Es war Montag abends, ich kam gerade von einem Spaziergang durch die Umgebung wieder, als Bastian auf mich zukam und sagte: “Du, Philipp, ich habe eine Nachricht für dich.” Der Freund eines Bekannten lebe in Whangerei und habe dort eine Art Yacht Service, Reparaturen und so. Die Arbeit wächst ihm übern Kopf, er suche dringend Helfer. Da Roscha und Bastian ja jetzt die Arbeit im Hostel übernommen haben, wollten sie das Angebot nicht wahrnehmen, deshalb frage er mich ob das etwas für mich wäre (Roscha und Bastian haben meine verzweifelten Versuche, Arbeit zu finden, nicht übersehen).
Am nächsten Morgen schaute ich beim International Yacht Service vorbei, bei Thomas Müller, der sich vor allen auf Beschichtungen spezialisiert hat. Ich würde die Werft als typisch deutsch beschreiben: ordentlich, effizient, perfektiös (haha, toller Neologismus). Thomas: Handwerker, norddeutscher Schnack, Praktiker.
Nach kurzen Vorstellen wurden die Bedingungen geklärt, 15 Dollar die Stunde, das ist ok. Dann ging es schon los. Nachdem ich einen Schriftzug von einem Anhänger entfernt habe, musste ich ihn waschen. Der Anhänger ist das Schätzchen von Thomas, glaube ich. Es ist ein Anhänger für großen Lastwagen, um damit in die Schule zu fahren und ein bisschen Bildung zu machen, ähnlich wie der Weidmüllertruck oder der Zahnarzttruck “Krokomobil”. Er mache das ehrenamtlich. So, den solle ich jetzt waschen. So bin ich also drauf geklettert, um mit einer riesigen Bürste, aus der Wasser schießt, das Dach zu waschen. Danach sagte Lili, seine Frau, ich könne den Rest auch ohne den angeschlossenen Wasserschlauch, nur mit der Bürste erledigen. Gesagt getan. Nach Zeit kam Thomas: “Na, Meister?” Aber er war nicht zufrieden. Wie kannst du das denn nur mit einem Eimer Wasser waschen, du schiebst den Dreck ja nur hin und her… Das musst du doch sehen… Also, Bürste an den Wasserschlauch angeschlossen, nochmal drübergegangen. Ging jetzt auch wesentlich schneller. Danach noch mal mit einem Spezialmittel hinterher, damit “Das Wasser schön abperlt.”
Dann sollte ich einen alten, schrottigen Anhänger saubermachen. Diesmal wollte ich mich genau an die Instruktionen halten. Das bedeutet: Zuerst ein bisschen nass machen, dann mit Bürste und Spezialmittel (er hat ein Faible dafür) ordentlich abrubbeln. Irgendwann kam er und begutachtete mein Werk: “Das ist ein Trailer und nicht deine vierzehnjährige Freundin, den musst du ordentlich abrubbeln!” Haha, nicht meine Art von Humor. Aber: 15 Dollar die Stunde. Also putzte ich konzentriert nach Anweisung und flitzte danach nach Hause.
Gestern kam ich wieder. Und da meinte Thomas, ich solle den Trailer nochmal saubermachen, das ginge ja gar nicht und so weiter. Ich müsse ja mehr Wasser nehmen und so weiter und so fort. Also tat ich das. Dann sollte ich die Werkstatt von einem ekeligen Staub befreien, mit dem Staubsauger. Und ich hatte mich schon gefreut, ein halbes Jahr nicht staubsaugen zu müssen! Also tat ich das.
Dann kam Thomas und meinte, die andern Jungs bräuchten den Staubsauger jetzt, er würde mich schonmal in den Urlaub schicken und ich könne mir den Scheck bei Lili abholen. Sprachs und verschwand. Ich also zu Lili, die mir 120 Dollar in die Hand drückte. Ob und wann ich wiederkommen könne? “Schreib mal deine Telefonnummer auf, aber ich kann nichts versprechen.” So schnell kann es gehen! Thomas hatte doch immer von einer Woche gesprochen und lang und breit erzählt, wie viel zu tun sei, und was ich noch alles machen könne.
Jobsuchen ist schwierig, ich werde weiterziehen und woanders etwas suchen müssen, hier in Whangarei gibt es nichts. Das finde ich schade, denn irgendwie habe ich Roscha und Bastian, John, Junko, Tomo und Chino, Muttley, Tom und Jerry ins Herz geschlossen. Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen.