Philipps Neuseelandblog

(Update) Zwei ganz unterschiedliche Geschichten

Christmas Day und Boxing Day

Bevor ich von diesen Tagen berichte, muss ich noch kurz schildern, wie das Christmas Eve (so etwas wie der Heilig Abend) war. Wie erwartet war es spektakulär. De Kürbiscremesuppe war sehr gut und lecker, die Rouladen waren sehr fein und lecker, obwohl Schnitzelfleisch verwendet wurde. Zum Nachtisch muss ich nichts sagen. Zwar war die Creme Brulet eher Creme Caramel, aber egal. Das Schoko-Rotwein-Eis war phänomenal. Eine Japanerin hat zusätzlich noch Panacotta (eine leckere Version mit Joghurt) gemacht.
Als ich da Teller für Teller das Essen vorgesetzt bekam, musste ich an den Heilig Abend zuhause denken, an Oma und Opa, an den Weihnachtsbaum, an meine Eltern. Das war ein sehr schöner Moment.
Am 25. Dezember wurde bei uns Weihnachten zelebriert. Das ganze hat sich allerdings eher auf abends verlagert, auf das Essen. Doch diesmal waren alle gefragt, den Kochlöffel zu schwingen. Doch davor wollte ich am letzten Tag doch wenigstens nochmal ein bisschen die Stadt erkunden und bin zu einem besonderen Ausguck gelaufen und zurück getrampt.
Komischerweise war der Zeitpunkt, wann es Essen geben sollte, nicht klar. Deshalb habe ich viel zu früh angefangen, das Gemüse zu machen. Ehrlich gesagt wusste ich ja auch gar nicht, wie lange es in den Ofen muss. Still freute ich mich schon auf das Tiramisu, das versprach, gut geworden zu sein.
Dann gab es auch schon essen. Wir starteten mit einer Brokkolisuppe. Dadurch, dass ich wusste, dass die Schöpfer eben dieser eine ganze Packung Hühnerbrühe (!) verwendet haben, wusste ich, woher die Geschmacksverstärker kamen, die sie doch noch lecker gemacht haben. Der zweite Gang, ein Salat nebst Bruschetta, war wirklich fragwürdig. Blattsalat, Tomate, Gurke, Feta…mhmm klingt griechisch. Dressing: Eine Tube Sahne-Kräuter-Dresssing, unter anderem mit Dill. Dieses, kombiniert mit Feta ist absolut grausam. Bruschetta sind immer lecker… aber ohne Mozzarella und frischem Basilikum irgendwie langweilig.
Nun kam mein Gang. Während die Gesellschaft unterhalten wurde bzw. sich (selber) unterhielt, briet ich die Hünchenfilets. Dabei habe ich spontan heißes Wasser mit Honig, Paprika und Rosmarin vermischt und zum Schluss über die Filets geträufelt. Dann noch mal ein paar mal wenden, dass sich der Geschmack entfaltet. Fertig.
Das Fleisch war unerwarteterweise der Hammer, während das Gemüse viel zu kalt und schon weich war.
Der erste Nachtisch, kalter Apfelstrudel, Pfannkuchen mit Tiefkühl-Erdbeeren, Vanilleeis und Mango war dann doch noch sehr füllend… Und dann kam noch der zweite Nachtisch! Das Tiramisu ist auf große Begeisterung gestoßen. Leon sagte, er müsse mich in deren Kochgruppe aufnehmen… nicht, dass ich darauf wertgelegt hätte, aber es ist ein schönes Kompliment.

Am 26. Dezember, dem sogenannten Boxing Day, verließ ich Napier froh, endlich wieder etwas erleben zu können und traurig, den inzwischen gemütlich eingerichteten Platz verlassen zu müssen. Die Fahrt nach Turangi verlief ereignislos. In Taupo habe ich Stop gemacht, um den Rest vom Tiramisu zu essen. In Turangi kehrte ich in der A Plus Samurai Lodge ein. Diese ist wesentlich größer als die Bluewater, aber sehr individuell und “charming”. Das große Grundstück ist mit einem Zaun umringt, das kunterbunt mit Bilder bemalt ist, die internationale Gäste gestaltet haben. Auch im Haus ist jeder Meter bemalt – auf Internationalität wird hier wohl viel Wert gelegt. Am Abend machte ich mit dem Besitzer Ian klar, dass er die, die das Tongariro Crossing machen wollen, um 4 Uhr morgens dorthin bringt, damit diese den 19 km langen Marsch bestreiten können, eine Sache, die ich schon lange machen wollte.

Das Tongariro Crossing

Tongariro. Ein vulkanisches Massiv, eine Art Plateau, das einfach so in der Landschaft ohne Anschluss zu einem Gebirge herumsteht. Auf diesem Plateau sind wiederum einige Berge beziehungsweise Krater. Die markantestes Berge sind der Mt Ngauruhoe (weithin auch als Schicksalsberg oder Mt Doom bekannt) sowie Mt Tongariro, nach dem auch der Nationalpark und das Plateau benannt ist. Das Crossing führt über das Massiv an vielen Kratern und Seen vorbei und ist mit seinen knapp 2000 Metern höhe bereits alpin. Es ist sehr beliebt, es wird sogar als “best day-hike in world” beschrieben. Diesen Klassiker konnte ich mir nicht entgehen lassen, wozu ich allerdings den Wecker zu stellen hatte… Drei Ur morgens aufstehen…
Trotz der Frühe war ich hell wach, als ich in den Bulli stieg, der mich zum Mangatepopo Parkplatz bringen sollte, von da ging es los. Mit im Bulli saßen ein belgisch-kiwi Park und drei schweizer Mädchen. Gesprochen wurde aber kaum. Auch auf den ersten Metern des Weges war es weitgehend still. Die Dunkelheit wurde langsam aber stetig durch die Morgesonne aufgelöst, die Vulkanlandschaft in ein goldenes Licht getaucht. Vom Massiv aus konnte man auf Wolken gucken, die sich langsam verzogen und Platz für eine gesunde, kräftige Sonne machten. Das Licht schärfte den Eindruck für die Farben von Mordor; Schwefelgelb und Schwarz dominierte das Bild, wobei in diesen Höhen noch Gräser wachsen sowie allerhand interessanter Blumen. Als man es schon Morgen nennen konnte, frühstückte ich. Die schweizer Mädchen hatten ein flottes Tempo vorgegeben und sind jetzt noch einen Seitenweg zu Salzquellen gelaufen. Das Paar (Ende dreißig) lag zurück, holte mich dann aber ein, wie ich da saß.
Zusammen liefen wir ein Stück bis zum Fuße von Mt Ngauruhoe. Ein Schild zeigt: “Sidetrack. 3 hours”
Ich wollte da unbedingt rauf. Während das Paar eine Pause machte, begutachtete ich die Situation. Der Himmel war recht klar, nur um die Spitze des Vulkans schwebte eine leichte Wolke. Ich habe mir so fest vorgenommen, auf den Schicksalsberg zu klettern. Aber alleine? Frodo hatte ja auch wenigstens Sam.
Plötzlich kam ein weiteres junges Paar, Mitte zwanzig. Mit denen bin ich aufgebrochen…
Doch die beiden waren sehr schnell, viel zu schnell für mich. Bald hatten sie mich abgehängt und sie wollten einfach nicht warten. Ich dagegen war schweiß gebadet, der Schweiß tropfte von meiner Nase. Einen richtigen Weg gab es nicht, nur schwarzen Sand und Geröll. Und mich. Jetzt allein. Ich bekam einen Anflug von Panik. Nebel zog auf. Nur mit purer Willenskraft kletterte ich vorwärts. Hinter mir konnte ich irgendwann eine Person erkennen (eine der Schweizerinnen?), der ich mich anschloss. Zusammen suchten wir uns einen Weg durch Geröll, Sand und Fels. Auf der Spitze angekommen, war ich schon sehr erschöpft. Endlich geradeaus gehen zu können – eine Wohltat! Das war der einzige Trost, denn nicht mal Aussicht hatte ich, eine dicke Wolke erlaubte keine Sicht über dem Krater hinaus. Da schon verfluchte ich den Berg.
Der “Track” hinunter war nicht minder übel. Man rutscht eine knappe Stunde Sand hinunter. Dann fing es auch noch an zu regnen. Das Mädchen war geschickter als ich und wollte ebenfalls nicht warten. Ich war wieder alleine. Der Nebel erlaubte eine Sicht von zehn Metern, meine beschlagene Brille von fünf Metern. Meine einzige Orientierung waren die Fußspuren. Und Gelächter von Leuten auf dem Crossing-Weg, das man über hunderte Meter hinweg hört.
Endlich war ich wieder auf dem richtigen Weg, der inzwischen richtig voll war. Meine Laune und Motivation bereits am Boden. Es war die schlechteste Entscheidung, das mit dem Berg zu machen.
Es wieder fing an zu regnen, was lange anhielt. Als ich durchnässt an der Mitte des Weges ankam, begann mein Bein an, zu schmerzen. Laufen tat weh. Der Rest des Weges war Hölle: ich habe das Ende so sehr herbei gesehnt und konnte mich nicht für all die Wunder begeistern: das Farbenspiel der Gesteine, das Rauchen als Zeichen

Mt Doom, bzw. Mt Ngauruhoe

Mt Doom, bzw. Mt Ngauruhoe

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Am Krater

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Die Metallionen geben schöne Farben

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Beim Tongariro handelt es sich um ein aktives Vulkanmassiv!

von Volkanaktivität, die Lapislazuli-farbenen Seen, die Felder aus gelben Gras.
Als ich die 19,4 km endlich hinter mir hatte, musste ich auch noch zum Hostel trampen, was viel Laufen beinhaltete. Als ich ankam, war laufen fast unmöglich, alles tat weh (und heute immer noch).

Am Abend hörte ich eine Jazztrompete spielen. Als ich nachsah, wer es war, erblickte ich zwei Hostelgäste, die sich hier zufällig getroffen hatten und jetzt Gitarre und Trompete spielten. Der Gitarrist war studierter Jazzmusiker, der sich gerade mit klassischer Gitarre beschäftigt und der Trompeter ein deutscher Mathematikstudent, welcher aber sicher Musik hätte studieren können! Ich bin denen beigetreten und wir haben zusammen Musik gemacht, bis spät in den Abend.

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