Philipps Neuseelandblog

Dies und das III (Update)

Mir wird schwindelig, wenn ich lese, wann ich das letzte Mal geschrieben habe. Man muss dazu sagen, dass es gute Gründe gibt, warum. Ich hatte a) wenig Zeit, wegen der Arbeit, und b) ist recht wenig passiert. Ich habe fleißig auf dem Kiwi Orchard gearbeitet, tausende von Kiwis gepflückt. Variiert wurde das ganze nur durch Standortwechsel und Änderungen der Ausfallmuster…
Mit anderen Worten: Die Arbeit ist sehr langweilig, mit nur mit Musik erträglich. Wenn ich von der Arbeit komme, so fünf Uhr, dann koche ich, mache etwas Haushaltstechnisches, rede ein bisschen mit den anderen und gehe ins Bett (ich bin derzeit noch im Hostel “Blue Water Lodge”).
Am Samstag war ich mal wieder straßenmusizieren, mit wenig Erfolg, dafür bekam ich eine Einladung zu einem Konzert. In einer Bar spielte ein Jazzpianist und der Wirt hat, als er mich gesehen hat, gedacht, ich hätte Interesse. Ich also dahin. Ich habe auch vorsichtshalber meine Gitarre mitgenommen, man weiß ja nie (und meinen Hut aufgesetzt – es gibt nur zwei Sorten von Menschen, die Hüte tragen, Idioten und Musiker).
In der Bar wurde ich vom Wirt empfangen und wurde sofort nach einem Drink gefragt, ich beließ es bei einer Coke. Er führte mich in einen Raum, der rustikal mit viel Holzverkleidung und alten Weinfässern eingerichtet ist, wo er mir zwei weitere junge Männer mit Hüten vorstellte. Das eine war der Jazzpianist, das andere sein Bassist ohne Bass. Nachher stellte sich heraus, dass beide aus den Staaten kommen und als Backpacker durch Neuseeland reisen. Beide haben ihre Instrumente natürlich nicht mitnehmen können, weshalb zumindest Keith sich eine Notlösung gebastelt hat: eine Metallgieskanne mit Stock und Faden kann als guter Bassersatz dienen, wenn man die richtige Technik hat. Keith arbeitet daran. Man sieht: Die beiden sind mit ganzen Herzen Musiker. Der Pianist, dessen Namen mir hier an dieser Stelle nicht einfällt, ist allerdings nicht nur leidenschaftlich dabei, sondern ein wirkliches Talent. Er fing mit drei Jahren an, Klavier zu spielen, und sein Vater, der in einer Dixiegruppe spielte, nahm in auf diverse Dixiefestivals mit. So ist auch seine Musik beeinflusst – alles was er spielt läuft irgendwie darauf hinaus.
Doch auf dem Konzert spielte er nicht Jazzklassiker, sondern das, was das Publikum hören wollte. Er spielte es nach Gehör oder Noten aus seinem iPad. Sehr beeindruckend warm wie er den Anfang Gershwins Rhapsody in Blue nach Gehör spielte und dann darüber improvisierte.
Im Publikum war ein Mann, dem Wirt bekannt, mit weißem Bart und Mütze, immer mit einem lieben Gesicht schmunzelnd. Dieser Mann packte einfach mal sein Schlagzeug aus und hat mitgespielt! Später sagte er noch zu mir ich sähe aus, wie der junge Elton John (mit meinen inzwischen längeren Haaren und der braunen Kordkappe. Zwischendurch habe ich auch noch eine Gitarreneinlage gegeben mit zwei Lobos-Stücken. Ich hatte aber natürlich nicht die Wirkung wie der Pianist, der zwar klein ist, aber voller Energie mit beiden Beinen auf den Boden schlagend den Takt zelebriert. Das war Samstag.
Sonntag bin ich an den Strand gefahren und es war einfach nur geil. Die Sonne hat gebrannt, der Strand war super schön und die Wellen hoch, das Wasser blau und klar. Das beste: das war gerade einmal 40 Minuten von Napier entfernt. Ich habe mich in die Sonne gelegt, gelesen und mich von den Wellen treiben lassen. Es waren sehr starke Wellen, die dich einfach mal umgerissen haben und dann richtig durchgeschüttelt. Ich kann nur jedem raten, so etwas nicht alleine zu unternehmen! An diesem Strand war eine Art Rettungsschwimmerdienst, für mich war das kein Problem. Aber die Strömung ist sehr, sehr stark, die zieht dich einfach weg. So geschehen bei mir. Plötzlich befand ich mich in Gewässer, wo ich nicht mehr stehen konnte. Ich versuchte, zu meinem vorigen Platz zurückzuschwimmen, doch ohne Erfolg. Erst eine deftige Welle spülte mich nach vorne in seichteres Gewässer. Das war plötzlich nicht mehr so witzig! Für einen kurzen Moment hatte ich ganz schön Angst. Man muss sich vorstellen: das war in der ausgewiesenen Badezone!
Aber es war ja alles gut. Trotzdem musste ich eine weitere unangenehme Erfahrung machen: ich habe den Sonnenbrand meines Lebens bekommen. Zwar hatte ich mich eingecremt, doch das Wasser wusch es ab. Außerdem muss man die Creme bei dieser Sonne sehr dick auftragen, sonst geht sie dadurch wie ein scharfes Messer durch eine Gurke.
Ergebnis: der ganze Oberkörper verbrannt, Rücken, Bauch, Schultern, Brust, Knie. Ich hatte solche Schmerzen in der folgenden Nacht! Und am Montag noch bei der Arbeit. Jetzt ist es eher ein Jucken, weil es heilt.

Leider oder zum Glück ging es dann am Montag weiter mit der Arbeit. Immer von 7:30 bis 16:30, das ist sehr lange. Ich laufe den ganzen Tag die Kiwipflanzen ab und zupfen die schlechten Kiwis ab. Das Essen bietet immer Highlights. Wenn ich mir etwas ausgedacht habe, dann brenne ich den ganzen Tag darauf, es zu kochen. Auch mein Brot word schon richtig gut – gutes Brot ist auch notwendig, vom Wabbelweißbrot ist nicht satt zu werden… Mein letztes Brot sah sogar so aus wie aus der Bäckerei, manche aus dem Hostel sagen sogar, es sähe besser aus.

Am Mittwoch war ich noch mal in jener Bar um den Pianisten (David) und Keith, den Bassisten, zu besuchen. In der Bar fand eine Jazzsession statt: es kamen sogar noch zwei Schlagzeuger, ein Gitarrist und ein weiterer Bassist, da hatte ich noch einen echt schönen Abend! Ich habe Keith das erste Mal auf einem richtigen Bass spielen hören, er ist ebenfalls talentiert! Wie David und Keith sich gegenseitig die Themen zugespielt haben und schließlich vom Jazzstandard zu “Anotherone bites the dust” (Queen) gekommen, nur durch Abwandlung des Ursprungsthemas. Sehr erstaunlich.
Danach bin ich noch an den Strand zu den Hostelkumpanen gegangen, die ein Lagerfeuer gemacht haben.

Blöd finde ich, dass ich momentan kaum englisch spreche. Hier sind halt zu viele Deutsche, teilweise seltsame Leute. Da wäre Nico, der um 17:00 noch schläft oder Lena (ein bisschen blond, obwohl schwarzhaarig). Nachher werden wir wohl noch “Werwolf” spielen, ein Gesellschaftsspiel. Ich bin so müde, ich muss schlafen.

Weihnachtsdeko in der Stadt

Weihnachtsdeko in der Stadt

Comments are closed.