Philipps Neuseelandblog

Murupara, ein Mikrokosmos

Murupara ist keine gewöhnliche neuseeländische Stadt. Ich habe schon ein bisschen über sie gelernt, was ich hier erzählen möchte, doch vorher möchte ich Wikipedia zu Wort kommen lassen:

Murupara ist eine Gemeinde auf der Nordinsel Neuseelands. Sie liegt in einem isolierten Teil der Region Bay of Plenty zwischen dem Kaingaroa Forest und dem Te Urewera National Park an den Ufern des Rangitaiki River, 65 km südöstlich von Rotorua (…). Die Hauptwirtschaftszweige sind mit der Forstwirtschaft verbunden. Der Name Murupara bedeutet in der Sprache der Māori “den Schlamm abwischen” (…).
Als wichtigstes Dienstleistungszentrum für die Forstarbeiter und ihre Familien wuchs der Ort und erreichte mehr als 3.000 Einwohner. Änderungen in den Bewirtschaftsverträgen für die Wälder haben in den letzten Jahren einen Rückgang der ständigen Einwohner verursacht. Die Bevölkerungszahl ging vom Zensus 1996 zum Zensus 2006 von 2.205 auf 1.836 zurück (…).
In dem Gebiet gibt es vier heilige Plätze Marae der Māori.

Das sagt Wikipedia – aus den Fakten kann man schon einiges sehen. Murupara ist eine Maori-Stadt (“Maoricentric”), hohe Arbeitslosigkeit, “Asis”, ärmliche Häuser, Kriminalität, starker Slang, wenig Bildung, fern der Zivilisation, Alkohol sowie andere Drogen, viele Kirchen (meine Lieblingskirche ist die Impact Church, die aussieht wie ein Puff) und und und… Die Jugendlichen haben nichts zu tun und hängen rum, die Leute sind nicht verlässlich, sind Marke “Bauer” (im negativen Sinne).
Und dann fragt mich die Radio-Frau: “Wie findest du Murupara?” Äh…
Murupara? Die Stadt, die sogar Gangs hat, die sich mit unterschiedlichen Gesten begrüßen (z.B. Stinkefinger)? Die Stadt, in der es ein eigenes Gesetz gibt, weil derjenige, der die Polizei ruft ausgestoßen wird? Die Stadt, in der Musiklehrer keine Noten lesen können?
Äh… Murupara hat einen Vorteil: Es ist billig!
Das sage nicht ich, sondern Christine Burney. Sie zeichnet ein sehr schwarzes Bild von Murupara. Sie ist hierher gekommen, weil sie für 10 000 Dollar (!) die Garage gekauft hat. Murupara stellt einen eigenen kleinen Mikrokosmos dar, es ist wie eine isolierte Insel.

Der Tag heute war wieder gut. Ich habe mit der Tür weiter gemacht, doch bin noch nicht fertig, weil die Farbe so schlecht deckt und ich sie nochmal streichen muss. Zwischendurch gab es immer wieder Kaffee-, Tee- und Snackpausen, Lunch und Dinner. Zu viert haben wir drei von Christines Kartoffelbroten gegessen (muss ich auch mal ausprobieren!), Oliven, getrocknete Tomaten, Käse, Gurken, sprich ein richtig gutes Mahl (und teuer). Doch heute hatte Christine außergewöhnlich viele Kunden, sodass sie heute Abend sogar eine Flasche Wein aufgemacht hat.
Wir haben auch heute viel über Karriere gesprochen. Christine kennt “aus ihrer Zeit, in der sie noch ganz viel Geld hatte” (ihr Mann war ein äußerst erfolgreicher Jurist) bestimmte Leute, andere kommen aus ihrer riesigen Familie. Unter jenen gehören ein Lautenbauer, ein Geigenbauer, ein Komponist, ein Großmeister im Schach… Sie könnte zum Beispiel versuchen ein Treffen mit einen von denen arrangieren. Ich muss mir das mal überlegen (zumal ich dann ja auch dorthin kommen muss).
Heute war ein Konzert von der Kirche (das schreibe ich jetzt vor allem für Opa). Die Kirche repräsentiert sich hier ganz anders. Der Pastor stand auf der Bühne und hat Gitarre spielend gesungen. Er trägt Dreitagebart, Sonnenbrille, Chinohose und Jeansjacke, Haare gestylt. Dann kommt eine andere Band (die leider vergaß, ihre Gitarren zu stimmen). Diese: Chino, Schlumpf, Käppi im Nacken, Chucks, Army-Hose und Cowboyhut und so weiter. Sie singt: “God is an awesome guy.” (Kann ungefähr übersetzt werden mit “Gott ist ‘n Wahnsinnskerl” oder “Gott ist ein hammer Typ”. Der Pastor labert zwar auch hier, aber nicht ganz so viel und mehr auf eine Message reduziert. Ich schaute so eine halbe Stunde dem Spektakel zu, wonach ich mich wieder an die Arbeit machte.

Ich bin hier schon recht glücklich. Ich muss mir kaum Sorgen machen, gutes Essen, alles da. Ich glaube, ich habe sogar Farbe bekommen. Aber nicht wie in Deutschland, sondern eher rötlich wie ein Indianer oder ein Kalifornier. Hier jetzt Fotos von Murupara:

Haus

Haus

Sehr ländlich. Überall Pferde, teilweiße auf den Gehwegen.

Sehr ländlich. Überall Pferde, teilweiße auf den Gehwegen.

Ok, kein Foto.

Ok, kein Foto.

 

 

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