Weihnachten steht vor der Tür – genauer, es ist voll im Gange! Die letzten Tage waren geprägt von entspannten In-den-Tag-leben, länger schlafen, in die Küche wanken, lange frühstücken, am Tag nichts auf die Reihe kriegen. Nach den Arbeitswochen echt ein Genuss! Freitag war der letzte Tag, wo uns der gute Hamish, der Plantagenmanager, uns Donuts ausgegeben hat. Diese Donuts waren übrigens nicht rund, sondern eher wie Hotdogs mit Sahne statt Wurst, zusammen mit viel Puderzucker und einen Klecks Marmelade.
Genauso luftig-locker waren die nächsten Tage. Einfach mal nichts tun.
Und Rrrrzzzmmmm! Schon ist Weihnachten. Leon und Jonathan, die in Neuseeland das Kochen entdeckt haben (Leon konnte aber schon viel Erfahrung aus Deutschland mitnehmen) hatten den Wunsch geäußert, für uns kochen zu wollen. Das tun sie heute, am Dienstag, den 24.12. auf dem Speiseplan stehen Kürbissuppe, Rouladen mit Kartoffelgratin und selbstgerechtes Eis (Schoko-Rotwein) und Creme Brulet als Nachspeise. Die beiden kochen für zehn Leute, das ist – Hut ab – eine große Leistung.
Als Gegenstück kocht der Rest am Mittwoch, dem 25.12., dem eigentliche neuseeländische Weihnachtstag, ein Festessen – so war es jedenfalls gedacht.
Ich glaube als Musik würde eine Streichersymphonie ganz gut passen: aus Kostengründen wurde alles Zusammengestrichen, was teurer sein könnte. Die einzelnen Gänge sind vom Aufwand nur noch das, was man auch sonst als Backpacker isst, nur die Menge macht es zu einem Festmahl. Ein Sahne-Kräuterdressing zum griechischem Salat ist für mich der Gipfel des kulinarischen Barbarismus. Ich glaube, dass das eine Mädchen, Sophia, unbedingt ihren Willen haben muss. Die anderen gehen mit (weil ja auch Mädchen von vornherein viel mehr Ahnung von Kochen haben als Jungs).
Ich mache ein Ofengemüse. Dazu hatte ich eigentlich Fisch gedacht (ich habe mich vorher noch über den frischesten Fisch in Napier informiert und sogar diesen getestet), doch jetzt ist es Hühnchen aus der Shutzatmosphären-Verpackung.
Das konnte ich nicht auf mich sitzen lassen. Jetzt habe ich wenigstens ein Bonbon vorbereitet, ein Tiramisu. An der Kasse vom Countdown-Supermarkt habe ich einen Italiener getroffen, der mir das erklärt hat. Das Tiramisu wird ein Geschenk von mir an die Gemeinschaft.
Heute Abend werden wir nach dem Essen wieder an den Strand gehen, ein Lagerfeuer machen und Marshmellows grillen.
Am Sechsundzwanzigsten werde ich aus Napier abreisen, zum Tongariro National Park fahren und dort, soweit das Wetter gut ist, das Tongariro Crossing machen. Das bedeutet, ich wandere über das Gebirgsmassiv in einem Tag. Wenn ich will, kann ich sogar den Mount Doom (Schicksalsberg aus Herr der Ringe) besteigen.
Danach fahre ich nach New Plymouth und feiere dort Sylvester, wahrscheinlich im Restaurant alleine, ich brauche Ruhe.
Jetzt noch eine Geschichte, die beweist, dass Neuseeland in Sachen Essen eine Wüste ist: hier gibt es keinen Quark! Der Joghurt ist ja schon eine Pampe, aber dass sie nichtmal Quark hinkriegen ist traurig. Als ich die erste Verkäuferin nach den Löffelbiskuit gefragt habe (“Die Kekse, die man für Tiramisu benutzt…”), guckt sie mich fragend an und muss im Regal mit “international”-Aufschrift nachsehen – erfolglos. Die zweite Verkäuferin weiß auch nicht bescheid. Erst ein dritter Verkäufer führte mich schnurstracks zum Ziel. Schlachter wie bei uns gibt es übrigens auch nicht. Die Verkaufen das Supermarktfleisch einfach in größeren Mengen, oder eben schon so weit fertig, dass man es nur noch in Pfanne hauen muss (paniertes Fleisch etc.).