Philipps Neuseelandblog

Und wieder alles anders

Heute gibt es wieder viel zu erzählen, da wieder alles anders ist. Ich möchte jedoch chronologisch vorgehen und beginne somit am Samstag.
Am Samstag habe ich mit Michael und Nate kleine Querleisten an die Wand im sog. “Small House” angebracht. Darauf soll in Zukunft ein dünnes Holz angebracht werden. Das war “richtige Männerarbeit”, wie man so schön sagt: Mit Bohrmaschine, großem Hammer, großer Säge, richtig schön laut und schmutzig. Es stellte sich heraus, dass Nate doch nicht der große Baumeister ist, wie er es vorgab. Das Prinzip “Nach fest kommt ab” hat er jedenfalls nicht verinnerlicht. Wie dem auch sei, er war sehr engagiert bei der Arbeit und sich für nichts zu schade. Übrigens kommt er nicht aus Kanada, sondern aus den Staaten.

Am Sonntag war Ausflug angesagt. Christine hat mit Ian, einen Kommunikationselektroniker, der gerne auf Lunch im Café ist und dessen Familie mit Christine befreundet ist, gesprochen. Seine Frau und er machen viele Outdoorsachen und so hat er uns auf die Wildwasser-Rafting-Weltmeisterschaft mitgenommen. Sie fand nahe bei Murupara im Rangitaiki River statt (eine Etappe nur). Deshalb mussten wir durch den Wald und sahen mal wieder tolle Natur – nur das Rennen war schon zu Ende. Ian, ein Maori, für den Gastfreundlichkeit natürlich sehr wichtig ist, war das sehr unangenehm. Dafür hatten wir ein schönes Lunch in der Natur mit Sandwiches (klingt irgendwie doch besser als Stullen) und Nüsschen. Beim Essen war es total wichtig, alles zu teilen, ein wichtiger Teil der Maori-Kultur. Also schön immer fragen…
Nate hat mal wieder sein Feingefühl bewiesen. Christine beauftragte ihn, Ian als Dankeschön einen Wein zu geben. Wann macht man das? Eher am Ende, oder? Nein, Nate macht es mal eben, wenn wir gerade losfahren wollen. Ach ja, die Amis.
Danach waren wir mit Christine im Butchers Pool und haben in der schönen heißen Quelle gebadet, die ein bisschen nach Pups riecht. Ich fühlte mich nach einiger Zeit sehr unwohl – Kreislauf und stechende Sandflys…

Gestern war der Plan… Was eigentlich? Das weiß keiner so genau. Ich versuche, diesen Tag, so verrückt und blöd, wie kein Tag in Neuseeland davor, zu beschreiben.
Christine schlug vor, nach Whakatane an den Strand zu fahren, an der Erdbeerfarm zum Erdbeeren futtern zu halten, schwimmen zu gehen, etc. Marion, die französische Wwooferin, wollte sich anscheinend damit nicht zufrieden geben: sie organisierte parallel davon einige Tage beim DoC (Naturschutzorganisation) für einige derartige Aktivitäten. Nate machte mit (ich glaube aber, dass er es nur tat, weil sie es auch tat).
Da Christine nun glaubte, ihr Plan sei nicht gut genug, ließ sie Whakatane bleiben und entschied, Holz zu holen. Michael und ich kamen mit. Wir hatten einen sehr schönen Tag, der leider mit viel Fahrerei verbunden war. Wir haben ein paar Leute besucht, haben eingekauft, waren am Strand, auf der Erdbeerfarm und haben tonnenweise Erdbeeren und Brombeeren gefuttert, haben ungesunde Sachen gegessen wie leckeres Eis und ekeliges Asia-Essen. Wir waren sehr zufrieden.

Noah is a good boy!

Noah is a good boy!

Doch Christine war grummelig auf Marion, weil sie nicht ihren Plan angenommen hat. Doch ich hätte mir nicht ausmalen können, was dann kam.

Das schönste Wasserkraftwerk der Welt

Das schönste Wasserkraftwerk der Welt

Als wir zurückkamen, gab es Streit mit höflichen Worten. Marion möchte Mittwoch bis Freitag schon wieder weg, um mit den total netten DoC-Leuten zu einem See zu gehen und am Samstag Fledermäuse fangen. Christine fühlt sich ausgenutzt, das sei ja kein Hotel. Und überhaupt, warum sie denn nicht die Sachen (einige Wandertouren), die Christine “organisiert” hatte, machen wolle. Sie hätte doch “Ja” gesagt.
Natürlich sehe Marion das nicht als Hotel, aber warum kümmere Christine sich denn so viel darum? Das sei doch deren Sache. Christine: “Ich führe ein Café und es ist erheblicher Aufwand, so etwas zu machen. Dann möchte ich auch, das ihr das wertschätzt. Ihr müsst das doch wertschätzen.” Aber sie schätze es wert, so Marion. Christine müsse aber auch die Arbeit wertschätzen, so Marion weiter, sie schätze ihr Arbeit nicht wert. Sie habe sechs Stunden gearbeitet.
Und so weiter.
Am Ende waren alle müde, kaputt und traurig. Und so hatte sich das keiner gedacht. Ich bin froh, dass ich der bin, der am wenigsten davon betroffen bin.

Heute morgen sind Marion und Michael (der ja eigentlich auch nichts damit zu tun hatte, aber nun mal mit Marion zusammen reist) abgereist. Sehr schade, mein Duopartner ist weg. Die beiden waren echt nett. Nate hat gemerkt, dass die Luft dünn wurde und ist plötzlich auch abgereist. Ich bin also wieder alleine.
Heute morgen kam ein deutscher Finanzmann in das Café, der Urlaub macht. Total zufällig kommt er auf französische Geschäftspartner zu sprechen: “jeder auf der Welt hat Probleme mit den Franzosen. Sie seien die Größten, die Weisesten, die Grande Nation. Auf dem Meeting sagen sie “Ja”, aber dann machen sie es doch ganz anders, weil sie ja so viel weiser sind. Ganz schlimm. Und das sagt jeder, auch Spanier, Italiener oder Briten” (Marion hatte am Abend zuvor immer gesagt: I’m well-educated, I’m intelligent, I’m friendly… What is the problem? Und so weiter).
Christine, die sich ganz schlecht gefühlt hat, war wieder gut drauf. Um es für sich im Kopf zu ordnen, schob es sie einfach auf kulturelle Differenzen, das ist am einfachsten (in der Tat hat es irgendwie niemand verstanden, wie es dazu kommen konnte). Marion hatte am Abend zuvor noch gesagt, dass sie sich Sorgen gemacht hätte, wo wir denn abgeblieben seien. Ich habe die Vermutung, dass sie heute morgen nochmal nachbohren wollte und Christine, als sie beim Abschied nochmal gesprochen haben, erzählt hat, wie groß ihre Sorgen gewesen sind. Sie habe gedacht, wir hätten einen Unfall gebaut oder ähnliches.
In meiner Schilderung zeige ich nur das Äußere. Christines Hartnäckigkeit und ihr Trauma, enttäuscht zu werden, nicht. Insgesamt war es meiner Meinung nach ein riesiges Kommunikationsproblem.

Für mich war der Tag eigentlich ganz nett. Ich habe diese Leisten vollendet, leider warten noch zwei andere Räume, und habe angefangen, einen Notenständer zu bauen. Gleich werde ich Gitarre spielen und lesen.

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