lange bist du denn hier?
Ich (naiv): bis zum 3. März.
Frau: haha, warum sagst du das nicht gleich? Dann hätten wir uns das ganze sparen können! Für so eine kurze Zeit stellen wir keinen ein. Auf Wiedersehen.
Ich: Um Zeit zu sparen… Glauben Sie, auf anderen Orchards hätte ich eine Chance…
Frau: Nein, das kannst du vergessen. Auf Wiedersehen.
Ich: …in Napier habe ich nämlich auch nur eine so kurze Zeit gearbeitet.
Frau: Ja, am Ende der Saison, wenn es zu Engpässen kommt, dann passiert das, sonst nicht. AUF WIEDERSEHEN!
Ich (freundlich): Auf Wiedersehen.

Seit dem habe ich das abgehakt. Ich werde wohl oder übel meine restliche Zeit in Nelson und auf der Südinsel in Nelson auf diesem günstigen Campingplatz verbringen müssen… Ganz frei nach dem Brooklyn’schen Sprichwort: “If lives gives you a lemon, make lemonade” (Wenn das Leben dir Saures gibt – also eine Limone -, mach Limonade daraus). Ich mache das beste daraus! Es ist zwar echt schade, das Geld hätte ich gut gebrauchen können, aber jetzt kann ich mich wenigstens auf die Aufnahmeprüfung (Gehörbildung) vorbereiten (ich habe mich entschieden, einen Musikstudiengang anzustreben).
Wenn ich nicht so viel für Sprit blechen muss, kann das sogar kostengünstig sein. Im letzten Monat habe ich das meiste für Sprit ausgegeben. Der Campingplatz ist günstig und mit meinen zwei Töpfen kann ich eh kein teures Essen zaubern.
Gestern hat mir das Leben übrigens nochmal Saures gegeben: ich habe mir Sauerkraut in der Dose gekauft. Aber das schmeckte überhaupt nicht… Es schmeckte, als wäre Zitrone drin (oder industrielle Zitronensäure) – Richtig sauer! Vielleicht sollte man das Sprichwort ändern: If live gives you lemon, make Sauerkraut.

…zum Meer!

In den letzten Tagen ist nichts geschehen, was meinem Spektakel lüsternem Lesepublikum auch nur im Geringsten Satisfaktion bereiten könnte, außer vielleicht…
Dass ich am nächsten Morgen nach meinem letzten Eintrag in ein Loch des ausgefahrenen Weges gefahren bin und stecken blieb, sodass sogar ein Reifen im Freien hing… Die mehr oder weniger nüchterne Rettungsaktion eines hilfsbereiten Menschen war zwar überhaupt nicht spektakulär, aber für den Eigentümer des betroffenen Vehikels doch ein wenig aufregend…
Für diesen Tag war eine Stadtbesichtigung anberaumt, die ich auf eigener Faust zu tun gedachte. Und so geschah es, dass ich durch Christchurch (Abk. Chch – das kann man im Deutschen auf 9 verschiedene Arten aussprechen) latschte.
Christchurch sei die “englischste” der drei Großstädte Neuseelands, in der Tat stehen einige Vintage-Gebäude in der Innenstadt, die ein bisschen Flair bereiten, auch die ein wenig unnötige Straßenbahn trägt dazu bei. Aber mir ist es immer noch zu wenig Geschichte und alte Gebäude. Ich brauche das. Denn das ist es, empfinde ich, was einer Stadt Leben einhaucht. Und trotzdem – Geschichten gibt es in Chch. 2011 und 2012 wurde es durch Erdbeben heftig zerstört, bei letzteren starben 140 Menschen. Viele alte Gebäude, so auch das Wahrzeichen, eine neugotische Kathedrale, wurden (teilweise) zerstört. Jetzt noch erklingen die Baumaschinen in Christchurch und tragen zum Klang der Stadt bei.

Am nächsten Morgen (ich hatte mich auf einem recht günstigen Campingplatz auf der Akaroa-Halbinsel niedegelassen) fiel ich in ein Loch. Mein Problem: ich hatte keinen Plan. Ich wollte nach Blenheim und arbeiten. Das muss nämlich mal wieder sein. Ich mag zwar Blenheim nicht so, aber da sollte es jetzt Arbeit geben. Aber das einzige annehmbare (Arbeits-)Hostel war voll. Ich würde gerne nach Nelson und dort arbeiten. Aber wie kann ich dort Kontakt zu den Farmern aufbauen? Wie soll ich dort Arbeit in kurzer Zeit finden?
Wwoofen – gute Idee, aber dafür muss ich wissen wann und wo. Wie gesagt, dieser Tag war nicht so toll. Und so geschah es, dass ich dort blieb, wo ich war.

Tags darauf fuhr ich weiter nördlich nach Kaikoura, eine richtige Meerstadt mit ausgeprägter Fischereikultur (hier scheint sich alles um Fisch, Möwe und Wal zu drehen). Ich blieb (mit der Nacht die noch vor mir liegt) vier Nächte hier. In der Zeit versuchte ich Jobmäßig etwas n Bewegung zu setzen. Doch die antelefonierten Apfelbauern sind alle versorgt, die Wwooofing-Hosts antworten nicht und ich kann nichts machen. Doch ein Hoffnungsschimmer! Zwei Damen, mit denen ich über Brot und Arbeitssuche geplaudert haben, gaben mir die Telefonnummer von einer Tracy, die wohl Arbeit vermittelt. Allerdings wird es wohl schwierig, für die kurze Zeit etwas zu finden.

Mal sehen, ob der Wind günstig steht, wenn ich morgen nach Blenheim fahre.
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Von See zu See zu See

In der Zeit, in der ihr nichts von mir gehört habt, war ich nicht untätig. Ganz im Gegenteil ich habe viele hundert Kilometer zurückgelegt und ein weiteres besonderes Erlebnis gehabt.
Das letzte mal, dass ich geschrieben habe, war in Te Anau in Fiordland. Am nächsten Tag bin ich wieder ca. 200 Kilometer zurück nach Queenstown und dann einige Kilometer nordöstlich gefahren, bis ich am Lake Dunstan nahe Cromwell landete. Dort ließ ich mich auf einem freien Campingplatz nieder. Auf dem Weg fuhr ich an den “Remarkables”, also die “Besonderen”, vorbei. Auf dieser Gebirgskette wurde die Szene aus den Ringfilmen gedreht, wo die Gefährten aus Moria finden. Außerdem überquerte ich den den Kawerau River, der in jenem Film als Fluss Anduin dient. Der folgende Tag war sehr durch Autofahren bestimmt.
Doch das Kino, das sich direkt vor meiner Windschutzscheibe abspielte, möchte ich nicht missen!
Ich bin über den Lindis-Pass gefahren. Während in Central-Otago schon richtig Kontinentalklima bemerkbar war (Sommer warm, Winter kalt), machte sich jetzt eine Steppe bemerkbar, dessen sandige, von kreisrunden Grasbüschel bewachsene Fläche durch hohe Berge aufgebrochen war. Die Berge sind glatt – keine Felswände, sondern endlose formschöne Riesenhügel, mit den charakteristischen Grasbüscheln. Ein Berg sah damit so ähnlich aus wie eine Kugel Eis mit Schokokügelchen. Nun ja.
Auf einem “Ausguck”, der seinen Namen wirklich nicht verdiente, da mur fünf Meter über der Straße, kam ich auf die Idee, einen Berg zu erklimmen. Das war recht einfach. Der Boden ist dort zwar sandig, aber eben, die Büschel kann man wie eine Treppe benutzen. Mich trennten noch geschätzt dreißig Meter vom Gipfel, als ich aufgab. Es wurde zu steil und ich hatte nicht das richtige Fußwerk – nur Schlappen… Das Gras indes wurde indes zum Fluch, als dass es getrocknet meine Schlappen zum Abrutschten brachten.
Trotzdem gelangen mir, bemerkenswerte Fotos und ich konnte den Ausblick genießen!
Kurz danach öffnete sich das Gebirge in eine weite Fläche – das sogenannte MacKenzie Country, das nach einem spektakulären Schafraub eines Herren James MacKenzie benannt wurde. Hier dominiert die Farbe gelb das Farbspektrum, gelb ist das Gras, das sich Meilen über Meilen erstreckt, bis es an die schneebedeckten Berge stößt und mit dem blauen Himmel kontrastiert. Ich könnte mir dieses Bild immer wieder und wieder vor Augen führen. Diese Weite mit der Sicherheit der Berge hat etwas Beruhigendes, ehernes. Im Lake Pukaki spiegelte sich Mt Cook, der höchste Berg Neuseelands, im glatten Wasser. Zauberhafte Lichtstimmung.
Mein Ziel des Tages sollte aber Lake Tekapo sein.
Ich blieb auf einem Campingplatz dort, ein Motorcamp, das sehr enttäuschend war. Vollgestopft. Toilette und Dusche war Unisex und in einem Gebäude bzw. Raum. Bei so einem Gewusel fällt mir das Kacken ehrlich gesagt ein bisschen schwer. Auch die Stadt war ein Gewusel, ich meine das 400 Seelen Dorf. Hundertschaften von Asien haben dieses Örtchen als Stützpunkt erkoren und invasiert – fragt nicht wieso! Der See mit seinem milchich-türkisblauen Wasser ist sehr schön, auch das Panorama mit den Bergen m Hintergund ist attraktiv.
Mein Ziel war aber ein Berg. Das heißt, was darauf steht: Observatorien, Sternwarten. Mt John hat erwiesener Maßen den schönsten Sternenhimmel Neuseelands, was schon was heißen mag! Ein Unternehmen bietet Nachtexkursionen auf den Berg mit Blick durch die großen Teleskope an. Ein Kindheitstraum für mich. Wisst ihr noch, wie ich früher Astronom werden wollte? Diese Tour wäre eigentlich perfekt für mich. Aber: 135 Dollar. Und das steht auf dem Flyer, “bitte freundlich zur Kenntnis nehmen… Keine Geldzurückerstattung bei schlechter Sicht… MOA Teleskop steht nicht immer zur Verfügung… Der Astrophotograph auch nicht…” Und dann sagt die Frau vom Infocenter doch glatt in Patricks (von Spongebob) Manier: “Ein paar Sterne sieht man doch immer.” Der Herr von jenem Unternehmen war eher mit dem Facebook beschäftigt als mit dem Beantworten meiner Fragen. Der Spaß sollte 135 Dollar kosten. Deshalb war mein Zögern berechtigt, wie ich finde. Doch ein paar Dinge stimmten mich um: a) Mt John ist ein fabelhafter Platz. Ich fuhr mit dem Auto hinauf und habe in dem Café oben, was von gleichen Unternehmen geführt wird, einen spektakulären Karottenkuchen gegessen, b) es sollte “fast klare Sicht” für Samstag- und Sonntagnacht geben. In der Samstagnacht teste ich diese Aussage und begutachtete den Himmel… Und so schon war er spektakulär: Die Milchstraße zeigte sich in ihrer ganzen Schönheit und Fülle.
Also buchte ich die Tour. Und, ich muss sagen, sie war en voller Erfolg.
Der Anfang war schon mal aufregend, weil ich ein bisschen zu spät kam und der Busfahrer die neunköpfige Gesellschaft ohne Scheinwerfer mitternachts den Berg hinaufgefahren hat. Er ist ein guter Busfahrer – er durfte kein Licht wegen der Lichtverschmutzung anschalten.
Die Führerin war eine Amerikanerin (Erna), die mit einem starken Laser auf die Sterne und ihre Konstellationen zeigte und erklärte. Auch Zwergengalaxien sowie Jupiter, Saturn und Mars waren sichtbar. Die drei konnten wir auch durch die großen Teleskope, Jupiter sogar im Häuschen mit Halbkugel als Dach, bewundern. Ich habe Jupiters Monde mit eigenen Augen gesehen! Europa, Titan und so weiter. Auch zeigte man uns eine uralte Galaxie und ein schwarzes Loch sowie einen Nebel. Der Astrophotograph zeigte mir, dass man richtige Aufnahme. Des Sternenhimmels nur mit einem Stativ machen kann, dass die Erdrotation ausgleicht. Er hat Kameras eingesammelt und die Aufnahmen gemacht. Ich war daran gar nicht beteiligt – dabei war ich schon interessiert, was und wie er fotografiert… Leider, das hatte ich mir auch gewünscht, konnten wir mit den Teleskopen nicht auf eigene Erkundungstouren gehen. Vielleicht war das nur Wunschdenken.
In den letzten zehn Minuten ging der Mond unter – somit war es erst richtig dunkel und tausende neue Sterne zeigten sich. Das war erst der richtige beeindruckende Anblick!

In der Zeit verblieb ich auf einem anderen Campingplatz nahe Lake Tekapo. Ein sehr idyllischer Platz für nur 5 Dollar. Dort traf ich ein belgisch-tschechisches Paar. Die beiden waren sehr nett zu mir. Ich fand interessant, dass sie hier in Neuseeland englisch miteinander sprechen, normalerweise, zu hause in Spanien, spanisch. Sie (ich glaube sie heißt Ratka) lernt gerade Niederländisch…
Ach ja, ein bisschen Sozietät tut immer ganz gut. Wenn man aufsteht und mit jemand anderes als seiner Armbanduhr spreche kann.

Momentan bin ich in der Nähe vom Ellesmere See, auf einem freien Campingplatz. Dieser ist in der Nähe von Christchurch. Ich habe heute wieder viele Meilen zurückgelegt. Aber irgendwie fühle ich mich an diesen Platz nicht so wohl… Inzwischen fühle ich mich inmitten von Natur sicherer als in der Zivilisation.

Fair Fiordland

Es sei vorweg angemerkt, dass “fair” hier als “schön” zu übersetzen ist. Denn das ist es nämlich: Schön ist das Fiordland. Magisch, mit einer innewohnenden Kraft, mächtig genug, um Berge sprießen zu lassen, Fjorde zu meißeln und zarte Schönheiten wie den Fiordland Pinguin oder zerbrechliche Pflänzlein hervorzubringen. Die riesigen Felswände aus massiven Quartz kontrastieren herb zum mal Türkisblau, mal zum Königsblau der Fjorde oder Seen. Und doch sieht alles wie wohlproportioniertes Gemälde aus: Wenn der blaue Himmel mit weißen Wolkenfetzen in das Grau-Weiß der schneebedeckten Gipfel übergeht, das wiederum durch ein Grün-Intermezzo wieder in ein abgrundtiefes Blau überläuft, in dem sich optimalerweise die Berge spiegelt, dann denkst du “Wie kann so etwas existieren?”.
Ich war gestern beim Milford Sound, der kein Sound ist, sondern ein Fjord. Das Mitre Peak erhebt sich das Landschaftsbild dominierend majestätisch über das Wasser. Hier fühle ich eine gewaltige Energie. Ich glaube, es ist das, was die Unmengen von Touristen anzieht. Leider war das Wetter nicht optimal… Ein paar Wolken…
Alleine die Straße dorthin war überwältigend schön. Sie ist gespickt mit wunderbaren Wanderwegen und Aussichtspunkten – auf dem Rückweg habe ich auch einige wahrgenommen und auch tolle Sachen entdeckt (hat Spaß gemacht!). Ich hatte am Milford übernachtet (auf dem Parkplatz), jetzt bin ich nochmal ins Hostel (Bob & Maxines Backpackers) gegangen. Ich nutze meine kostbare Zeit, um Fotos hochzuladen! Also: Enjoy!