Philipps Neuseelandblog

Farewell to Murupara

Der Titel sagt alles, ich bin wieder bereit, aufzubrechen. Ich verlasse die “beschauliche Metropole”, den grotesken Mikrokosmos, das gagaeske Murupara. Doch bevor ich ein kleines Resümee an den Tag lege, muss ich ja noch erzählen, was so passiert ist.
Über den Donnerstag sind zwei Dinge erwähnenswert. Es war seit langer Zeit abgemacht, dass an meinem Geburtstag am Freitag Barbecue gemacht wird. Grillen am Geburtstag, wo es ja sonst saukalt ist, das hat etwas. Also fragte ich Christine: “Hast du denn einen ‘Barbecue’ (englisch für Grill)?” – “Ja!” – “Kann ich den mal sehen?” – “Klar, der hier.” Sie zeigte auf einen Gaskocher. Ich versuchte sie aufzuklären. “Das ist kein Barbecue, das ist ein Gaskocher. Hast du so etwas mit Kohlen und so?” – “Nein.”
Ich war den Tränen nahe. Was sollte das, hat sie mich angelogen?
Ich bin sodann in die Stadt gegangen, um mittels meiner geknüpften Kontakte einen Grill aufzutreiben. Doch anstatt eines Grills kam diese Erkenntnis. Europäer und Australier/Kiwis haben eine unterschiedliche Auffassung von Grill und Barbecue.
Hierzulande nehmen die Leute einen Gaskocher, legen einen eisernen Teller darauf und braten ihr Fleisch oder was auch immer. Das macht natürlich überhaupt keinen Sinn weil es exakt das gleiche ist wie braten. Das gibt es auch in größer mit elektronisch beheizten Platten sowie in ganz groß, den Männer-Barbecue (riesige Grillschränke). Grills wie bei uns nennt man “Kohlenbrenner”.
Das ist mal wieder ein Beweis, das Neuseeland kulinarisch ein weißer Fleck auf der Landkarte ist.
Das englische Wort “Grill” bezieht sich übrigens auf eine Art kleinen Ofen.

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Außerdem ist am Donnerstag eine weitere Wwooferin gekommen. Karen konnte meine Sympathie allerdings nicht erwecken, kalt ist sie (ich habe sie komischerweise nie lachen gehört, nur manchmal, wenn ich einen Fehler gemacht habe, während ich englisch gesprochen habe). Ich merkte langsam auch, dass ich weiterziehen muss. Die Tage gehen aber auch dermaßen schnell um, dass sogleich wieder Freitag war,…

… Mein B-Day! Ich hatte gute Laune beim Aufstehen, mein Bein war wieder gut (verknackst bei einer kleinen Wandertour). Ich wollte an meinem Geburtstag eine weitere Wandertour machen, wieder durch den Whirinaki Forest. Nachdem ich mit meinen Eltern geskypt, von Christine ein Ständchen angehört und ein Lunchpaket abgeholt hatte, ging es in den Wald. Es war wunderschön, ich liebe den Whirinaki! Es ist eine klare Empfehlung für alle…
Doch auf der Wandertour musste ich auch viel an meine Eltern denken. Plötzlich ergriff mich das dringliche Bedürfnis, sie zu umarmen. Aber das ging nun einmal nicht, und so begnügte ich mich mit der Natur. Ich sog die Eindrücke auf, den Geruch, die riesigen Bäume, den weichen Boden, den Gesang der Vögel. Christine hatte mir schönes Lunch vorbereitet, das war sehr nett von ihr.
Als ich dann wieder in Murupara war, holte alle Schilder ein. Sie schloss und beschloss, dass wir erstmal relaxen und lesen. Sehr gute Idee! Nach einer Stunde in den “Rockers”, den wiegenden Sesseln, gingen wir zum Dinner über…
Zwei Salate, Rehwürste und Kuchen, Geburtstagskuchen – leider ohne Erdbeeren, wie ich es mir vorgenommen hatte. Dafür hat Christine ihn für mich gebacken, war ja auch nicht selbstverständlich.
Am Ende des Abends war ich sehr zufrieden und habe mich über die zahlreichen lieben Emails gefreut, die eingetrudelt sind.

Am Samstag kam das Geburtstagsgeschenk von meinen Eltern: Papas alter Navi mit Neuseelandkarte! Der wird mir vor allem in den größeren Städten sehr nützlich sein, denke ich. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die mitgelieferten Hermann-Socken mitsamt Lippe-Bekenntnis. Es ist ein typisches Papa-Geschenk: so kann er sekne Liebe zu seinen Söhnen mit der zur Technik kombinieren.

Am Wochenende konnte ich alle Aufgaben abschließen, die ich angefangen hatte. Ich bin bereit, nach fast sechs Wochen wieder weiterzuziehen. Diese Zeit hier hat mir echt gut getan, weil ich gelernt habe, wie ein Kiwi zu leben. Ich habe vieles über Freundlichkeit gelernt, über Handwerk. Ich habe viel unternommen (für umsonst) und habe sehr günstig gelebt und gegessen. Ich habe aber auch viel gearbeitet, Unmengen an Tee gesoffen und ganze Laibe Kartoffelbrot Maori Art verdrückt.

Morgen werde ich meiner Wwoof-Host eine Dankeschönkarte überreichen (4,50$ im Supermarkt) und mich mit dem Auto auf den Weg nach Napier/Hastings machen.

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