Kennt ihr diese hübsche Melodie, von Johann Fucik, besser bekannt als die klassische Zirkusmelodie, unverwechselbar durch den charakteristischen chromatischen Abstieg? Diese Melodie ertönte in den letzten vierundzwanzig Stunden für meinen Geschmack zu oft.
Gestern das erste Mal: im Badezimmer fiel mir etwas komisches auf, etwas mit drei Schlitzen an der Wand, mahnend beschriftet mit “don’t waste energy”. Mir kam die Ahnung, dies könnte eine Steckdose sein, also rannte ich in mein Zimmer und tatsächlich: der Multiadapter, der angeblich für alle Steckdosen dieser Welt passt, ist nicht kompatibel. Jeder Anschluss hat zwei Pinüppel, für Neuseeland sind drei Pinüppel im Dreieck angeordnet erforderlich. Muss ich gleich noch kaufen, gibt es hier wohl im Supermarkt, habe ich hier aber noch nicht gesehen. Ich habe nämlich mit ein paar anderen Leute von Travelworks in diesem Hostel beschlossen, zusammen etwas zu Essen zu kaufen (Es macht ja allein keinen Sinn, eine riesige Packung Käse oder Spaghetti zu kaufen).
Die Stecker-Situation war die erste Situation, als die Melodie in meinem Kopf ertönte.
Das zweite Mal kam kurz darauf. Ich bin in der Nacht vor dem Flug aufgewacht und habe mich gefragt, ob ich das Kamera-Aufladegerät eingepackt hatte. Gestern dachte ich das auch einmal, nur mit dem Unterschied, dass es da zu spät war, etwas daran zu ändern. Ich suchte es vergeblich in meinem geräumigen Rucksack. Toll, meine super Kamera, die ich extra dafür erworben habe!
Ich habe schon ein paar Bilder gemacht, die Kamera hat ja noch einen Ersatzakku. Ich muss jetzt einen kaufen oder Amandus muss mir den schicken, was wohl mindestens zwei Wochen dauert.
Drittes Mal: nicht so schlimm, aber ärgerlich: ich habe heute wifi für den ganzen Tag gekauft, 5 NZD. Ich hätte auch eine Mitgliedschaft der Hostelkette kaufen können, 52 NZD, dann hätte ich unbegrenzt in allen Hostels WLAN. Hätte ich gewusst, dass ich so eine Karte eine halbe Stunde später im Infoseminar bekomme! Da ertönte die Melodie wieder…
Nun etwas zu meiner Lage. Das Hostel ist insgesamt besser, als ich befürchtet hatte. Die Küche ist leider nicht so sauber, wie ich gehofft hatte. Dass ich quasi ein Einzelzimmer habe, ist sehr gut. Auckland ist eine ganz coole Stadt. Sie verbreitet Großstadtflair, ohne hektisch zu sein. Erwähnenswert ist das Konglumerat verschiedenster Kulturen und Nationalitäten. So kam es wohl schon vor, dass Ankünftlinge gedacht hatten, sie hätten den falschen Flug gebucht, als sie die überwältigende Menge Asiaten sahen. Hier sind alle möglichen Asiaten: Chinesen, Japaner, Koreaner, Inder usw. Aber auch Afrikaner und Briten. Deutsche sieht man auch immer mal wieder. Heute war ich in der Bank, um ein Bankkonto zu bekommen, dort waren nur Asiaten, ich glaube, die Büroszene ist eine Asiatendomäne.
Das Duschen heute morgen ging übrigens ganz gut, auch wenn das Wasser lauwarm und chlorig ist. Doch kann man das Wasser hier trotzdem trinken und außerhalb von Auckland wird es besser, in Neuseeland gibt es überdurchschnittlich gutes Leitungswasser!
Gleich gehe ich nochmal Technik kaufen (Adapter, Ladegerät) und dann Essen, Skypen. Feiern, woran die meisten anderen hier die ganze Zeit denken, will ich nicht so sehr…
Edit.
Ich habe inzwischen besagten Stecker gekauft, er geht nicht. Schade… Das sind 7,90 NZD Lehrgeld… Ich habe inzwischen herausgefunden, dass es daran liegt, dass er nur Geräte ab 10 Ampere unterstützt. Mein Ladegerät mit den schlappen 1 bzw. 2 Ampere schafft das natürlich nicht. Naja, das ist das, was ich sparen werde, wenn ich heute nicht “feiern” gehe, wie die andern. Es ist ganz schön, dass durch das Platzmangel bedingte Umziehen, sich eine kleine Community an Travelworkern bildet, und zwar fünf.
Heute haben wir “gekocht”. Nudeln mit Tomatensoße aus dem Glas, an Pesto von Jamie Oliver und Pomodoro Secchi. Aber die Küche lädt auch nicht gerade zum Kochen ein. Das Problem ist, dass das Spülen und Abtrocknen erschwert ist. Durch die schrottigen Handtücher bekommt man nichts wirklich sauber und trocken, Wasser ist nicht wirklich heiß, Lappen und Spülschrubber selber dreckiger als der Teller, der auf die Spüle wartet.