Philipps Neuseelandblog

F wie Whangerei

Endlich komme ich dazu, zu bloggen! Mit dem Internet ist es hier rar gesät, ich habe es jetzt geschafft, weil… Ach, das werdet ihr im Laufe der Geschichte erfahren.
Ich bin am Donnerstag mit Lena und Michelle von Auckland los. Ich war sehr aufgeregt, ob ich den Großstadtverkehr managen kann, ob ich mich nicht verfahre, ob das Auto hält. Tatsächlich verlief die Fahrt reibungslos, wir kamen unbeschadet in Whangerei an. Das ist die Stadt, von der ich schon mal gesprochen habe und die mit “f” am Anfang ausgesprochen wird. Sie ist die größte und einzige “Stadt” des Nordens mit seinen ca. 50000 Einwohner. Als wir das Ortsschild passiert haben, sagte ich zu den Mädels: “Lasst uns doch zum Hafen fahren”. Denn am Ortseingang war nichts zu sehen außer einer Fish and Ships-Tankstelle und einem Möbelhaus. Da unser Möbelproblem aber nicht so akut war (haha), bogen wir tatsächlich zum Hafen ab… Doch dieser stellte sich als echte Enttäuschung heraus. Nachdem wir an unzähligen Wellblech-Frabrikhallen vorbeigefahren sind, erstreckte sich vor uns das Panorama von zwei verrosteten Schiffen und einer Wellblech-Lagerhalle. Einige Seile, einige Netzte. Viel Rost. Aber keine Menschenseele. Wir waren. Allein. Also schnell wieder weg, fieberhaft am überlegen, ob es das gewesen sein mochte, und sahen tatsächlich ein Schild, das zum City Centre führt. Irgendwann erreichten wir eine kleine beschauliche Innenstadt (nach vielen verstreut liegenden Einfamilienhäusern). Sie ist nach amerikanischen Vorbild gebaut, also recht hässlich. Riesige Straßen, obwohl von nur wenigen Autos befahren, zwischen jedem Haus ist verschwenderisch viel Abstand, eine Einkaufsstraße und verwirrende Straßenführung, nebst Yachthafen, zwei Supermärkten, ein paar Läden, ein Park. Für das Kiwihaus war es zu spät, denn in Neuseeland klappen ziemlich früh die Bürgersteige hoch. Das Stadtleben war uns ein bisschen zu wider, besonders, weil wir gerade durch die aller coolste Natur gefahren sind: Hügel wie in Hobbingen, Wasser, Berge, Schafe, Kühe.
Wir setzten uns in einem kleinen Park ab und beschlossen, dass wirnerstmal das Hostel suchen sollten, wo ich untergebracht sein sollte (die anderen mussten noch auf den Bus warten, der die beiden nach Paihia brachte). Das gestaltete sich als äußerst schwierig. Äußerst! Denn dieses Hostel kannten nicht einmal die Kiwis. Das heißt eine Menge hin und her Fahren, viel Wenden, von neuem Orientieren und so weiter. Irgendwann half ein Einwohner, indem er uns darauf aufmerksam machte, wir könnten das Hostel doch einfach anrufen. Welch genialer Gedanke! Wir fanden daraufhin das Hostel recht schnell. Das Komische an der Sache war, dass der Einheimische nie von den Abbey Caves, die direkt neben jenem Hostel liegen, gehört hat. Das ist so, als ob ein Horner die Extern Steine nicht kennt! Naja, zur Little Earth Lodge muss man so ca. 4 km in westlicher Richtung fahren, um sie zu erreichen. Durch Kurven, Hügel, Wald und so. Doch findet man sie endlich, gibt es einen aha-Effekt, denn diese Lodge ist idyllisch, paradiesisch, himmlisch! Es ist so schön dort, dass ich weinen könnte, so schön. Mit Panorama, nur 11 Betten, und was für Betten!, einer kleinen Küche, in der man die Schuhe ausziehen muss, Hund, Pferde, Grill, Natur, nette Leute! Aber wenig Internet und kaum Empfang.
Doch ich konnte nicht lang verweilen, ich musste die beiden Mädchen ja noch zum Bus bringen… und für Essen sorgen, dafür bin ich ja jetzt allein verantwortlich. Gesagt, getan. Ich verabschiedete mich schon wieder und kochte Spaghetti mit Tomaten und Schafskäse (an Knoblauch, Zwiebeln und Oliven musste ich sparen – es ist alles sau teuer hier. Ein Kg Tomaten kosten 6,50!) Dieses Essen habe ich dann also vorgestern, gestern und heute gegessen und morgen wieder. Ich denke, morgen esse ich beim Pizzahut oder ähnlichem, mal etwas wohl komponiertes essen und nicht immer notdürftig zusammengepamptes. Die Essgewohnheiten sind sowieso aus deutschen Verhältnissen abartig. Dass ich ein halbes Jahr auf deutsches Brot verzichten muss, das war mir klar, aber Esspraxis ist doch bemerkenswert. Am Ankunftstag in Whangerei sind wir hungrig in einen Subwayladen gegangen und wurden Zeugen, wie einen Mutter ihr gerade zweijähriges Kind mit Subway-Baguette fütterte. Im Supermarkt gibt es zwei Gänge mit Tierfutter und ein Regal mit Käse, die Einkaufswagen enthalten fünf Packungen Toast, drei Maxiflaschen Sprite, drei Maxiflaschen Limo und drei Kanister Milch. Dazu eine Platte Eier und zur Krönung eine Tomate. Dementsprechend sehen die Leute aus – es ist sehr amerikanisch, was mich wundert; ich hätte es eher britisch erwartet. Wer hier herkommt, muss Diät machen oder dick werden. Es gibt hier zum Beispiel diese große Auswahl an Gemüse und frischen Sachen wie bei uns einfach nicht.
Diesen Kulturschock hat das Hostel wett gemacht. Ich verbrachte eine tolle, weiche, gutriechende Nacht in dem Dreibettzimmer (von zweien belegt, Nils und mir).

Für Freitag nahm ich mir vor, Arbeit zu finden. Nils und ich fuhren mit dem Auto in die Stadt, wo er sich die Stadt anschauen wollte (was ich nicht so verstehe) und ich durch die Shops tingelte und fragte, ob es Arbeit gibt, durchgehend negativ. Ich sah etwas resigniert ein, dass es schwieriger ist, Arbeit zu finden, als ich mir das vorgestellt habe. Ich nahm mir vor, zu Wwofen, als Einstieg. Im Laufe des Tages konnte ich dafür aber nur eine Bewerbung abschicken.
Außerdem habe ich in der Stadt mein Auto checken lassen. Ein Quietschgeräusch hat zugenommen, was bestimmt mit der nach links ziehenden Lenkung zu tun hat. Und tatsächlich eine Art Arm mit Gelenken ist nicht mehr gut. Die Montage kostet 250 Dollar – na toll. Immerhin meinte der Mechaniker, der mir sehr kompetent erschien, es sei nicht so dringend. Allerdings hat das Quietschen nochmal zugenommen, habe ich das Gefühl, ich werde es auf jeden Fall machen lassen (heute war ich wieder da, aber die haben nur Montags bis Freitags auf).

Am Nachmittag haben Nils und ich dann die Abbey Caves besucht. Das sind Höhlen, die einfach in der Natur liegen, zu denen man kurz über Felder wandern muss und die vollkommen kostenfrei zu begehen sind (wir mussten uns allerdings Stirnlampen leihen). Die Höhlen sind wirklich sehr schön. Es ist viel Klettern, Erforschen, durchs Wasser waten und Staunen: an der bis zu 50 Fuß hohen Decke kleben hunderte von Glühwürmchen, ein tolles Bild. Das besondere ist, dass sie komplett untouristisch sind, d.h. es führen zwar Schilder hin, aber es gibt kein Drehkreuz, keinen Automaten oder sonst etwas. Es war schon eine tolle Erfahrung.
Am Abend konnte man das Erlebte dann mit den netten Leuten evaluieren. Da wären Roscha und Sebastian zum Beispiel. Und da ist ja noch Nils. Ein eigentlich netter Geselle. Er ist groß und spricht durchgehend nasal, obwohl er keinen Schnupfen hat. Er ist ein bisschen chaotisch, aber nicht zu sehr. Zwiebelfan. Mit ihm bin ich jetzt immer in die Stadt gefahren, als Autofahrer ist man hier immer sehr gefragt!

Es ist so schade, dass das Hostel heute ausgebucht ist. Deshalb musste ich (mit Nils) in ein anderes Hostel ausweichen, was ein bisschen so wie der Gugelhupf als Hostel ist. Also in die Richtung Altbacken, rustikal, kitschig und im Detail nicht so sauber. Deshalb habe ich meinen Tag in der Stadt verbracht, habe Bewerbungen geschrieben und den botanischen Garten besucht. Dann habe ich einfach mal in einem italienischen Restaurant gefragt, ob sie Jobs haben und die Antwort bekommen, ja, wahrscheinlich. Ich solle noch bis Dienstag warten. Und das mache ich. Ich warte bis Dienstag und werde mich in der Zeit um eine Wwoofingstelle bemühen.

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