Philipps Neuseelandblog

Von Pleiten, Pech und Hobbits

Der Titel klingt so negativ, eigentlich waren die letzten paar Tage ganz schön, Pleiten waren aber entscheidende Faktoren für die Gestaltung. Dieses Mal werde ich die drei Tage in einer Trilogie verarbeiten. Bilder kommen morgen

Kapitel 1: Die Ankunft

Am 25. Oktober machte ich mich auf den Weg nach Tauranga, schon wieder “umziehen”. Ich muss sagen, das ist ganz schön anstrengend. Immer darauf zu achten, dass man nichts vergisst, sich in einer neuen Küche zurechtfindet, neue Leute, Sachen rein in den Kofferraum, wieder raus und so weiter…
Mir wurde angekündigt, die Fahrt nach Tauranga dauere anderthalb Stunden. Stimmt, wenn man durch die Serpentinstraßen mit hundert Sachen fährt. Zweieinhalb beziehungsweise drei Stunden sind da schon realistischer! Endlich war ich in Tauranga. Tauranga. Die größte neuseeländische Agglomeration (Stadt) mit Maori-Namen, achtgrößte des Landes. Der Straßen nach (3 Spuren) nach mindestens 300000 Einwohner. In Wirklichkeit aber nur einhunderttausend und damit nicht viel größer als Detmold. Die Innenstadt ist gut ausgeschildert und auch ganz ansehnlich, den 2degrees-shop, der Anbieter meiner SIM-Karte, fand ich schnell. Nachdem ich das Sony Ericson von Elisabeth zerstört habe, musste ich mich um ein neues Handy samt Karte möglichst mit der selben Nummer kümmern. Es dauerte keine 10 Minuten – es ist so einfach! Wie viel Dollar hattest du auf der Karte? 50. Ok, mach ich dir. Dann habe ich mir für 39 Dollar ein Smartphone gekauft, das einfachste, was es gibt. Ich muss sagen, es ist richtig gut! Für den Preis, ich bin sehr zufrieden. Das gute ist, dass ich meine alte Nummer behalten kann.
Meine zweite Station war die Bank. Mein zukünftiger Arbeitgeber – Jescoms – fordert, dass ich bei der ANZ Bank ein Konto eröffne. Das konnte ich aber nicht, weil ich noch kein Hostel hatte, und die Banker müssen jedoch wissen, wo ich übernachte (fragt mich nicht, wieso). Nn trug es sich zu, dass dieses Wochenende Labourwochenende ist, langes Wochenende und zudem Arts Festival in Tauranga: alle Hostel bis zum Rand voll. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf einem Campingplatz einzukehren, wo ich im Auto schlief. Nach der Bank (der Termin wurde auf Dienstag verschoben) hatte ich mir zum Glück noch für 25 Dollar eine Luftmatratze samt Pumpe gekauft, auf der ich sehr gut schlafe. Nur das Problem mit der nächtlichen Kälte ist noch nicht gelöst. Ich solte also in Taranga bis Dienstag bleiben. Mal sehen.
Der Campingplatz ist in Ordnung, viele Einheimische. Einige wohnen hier (Ich denke mal, wegen Arbeit in der Stadt und Familie auf dem Land), andere machen hier Urlaub (Hä? Mitten in der Stadt direkt neben dem Highway?).

Die Hobelsammlung des Hostelbesitzers in Hahei

Die Hobelsammlung des Hostelbesitzers in Hahei

Kapitel 2: Latschen

Am 26. September, an diesem Tag bin ich genau einen Monat in Neuseeland (der vorige Termin bezog sich auf die “4 Wochen sind ein Monat- Regel”), erkundete ich Tauranga. Ich latschte durch die Innenstadt und erfreute mich am Arts Festival – Musik, Straßentheater, Kunstmarkt und so. Der Detmolder Kunstmarkt ist aber definitiv besser.
Dann haben mir ganz viele Mt Maunganui empfohlen, es sei dort so schön. Hierbei handelt es sich um einen Stadtteil von Tauranga (mehr oder weniger), mit einem erklimmbaren Hügel, Strand und Einkaufsstraße, teure Häuser. Wer aber Timmendorfer Strand und Mt Eden in Auckland kennt, dem bietet das nicht viel Neues. War nett, der Blick von oben – ich habe sogar Orcas (wo ich sehr an Robert Ihle denken musste) gesehen! – aber keine dreistündige Autofahrt wert. Gerettet hat das ganze der Oldtimertreff. Durch die Straßen fuhren unzählige teilweise gepimpte, aufpolierte Oldtimer, größtenteils amerikanischer Bauweise. Schöne Abwechslung, wo die Neuseeländer doch eigentlich ihr Auto wie Dreck behandeln.
Dann kam mir noch eine Erkenntnis – ich muss meine Strategie ändern. Ich habe jetzt immer groß gefrühstückt und abends gegessen. Das geht aber nicht, ich habe mittags dann so Hunger, dass ich etwas essen muss. Ein halbes Subwaybaguette ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich muss mittags etwas essen!
Erwähnenswert ist noch das blöde Erlebnis mit der Cash Mashine. Ich wollte Geld abheben, der Apparat sagte aber “Sorry. No funds available.” Ich dachte schon, mein Kreditkartenlimit wäre erreicht, was mich momentan in eine Katastrophe stürzen würde – ich hatte keinen Dollar mehr in der Tasche. Doch ein Blick ins Onlinebanking verriet, dass alles im Lot ist. Ich habs am Tag danach geschafft.

Finde den Fehler in diesem Bild.

Finde den Fehler in diesem Bild.

 

Ein Blick auf Mt Maunganui - dem Stadtteil - vom Hügel Mt Maunganui (250m) aus.

Ein Blick auf Mt Maunganui – dem Stadtteil – vom Hügel Mt Maunganui (250m) aus.

Kapitel 3: Hobbits

Mein fester Plan war es, nach Hobbiton (engl. für Hobbingen) in der Nähe von Matamata zu fahren. Ich wollte mir einen richtig schönen Tag machen. In Matamata kaufte ich mir ein Ticket für eine Tour durch Hobbiton, sonst kommt man nicht rein, für 75 Dollar. Da war es 12:05, meine Tour war um 12:45. Bevor ich zu Filmset fuhr, die Info-Frau hatte mir eine vorgefertigte Wegbeschreibung gegeben, kaufte ich mir noch einen Snack, sodass ich mich um 12:27 auf den Weg machte. Doch leider war die Beschreibung – offensichtlich – mehr auf Poesie denn auf Nützlichkeit ausgelegt: “Auf der linken Seite siehst du das College und du fährst weiter gerade aus.” Dann kommt das Hotel und du fährst immer noch gerade aus.” Dann kommt dies und jenes Schild… Als einzelner ist es kaum möglich auf Verkehr, Schilder, etwaigen Hotels und Gärtnereien zu achten. Ich kam in Verzug. 12:39. Ich rase über die Landstraße und weiß nicht, ob ich richtig bin. Ich fühle mich in diesem Moment sehr, sehr alleine. Dann fängt es auch noch stark zu regnen an, durch die schlechten Scheibenwischer sehe ich kaum etwas. Endlich scheine ich richtig zu sein und biege in die Buckland Rd ein (Buckland, zu Deutsch Bockland, ist ein Landstrich im Auenland. Für den Film wurden von der Army mehrere Straßen gebaut). Ich rase mit hundert einem babyblauen Honda hinterher… Dann kommt das Schild “30″. Umd während ich mich noch frage, was das hier zu suchen hat, rase ich auf eine Schotterstrecke. Der Honda schleudert mir Steine gegen die Scheibe, er scheint auch verwundert zu sein und bremst wie ich ab. Ich erkenne, dass die Steine offensichtlich Schaden angerichtet haben; es ist ein Riss in meiner Scheibe erkennbar. Ich fluche, ich schreie im Auto vor Wut über das Verkehrsamt (falls es das hier gibt), vor Wut über die blöde Beschreibung, einfach alles. Take it easy… Damit war nichts. Ich tuckere also mit 30 über die Landstraße, zur Untätigkeit verdammt und komme um 12:52 an. Ich sehe den Bus abfahren, während ich einen Parkplatz suche.
Ich flitze zur Kasse. Nach einem verknarzten Gesicht der Kassenfrau (laut Ticket sind Umbuchungen nicht möglich) kann ich doch den nächsten Bus nehmen. Doch ich bin noch zu aufgebracht, um mich freuen zu können.
Ein antiker Bus fährt andere und mich durch das 400 hektar große Grundstück einer Schaffarm mit 13000 Schafe und Auenlandhügel in Perfektion nach Hobbingen. Währenddessen fängt es wieder an, zu regnen. Zum Glück werden Regenschirme bereitgestellt. Als ich am Mäuerchen vorbei das Dorf betrete, sind alle Ärgernisse vergessen. Ich tauche in die Filmwelt ein, die Stimme des Guides, der von dem Making-Of des Films erzählt, dringt nur aus der Ferne an mein Ohr.
Ich denke viel an all die Freunde, die ja auch Herr der Ringe Fans sind – was gäbe ich dafür, das mit ihnen jetzt erleben zu dürfen! Doch die sind nicht da, so bleibt mir nur der Gedanke. Im Grünen Drachen trinke ich ein Ginger Ale und esse einen Muffin, der so groß ist, dass ich mir selber wie ein Hobbit vorkomme. Überhaupt sind diese ganzen Requisiten sehr niedlich anzuschauen: die Besen, die Bänke und so weiter, alles en miniature. Es macht mir viel Spaß, mich in den Film hineinzuversetzen, in die Figuren. Auch tolle Fotos lassen sich hier machen, der Regen ist da doch mal etwas anderes, ich sage mir: um Hobbingen bei schönen Wetter zu sehen kann ich Herr der Ringe gucken, um es bei schlechten Wetter zu sehen, muss ich schon herkommen…

Jetzt bin ich in Rotorua, der Maoristadt (so sagt man). Ich habe es in Tauranga nicht mehr ausgehalten und wusste auch nicht, was ich dort hätte machen sollen – das mit der Bank mache ich eben hier. Rotorua ist stark von den Maori geprägt (was touristisch ausgeschlachtet wird) und zeichnet sich durch äußerst aktive Schwefelquellen aus, die zweitweise die gesamte Stadt in eine nach faulen Eiern stinkende Wolke einhüllen (deshalb sind viele Backpacker nicht gut auf Rotorua zu sprechen). Ich mag diese Stadt auf dem ersten Blick aber ganz gerne. Endlich sehe ich hier mal eine respektable Restaurantkultur und so etwas wie Fußgängerzone (Normalerweise ist der Highway die Hauptstraße, um die die Innenstadt herumgebaut ist, was natürlich nicht sehr schön ist…).

Auenland mal regnerisch. Muss es ja auch mal, sonst würden die Kürbisse nicht so groß werden (tatsächlich wurde Kunstdünger verwendet, damit die Akteure kleiner wirken)

Auenland mal regnerisch. Muss es ja auch mal, sonst würden die Kürbisse nicht so groß werden (tatsächlich wurde Kunstdünger verwendet, damit die Akteure kleiner wirken)

Peter Jackson ist Detail verliebt. Auch wenn manche der 44 Häuser nur für Sekunden zu sehen sind - alles muss perfekt sein.

Peter Jackson ist Detail verliebt. Auch wenn manche der 44 Häuser nur für Sekunden zu sehen sind – alles muss perfekt sein.

Der Beweis.

Der Beweis.

Beutelsend - engl. bag end

Beutelsend – engl. bag end

 

Den Flechten nach zu urteilen ist die Luftqualität im Auenland überdurchschnittlich gut... Für die Flechten wurde mit Farbe vermischter Joghurt verwendet.

Den Flechten nach zu urteilen ist die Luftqualität im Auenland überdurchschnittlich gut… Für die Flechten wurde mit Farbe vermischter Joghurt verwendet.

Nirgends schmeckt das Bier so gut wie's bei uns im Grünen Drachen tut!

Nirgends schmeckt das Bier so gut wie’s bei uns im Grünen Drachen tut!

Am Ende zeigte sich die Sonne doch gnädig.

Am Ende zeigte sich die Sonne doch gnädig.

 

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