Nun ist es soweit! Ich schreibe jetzt meinen letzten Blogartikel auf neuseeländischen Boden. Wohl meine letzte Tätigkeit hier, bevor ich mich zum Flughafen begebe, mich in die Lüfte erhebe und nach Dubai sause. Dieser Anlass verpflichtet mich natürlich, ein wenig etwas Abschließendes zu sagen… Aber zuerst einige kleine Details über die letzten Tage.
Auckland
Ich bin mit dem InterCity Bus geschwind nach Auckland gefahren – 10 Stunden über Opotiki, Whakatane, Rotorua und Hamilton, was das ganze auf zehn Stunden Fahrt gestreckt hat. Der Bus hielt schließlich in “Sky City”, also dem Bereich, wo der berühmte Sky Tower von Auckland steht (dort befinden sich Hotels, i-site und Shopping Malls, wenn ich mich recht erinnere). Von dort musste ich mit Sack und Pack die überfüllte Queenstreet (alles noch beim Alten) erklimmen. Die Queenstreest ist ja bekanntlich ziemlich steil und so erinnerte ich mich – als ich gerade an “Shaolinkungfu Noodle” vorbeikam, wie ich vor fast exakt sechs Monaten diesen Abschnitt erklomm und ob der Rucksacklast feststellte, dass ich mir ein Auto kaufen müsste. Das Gemeine ist nämlich, dass wenn man den Teil mit den Asia-Imbissen überwunden hat, man die Turnerstreet hinaufmuss, die nochmal ein paar Grad drauflegt. Auch auf die Körpertemperatur; verschwitzt kam ich im YHA Hostel an. Genau! Es ist das Hostel, wo ich ganz am Anfang war. Doch hier ist in diesen Tagen längst nicht so viel los wie im September. Das macht den Aufenthalt sogar ziemlich angenehm. Während och vor sechs Monaten schockiert war, gefällt es mit jetzt ziemlich gut. Ich schlafe in einem Dreier-Zimmer – mit einem interessanten Zimmer-Kollegen (interessante Gespräche…).
Gestern bin ich durch die Stadt gelatscht: Konto auflösen, Sachen klären und Shoppen. Mir ist nämlich nach der Auflösung aufgefallen, dass ich noch 150$ im Portmonee habe. So kamen also eine Hose, Souvenirs und CDs zustande (in einem wirklichen coolen Musik- und Buchladen!). Dann musste ich noch Wäsche (mit der Hand) waschen.
Heute konnte ich stressfrei die Queenstreet ein letztes Mal bewundern, einen von Mrs. Higgins Keksen probieren, am Hafen chillen und Straßenmusik machen, bei der ich Null Dollar und Nullundnullzig verdient habe. In Auckland laufen ja nach wie vor viele Ostasiaten herum. Ich habe das Gefühl, dass gerade die darauf nicht so stehen. Aber das ist ja schon wieder eine Schublattierung. Seltsam, dass man nach 6 Monaten sich das Leben durch diese Muster immer noch einfacher mach! Auch mit dem Klo. Mir hat mal jemand erzählt, in Napier, gerade die Asiaten die dort im Packhouse arbeiteten (wo er ebenfalls tätig war), würden immer im Stehen ins Klo pinkeln, statt das Pissoir zu benutzen. Erst als ich hier im YHA einen Europäer mit eigenen Augen sichtete, wie er stehend die Toilette bepinkelte (er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, die Tür zuzumachen), hinterfragte ich diese Tatsache. Schublattierungen machen das Leben einfacher – die Welt aber nicht.
Gleich werde ich wohl mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Die Kosten werde ich mir mit zwei Deutschen teilen, die auch fliegen (aber nach Shanghai), das ist nämlich billiger als der Bus (mit 16$ nicht gerade erschwinglich).
Tschüs, NZ!
Ich bin sechs Monate in Neuseeland gewesen – gelandet am 26. September, und fliege jetzt, am 25. März. In dieser Zeit habe ich tolle Sachen erlebt, prägende Erfahrungen gehabt, vieles gelernt, schwere Aufgaben des harten Lebens gemeistert. Ich bin sicherlich selbstständiger geworden, habe mein Englisch entscheidend verbessert und auch mein Blick auf die Welt – insbesondere Deutschland – hat sich geändert. Es hat mir so gut getan mich unabhängig von Pflichten und “Freizeitstress” zu fragen: “Was will ich jetzt machen? Worauf habe ich jetzt Bock?” Wenn man das macht, dann lernt man sehr viel über sich selbst. Ich habe gelernt, dass ich wirklich keine High-Speed-Person bin (was ja keine Überraschung war), aber das Spontanität das Leben disproportional bereichert. Übt man beides zusammen aus – kann man ein entspanntes und abwechslungsreiches Leben führen!
Ich habe gelernt, dass Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit jedem gegenüber nicht nur mein Leben bereichert, sondern auch das anderer Menschen (Stichwort “Network of Kindness”). Und das hat nichts mit dem “Glücklichen Schwein und dem unglücklichen Sokrates” zu tun: Deutschlands Intellektualismus bringt vorwiegend grimmige Menschen und unglückliche Schweine hervor.
Die Neuseeländische Höflichkeit, die sich selbst nicht mit Distanz verwechselt (die deutsche Version), werde ich wohl am meisten vermissen. Natürlich auch die Freiheit, die Selbstbestimmtheit, die vielen interessanten Menschen, der interkulturelle Austausch, Farmbake Cookies, die unvergleichliche Natur, und und und
Was ich nicht vermissen werde: Verkehr, Poridge, Toast, Marmite, verrückte Autofahrer, Jobsuche, Geld ausgeben, dreckige Hostels, Chaos-Camper, öffentliche Toiletten und und und
Machs gut, Neuseeland! Wie sagen deine Leute so schön?
See ya!