Philipps Neuseelandblog

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt III

Ich stelle mal wieder, zum bestimmt hundertsten Mal fest, dass es keinen Sinn macht, zu planen.
Heute morgen kam ein Mann ins Hostel und schaute in unser Zimmer: “Arbeitet ihr für mich?” – “No…” – “Okay, noch nicht. Wollt ihr für mich arbeiten?” – “Jahh!” – “Gut. Wir sehen uns auf der Plantage.” So in etwa hörte sich das Gespräch an. Ich gebe zu, es hat ein bisschen länger gedauert, er musste noch Formulare suchen und mit anderen Backpackern im Hostel, welche für ihn arbeiten, reden. Ich habe gleich heute mit der Arbeit angefangen, das sogenannte “Pruning”. Das heißt, ich musste die schlechten Kiwis aussortieren. Als Konsument ist einem ja gar nicht bewusst, welche Formen es gibt! Da gibt es winzigen Kiwis, die Riesigen, die Flachen, die Zusammengewachsenen, irre Verformungen… Manchmal gibt es mehr von denen, manchmal weniger. Das ändert leider auch nichts an der Tatsache, dass es sehr, sehr langweilig ist. Zu allem Unglück muss man sich auch noch konzentrieren, weil der Vorarbeiter kontrolliert und man bloß nicht Kratzer an anderen Kiwis verursachen darf – da die Kiwis noch sehr jung sind (Erntezeit ist April), schabt sich die Haut schon beim Anfassen ab.
Wie auch immer, ich habe Arbeit, 13,75 Dollar die Stunde, also Mindestlohn. Dafür kann ich mir die Spritkosten teilen und der Erfahrung von anderen zufolge kann ich etwa 450 Dollar die Woche verdienen. Das ist schon mal nicht schlecht und deckt gut den Lebensunterhalt. Der Job ist nur für circa 6 Tage, aber das ist gut so: länger würde ich die Langeweile eh nicht aushalten.

Gestern war ich übrigens wieder Straßenmusik machen und habe in etwa 9 Dollar verdient, genug um mir den Klassiker “Pasta mit Tomaten, Oliven und Schafskäse” leisten zu können! Tomaten sind nämlich gerade für sage und schreibe 3 Dollar im Angebot! Die Gelegenheit durfte ich mir nicht entgehen lassen und habe mir soviel gemacht, dass ich noch genug für “Bruschetta” am nächsten Tag hatte. Mit den frischen Kräutern von Oriole, Basilikum, Oregano, Petersilie, Thymian, kommt das richtig gut!

Was mich nur aufregt ist das Hostel mit den Leuten darin. Nicht genug, dass das so eine kleine Küche ist, man muss auch im Weg rumstehen und quatschen und sich von anderen, die gerne kochen (etc.) möchten, beiseite schieben lassen. Viele von den jungen Deutschen sehen so etwas einfach nicht, und das ist der Grund, warum viele Arbeitgeber und Wwoof Hosts prinzipiell über 25-jährige einstellen. Dann wird natürlich alles mit deutschen Maßstäben gemessen und so weiter. Alle reden deutsch und viele hängen einfach nur im Hostel ab. Das geht einen schon auf den Geist. Die wenigen Asiaten, die hier wohnen, sind da ganz anders. Ich komme zwar mit deren Gekicher nicht klar – sie kichern bei allem möglichen – aber in den vorigen genannten Punkten haben die einen ganz anderen Blick.

Ein schöner Sonnenuntergang.

Ein schöner Sonnenuntergang.

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