Ich sitze gerade im The Tree House in Kohukohu, esse Schokokuchen, trinke L&P Limonade und rede mit einem Österreicher, der wiederum gerade seine Pizza verspeist.
Doch bis zum Jetzt ist eine ganze Menge passiert! Ich habe so viel gesehen, so viel getan.
Ich bin erst um 12 von Kerikeri weggekommen (und habe nach einer viertel Stunde gemerkt, dass ich meinen frisch erworbenen Topf vergessen habe). Und fahre und fahre, fahre dann vom State Highway (= Staatshochweg, hört sich toll an, ist aber nur eine Landstraße) ab auf die Matauri Bay Road, ich will nämlich die Matauri Bay sehen, die mir Jost empfohlen hat. Nach 20 Kilometern Auenlandhügel fahre ich um die Ecke und… wow. Megageiles Panorama. Strand, Inseln, Auenlandhügel. Doch dem war nicht genug, auf dem weiteren Weg kamen immer mehr traumhafte Panoramen, Landschaften, Inseln. Durch diesen Umweg hat sich die Fahrzeit zwar extrem verlängert – ich musste ja auch an jeder Ecke anhalten, Foto machen – aber es war sehr schön. In der Wainui Bay war ich kurz davor ins Wasser zu springen. Ich habe es nicht gemacht, schade eigentlich, aber dann wäre ich nie angekommen.
Ich sah also tolle Landschaften. Buchten, dicht bewachsen mit grünen subtropischen Pflanzen und eine Bucht dessen Wassers Farbenspiel das Herz entfacht. Hügel über Hügel mit Schafen und Rindern, Kurven über Kurven ohne Planken aber empfohlener Geschwindigkeit. Nach Awanui wurde die Natur immer eindrucksvoller, da keine Zivilisation die Schönheit zerstört. Doch die Fahrt zog sich endlos hin. Das wurde durch den Augenschmaus kompensiert, diese Berge, dann: die See. Riesige Wellen, die an den schroffen Felsen zerbersten oder am gewaltigen Strand in einen langen, weißen Schaumteppich zerrieben werden, vor dem Hintergrund von grünen Hügeln und immensen Sanddünen.
Endlich war ich da, am Cape Reinga, eines der heiligsten Maoristätten. Ein Weg von ca. 300 Metern führt vom Parkplatz dorthin, gespickt mit zweisprachigen Informationstafeln, Maori und englisch – liebevoll gemacht. Dann sieht man den Leuchtturm, angestrahlt von der Abendsonne ließ sich bestens Bilder machen. Dann geht man um einen Hügel und sieht es: das Ringen zweier Meere. Hier trifft die tasmanische See mit dem Pazifik zusammen, zwei Strömungen prallen mit Krach zusammen und werfen Wasser mit Wucht an den Fels. Den Krach hört man in weiter Ferne. Es ist eine sehr inspirierende Erfahrung und man senkt automatisch sein Haupt ob dieser Gewalt. Ich bin sehr beeindruckt und begeistert von diesem Ort und kann die Maori sehr gut verstehen, dass es ihnen genauso ging.
Die Nacht verbrachte ich auf einem Campingplatz – das erste Mal im Leben, einen Campingplatz zu betreten! Ich brat die Nudeln von gestern noch mal im Campingkocher an, dann machte ich mein Lager im Auto. Als es dunkel wurde, legte ich mich hin. Ich knipste das Licht aus und wollte schlafen. Da ertönte ein Geräusch. Sssssss… Eine Mücke, und noch eine und noch eine und noch eine und noch eine… Bestimmt 10 Stück. 10 kleine Biester mit der Absicht, mein Blut kaltblütig auszusaugen. Ich tötete sie alle. Ebenso kaltblütig mit meinem Schlappen. Eine ließ ich als Trophäe an der Verkleidung kleben.
Die Nacht verbrachte sich gut, als ich einmal aufwachte sah ich durch die verdreckten Scheiben den Sternenhimmel – einen vollkommenen Sternhimmel ohne Lücken, ohne Lichtverschmutzung. Doch ich war zu müde und schlief weiter.
Als ich aufstand war die Taputaputa Bay in goldenes Licht gehüllt. Die Bay, in dessen Schoß der staatliche Campingplatz liegt, ist gerade 4 km vom Cape entfernt. Ich machte die Kofferraumklappe hoch, setzte mich auf den Rand, bereitete Frühstück vor, schmierte mir auf das selbst gebackene Brot Peanutbutter mit Himbeermarmelade. Ich sage euch: Das war einer der besten Brote meines Lebens. Vielleicht sogar das beste. Es ist schwer, dieses Gefühl zu beschreiben… Ich habe immer überlegt, was der beste Weg ist, Neuseeland wirklich kennenzulernen… Das ist er. Man muss es fühlen, und zwar mit allen Sinnen.
Auf der Rückfahrt, ich bester Dinge, beschloss ich, einen Ausflug zum 90 Miles Beach zu machen. Bei der Länge sollen die Neuseeländer zwar ein bisschen übertrieben haben, aber ok. Ich habe die nächstbeste Abfahrt genommen. Abgesehen vom Highway sind das Schotterstrecken, die zu irgendeinem abgelegenem Haus mit Nummer 3074 oder ähnlich führen. Es war eine Sackgasse.
Ich versuchte die nächste und war froh, eine geteerte Straße unter mir zu haben. Diese endete nach 5 km in eine Schotterstraße. Ich fuhr diese weitere 5 km, während ich mir ungeheure Sorgen um mein Auto machte, das den einen oder anderen Stein zu spüren bekam, manche Strecken waren mit so spitzen Steinen gespickt!
Aber endlich war ich da. Habt ihr schonmal einen großen Strand gesehen? Vergesst ihn, dieser hier ist superlativ. In der Breite ungeheuer, in der Länge weiter als der Horizont und keine Menschenseele (außer zwei andere Deutsche und mir, haha). Ich hatte eigentlich vor, zu schwimmen, doch davon sah ich schnell ab. Es war sehr windig, außerdem sind die Fluten gewaltig. An den Strand kracht eine 50 Meter lange Kette von Wellen, die eine 20 bis 30 cm hohe Wasserfront wiederum 50 Meter landeinwärts drängt und in scharfer Strömung wieder ins Meer zieht. Die Wellen haben einen Krach gemacht! Ein gewaltiges Getöse. Hier wollte ich nicht schwimmen!
In Awanui habe ich getankt und mein Auto gewaschen. Der Wind hat das Auto am Strand vollkommen eingestaubt. Außerdem stellt solch eine verdreckte Scheibe bei Gegenlicht ein Sicherheitsrisiko dar, wie ich bereits gelernt hatte. Im Supermarkt traf ich den Kanadier, der im selben Raum in der Little Earth geschlafen hatte und von dem ich bestimmt die Erkältung hatte!
Dann bin ich nach Kohukohu gekommen, ein winziges Dörfchen nahe dem großen Kauriwald, ich bin im Hostel The Tree House. Hier kann man sich wohlfühlen, ein Duft von Blumen überall, nette Leute, sauber, in der Natur, mit Gitarre ausgestattet. Prompt habe ich mit Fabian Windhager ein bisschen gebluest – schön, mal einen Bluesliebhaber zu treffen. Mit Fabian habe ich mich auch vorzüglich unterhalten können. Fabiane sind halt schräge Typen (stimmt’s, Lalla?). Tracey hatte Geburtstag, weshalb ich Kuchen bekam – und das ist die Geschichte!
Jetzt ist es schon wieder ein Tag später. Ich kam nur langsam in die Pötte. Aber Tataa, ich habe einen kleinen Accomodation Job, sprich ich arbeite für Unterkunft so zwei Stunden am Tag. Heute habe ich ein bisschen Gartenarbeit gemacht. War eine schöne Sache. Jetzt habe ich gerade wieder Brot gebacken und gleich gehe ich ins Bett, es ist schon spät.