Philipps Neuseelandblog

Von See zu See zu See

In der Zeit, in der ihr nichts von mir gehört habt, war ich nicht untätig. Ganz im Gegenteil ich habe viele hundert Kilometer zurückgelegt und ein weiteres besonderes Erlebnis gehabt.
Das letzte mal, dass ich geschrieben habe, war in Te Anau in Fiordland. Am nächsten Tag bin ich wieder ca. 200 Kilometer zurück nach Queenstown und dann einige Kilometer nordöstlich gefahren, bis ich am Lake Dunstan nahe Cromwell landete. Dort ließ ich mich auf einem freien Campingplatz nieder. Auf dem Weg fuhr ich an den “Remarkables”, also die “Besonderen”, vorbei. Auf dieser Gebirgskette wurde die Szene aus den Ringfilmen gedreht, wo die Gefährten aus Moria finden. Außerdem überquerte ich den den Kawerau River, der in jenem Film als Fluss Anduin dient. Der folgende Tag war sehr durch Autofahren bestimmt.
Doch das Kino, das sich direkt vor meiner Windschutzscheibe abspielte, möchte ich nicht missen!
Ich bin über den Lindis-Pass gefahren. Während in Central-Otago schon richtig Kontinentalklima bemerkbar war (Sommer warm, Winter kalt), machte sich jetzt eine Steppe bemerkbar, dessen sandige, von kreisrunden Grasbüschel bewachsene Fläche durch hohe Berge aufgebrochen war. Die Berge sind glatt – keine Felswände, sondern endlose formschöne Riesenhügel, mit den charakteristischen Grasbüscheln. Ein Berg sah damit so ähnlich aus wie eine Kugel Eis mit Schokokügelchen. Nun ja.
Auf einem “Ausguck”, der seinen Namen wirklich nicht verdiente, da mur fünf Meter über der Straße, kam ich auf die Idee, einen Berg zu erklimmen. Das war recht einfach. Der Boden ist dort zwar sandig, aber eben, die Büschel kann man wie eine Treppe benutzen. Mich trennten noch geschätzt dreißig Meter vom Gipfel, als ich aufgab. Es wurde zu steil und ich hatte nicht das richtige Fußwerk – nur Schlappen… Das Gras indes wurde indes zum Fluch, als dass es getrocknet meine Schlappen zum Abrutschten brachten.
Trotzdem gelangen mir, bemerkenswerte Fotos und ich konnte den Ausblick genießen!
Kurz danach öffnete sich das Gebirge in eine weite Fläche – das sogenannte MacKenzie Country, das nach einem spektakulären Schafraub eines Herren James MacKenzie benannt wurde. Hier dominiert die Farbe gelb das Farbspektrum, gelb ist das Gras, das sich Meilen über Meilen erstreckt, bis es an die schneebedeckten Berge stößt und mit dem blauen Himmel kontrastiert. Ich könnte mir dieses Bild immer wieder und wieder vor Augen führen. Diese Weite mit der Sicherheit der Berge hat etwas Beruhigendes, ehernes. Im Lake Pukaki spiegelte sich Mt Cook, der höchste Berg Neuseelands, im glatten Wasser. Zauberhafte Lichtstimmung.
Mein Ziel des Tages sollte aber Lake Tekapo sein.
Ich blieb auf einem Campingplatz dort, ein Motorcamp, das sehr enttäuschend war. Vollgestopft. Toilette und Dusche war Unisex und in einem Gebäude bzw. Raum. Bei so einem Gewusel fällt mir das Kacken ehrlich gesagt ein bisschen schwer. Auch die Stadt war ein Gewusel, ich meine das 400 Seelen Dorf. Hundertschaften von Asien haben dieses Örtchen als Stützpunkt erkoren und invasiert – fragt nicht wieso! Der See mit seinem milchich-türkisblauen Wasser ist sehr schön, auch das Panorama mit den Bergen m Hintergund ist attraktiv.
Mein Ziel war aber ein Berg. Das heißt, was darauf steht: Observatorien, Sternwarten. Mt John hat erwiesener Maßen den schönsten Sternenhimmel Neuseelands, was schon was heißen mag! Ein Unternehmen bietet Nachtexkursionen auf den Berg mit Blick durch die großen Teleskope an. Ein Kindheitstraum für mich. Wisst ihr noch, wie ich früher Astronom werden wollte? Diese Tour wäre eigentlich perfekt für mich. Aber: 135 Dollar. Und das steht auf dem Flyer, “bitte freundlich zur Kenntnis nehmen… Keine Geldzurückerstattung bei schlechter Sicht… MOA Teleskop steht nicht immer zur Verfügung… Der Astrophotograph auch nicht…” Und dann sagt die Frau vom Infocenter doch glatt in Patricks (von Spongebob) Manier: “Ein paar Sterne sieht man doch immer.” Der Herr von jenem Unternehmen war eher mit dem Facebook beschäftigt als mit dem Beantworten meiner Fragen. Der Spaß sollte 135 Dollar kosten. Deshalb war mein Zögern berechtigt, wie ich finde. Doch ein paar Dinge stimmten mich um: a) Mt John ist ein fabelhafter Platz. Ich fuhr mit dem Auto hinauf und habe in dem Café oben, was von gleichen Unternehmen geführt wird, einen spektakulären Karottenkuchen gegessen, b) es sollte “fast klare Sicht” für Samstag- und Sonntagnacht geben. In der Samstagnacht teste ich diese Aussage und begutachtete den Himmel… Und so schon war er spektakulär: Die Milchstraße zeigte sich in ihrer ganzen Schönheit und Fülle.
Also buchte ich die Tour. Und, ich muss sagen, sie war en voller Erfolg.
Der Anfang war schon mal aufregend, weil ich ein bisschen zu spät kam und der Busfahrer die neunköpfige Gesellschaft ohne Scheinwerfer mitternachts den Berg hinaufgefahren hat. Er ist ein guter Busfahrer – er durfte kein Licht wegen der Lichtverschmutzung anschalten.
Die Führerin war eine Amerikanerin (Erna), die mit einem starken Laser auf die Sterne und ihre Konstellationen zeigte und erklärte. Auch Zwergengalaxien sowie Jupiter, Saturn und Mars waren sichtbar. Die drei konnten wir auch durch die großen Teleskope, Jupiter sogar im Häuschen mit Halbkugel als Dach, bewundern. Ich habe Jupiters Monde mit eigenen Augen gesehen! Europa, Titan und so weiter. Auch zeigte man uns eine uralte Galaxie und ein schwarzes Loch sowie einen Nebel. Der Astrophotograph zeigte mir, dass man richtige Aufnahme. Des Sternenhimmels nur mit einem Stativ machen kann, dass die Erdrotation ausgleicht. Er hat Kameras eingesammelt und die Aufnahmen gemacht. Ich war daran gar nicht beteiligt – dabei war ich schon interessiert, was und wie er fotografiert… Leider, das hatte ich mir auch gewünscht, konnten wir mit den Teleskopen nicht auf eigene Erkundungstouren gehen. Vielleicht war das nur Wunschdenken.
In den letzten zehn Minuten ging der Mond unter – somit war es erst richtig dunkel und tausende neue Sterne zeigten sich. Das war erst der richtige beeindruckende Anblick!

In der Zeit verblieb ich auf einem anderen Campingplatz nahe Lake Tekapo. Ein sehr idyllischer Platz für nur 5 Dollar. Dort traf ich ein belgisch-tschechisches Paar. Die beiden waren sehr nett zu mir. Ich fand interessant, dass sie hier in Neuseeland englisch miteinander sprechen, normalerweise, zu hause in Spanien, spanisch. Sie (ich glaube sie heißt Ratka) lernt gerade Niederländisch…
Ach ja, ein bisschen Sozietät tut immer ganz gut. Wenn man aufsteht und mit jemand anderes als seiner Armbanduhr spreche kann.

Momentan bin ich in der Nähe vom Ellesmere See, auf einem freien Campingplatz. Dieser ist in der Nähe von Christchurch. Ich habe heute wieder viele Meilen zurückgelegt. Aber irgendwie fühle ich mich an diesen Platz nicht so wohl… Inzwischen fühle ich mich inmitten von Natur sicherer als in der Zivilisation.

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