Philipps Neuseelandblog

Zwischen Busch und Gitarre

Die Woche über ist nichts wirklich besonderes passiert, außer, dass ich gestern auf einem Ernährungstreffen war. Es gibt in Murupara eine deutsche Ärztin, deren Leidenschaft Ernährung ist; sie ist vegan und gibt Beratungsstunden und Kochunterricht für die, die es nötig haben – alles rund ums gesunde Essen. Christine geht da wohl regelmäßig hin und da ich nunmal gerne über Essen rede, habe ich gefragt, ob ich mitkommen kann. Nun ja, sie hätte mir sagen sollen, welches Level der Kurs hat und was für Leute dort sind: Senioren. Und dass Nüsse Fett enthalten, das ist ja wohl Grundwissen (tatsächlich waren viele überrascht…).
Menschen, die essen können, ohne dick zu werden, werden hierzulande “Pretzel” (Brezel) genannt. Britta sagte, es sei “der Jägertyp”. Ich habe mich gefragt, welcher Typ wohl die sind, die dick werden, wenn sie essen. Der “Sammlertyp”? Fettsammler…
Heute kam dann Gary ins Café. Gary ist ein Biologe und forscht nach der Ökologie des Awheto-Pilzes. Christine hat für Nate organisiert, Gary zu helfen, aber der schien plötzlich doch nicht mehr interessiert zu sein. Gut für mich, ich ergriff die Gelegenheit, mitzukommen. Wir fuhren in den Busch, in den wirklich unberührten Regenwald. Mit Schnüren steckten wir eine Fläche in Quadraten ab und Gary notierte Auffälligkeiten. Andrew, ein Mensch der Region, und ich hatten die Aufgabe, Awheto-Plize zu finden. Doch die Awhetos sind gut versteckt, es dauerte eine schrecklich lange Zeit. Aber es war toll, im Wald herumzuklettern und an einem richtigen Forschungsprojekt teilzuhaben, auch wenn wir keinen einzigen Pilz gefunden haben.
Dann fuhren wir zu einen zweiten Forschungsplatz, wo Gary und Andrew schon Pilze gefunden hatten. Ich fand noch einen, den die beiden übersehen hatten. Ich muss sagen, die äußere Erscheinung war eher enttäuschend, doch der unterirdische Teil ist interessanter. Beim Awheto handelt es sich nämlich um einen Parasiten.
Es gibt eine sehr markante Mottenart, die sehr große Exemplare an Motten zustande bringt. Deren Larven leben in der Erde glücklich vor sich hin, bis dieser Pilz kommt und sich von hinten durch die Made bis zum Mund wieder herausfrisst, durch die Erde sich dem Sonnenlicht entgegen reckt und einen circa zehn Zentimeter großen, braunen Stängel zum Vorschein bringt. Finde diesen winzigen Stängel im Unterholz! Wenn man ihn ausgräbt, sieht man noch die Larve, aus der er wächst, hart und trocken. Die Chinesen nutzen den Awheto in ihrer Medizin und zahlen wohl viel dafür, mehr als für Safran. Von daher ist es interessant, den Pilz industriell zu züchten. Trotzdem ist Gary ein Einzelkämpfer und auf Freiwillige wie dem stinkenden Andrew und mich angewiesen, obwohl es eigentlich sehr attraktiv ist.
Gary ist typisch Biologe. Weißer Bart, graues Haar, Genussmensch, Pi-mal-Daumen, Brille. Ich habe gelernt, dass Biologe-sein bedeutet, an der Basis zu sein, an der Front! Es ist recht anstrengend, durch den Busch zu krackseln und es ist nervenaufreibende Arbeit, Informationen zu sammeln, sammeln, sammeln. Es hat schon etwas fast romantisches. Da kann sogar ich mich für Ökologie begeistern, ganz anders als in der Schule!

Danach haben Gary und Andrew mein Konzert in dem Café besucht. Ich habe gespielt, was ich immer spiele, diesmal aber auf meinem selbst gebauten Notenständer. Und jetzt bin ich sehr, sehr müde (vielleicht merkt man es an meinem Schreibstil?). Morgen erwartet mich eine Paddeltour, noch ein sehr langer Tag! Aber er wird bestimmt schön!

Mein selbstgebauter Notenständer

Mein selbstgebauter Notenständer

 

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Die neue Gitarre

Ich, auf der Jagd.

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