Philipps Neuseelandblog

Archive for: September 2013

Ein weiteres kleines Abenteuer

Heute ist mir wieder ein weiteres kleines Abenteuer passiert, obwohl ich dachte, dass dieser Tag recht ereignislos endet. Ich beginne von vorn:
Morgens hatten wir ein Seminar zum Jobsuchen bzw. -finden. Das hat wertvolle Tipps gegeben und offengelegt, dass viel Arbeit vor mir liegt. Zuerst habe ich gedacht, es war nicht gut. Jetzt weiß ich: das war mein Unterbewusstsein, dass registriert hat, dass der Urlaub bald zu Ende ist. Danach war ich mit den Mädels von gestern und Julia aus Mannheim (die anderen kommen aus Kreis Siegen) einkaufen. Wir haben die letzten zwei Tage schon zusammen gekocht und gegessen, heute gab es dann Käsepenne mit Salat. Hier gibt es nunmal keine Spätzle (man merkt, dass sich Julia in Sachen Essen durchsetzt). Wieder im Hostel, es war vier Uhr, dachte ich, mal in die Auckland Art Gallery zu schnuppern. Dachte ich. Denn dann wurde ich in mein nächstes kleines Abenteuer geschmissen.

Als ich nämlich den ultrasteilen Berg, so geschätzt 45 Grad (der Knapp ist dagegen NICHTS), hinunter schlidderte, sah ich eine Politesse, die Knöllchen verteilte. Au scheiße, dachte ich, was ist mit meinem Auto? Die Frau an der Rezeption sagte, Parken sei umsonst! War es nicht, ein langer Zettel von Auckland Transport war unter meine Wischer geklemmt. Groß, in roten Lettern prangt die niederschmetternde Erkenntnis: “Infringement Notice”. Mein erstes Knöllchen. Doch das ist kein Grund für knallende Korken, denn es bedeutet 30 NZD Strafe. Ich renne den ultrasteilen Berg, der geschätzt 45 Grad hat und gegen dem der Knapp nichts ist und frage an der Rezeption zum zweiten Mal, wo man hier frei parken kann. Zu meinem Glück meldet sich hinter mir eine Backpackerin zu Wort, die mir erklärt, in ganz Downtown gebe es keinen einzigen gratis Parkplatz. Sie riet mir, die Symonds Street hinunterzufahren und im Wohngebiet zu parken sowie anschließend den Bus zu nehmen. Ich, leicht in Hektik renne zurück und fahre los. Großer Fehler, wie sich herausstellen wird. Ich kam nämlich erst gar nicht auf die Symonds Street. Die Aucklander stehen auf so etwas wie zum Teil sechs-spurige Kreuzungen. Ich nehme den Pfeil rechts, wie sie gesagt hat. Aber hier gibt es feine Unterschiede! Rechts-rechts und links-links und rechts-links und so weiter. Ich war also plötzlich auf der Stadtautobahn. Mit fiel plötzlich ein, dass ich in der Hektik meine Karte vergessen habe! Ohne die wäre ich vorgestern schon verloren gewesen, und so sah ich mich auch jetzt. Ich nahm die nächste Ausfahrt und fand mich schnell im Wohngebiet. Ich kann keine Ahnung, wo ich war. Außerhalb vom City Centre sieht alles gleich aus: Wohngebiet, so weit das Auge reicht. Tausende und Abertausende Heidenoldendorfs aneinander gereiht. Meine Verzweiflung war groß. Irgendwann bin ich einfach angehalten und habe geparkt. Als ich ausstieg, kam mir eine Frau entgegen, die ich sofort ausquetschte. Ich parke hier frei und Bus Stop sei um die Ecke, so die Antwort. Ich ging um die Ecke und – ich traute meinen Augen kaum – ich war in der Nähe vom Mt Eden. In der Mt Eden Road, wo wir gestern in den falschen Bus eingestiegen sind. Jetzt konnte ich zum Glück in den richtigen Bus steigen – zur Sicherheit habe ich aber nochmal in einem Café gefragt. Schwups war ich im Hostel und es konnte mir Kochen losgehen. Die Mädels ziehen aber meistens die ganze Arbeit an sich. Ich hasse es, gucken zu müssen und etwaige Vorurteile zu bestätigen. Es hat ganz gut geschmeckt, nur hat es mich auf eine Sache aufmerksam gemacht. Ich wollte nämlich ursprünglich Wasser kaufen, was durch die Knöllchen-Aktion in den Hintertreff geraten ist. Jetzt muss ich entweder das chlorige, aber trinkbare Leitungswasser trinken oder gucken, ob ich was zum kaufen finde. Dann kommen heute Abend Freunde von besagten Mädels, die schon länger in Neuseeland sind. Vielleicht kann ich die auch noch ausquetschen.

Gradus ad Panassum

Heute war (bisher) ein guter Tag. Ich habe in der Frühe mit meinen Eltern geskypet, was sehr gut getan hat. ich glaube, das mache ich jetzt sonntags immer so. Dann frühstücken, was gut war, weil ich mir von gestern Cornflakes aufgespart habe, sodass ich heute deftig frühstücken konnte. Anschließend machte ich mich dann auf den Weg zum Mount Eden, das war mein Plan. Mit dem Bus kann man für sehr günstige 1,90 NZD zum One Tree Hill fahren, von da zum Mt Eden und von da wieder zurück laufen. Eines muss ich noch erwähnen: Auckland ist auf über 40 Vulkanen gebaut, einige davon ragen als große, mit Rasen grün überwachsene Krater heraus. Der sicherlich eindrucksvollste ist jener Mt Eden, mit über 200 m! Mitten in der Stadt!
Doch ich hatte meine Rechnung nicht mit den Haltestellen gemacht. Ich fand einfach nicht die richtige. Also ging ich einmal um die Ecke zu meinem zweiten Tagesziel heute, dem Skytower, nachdem ich den Mt Eden erstmal verschoben habe. Der Tower ist mit dem Fernsehturm in Berlin vergleichbar, doch die Aucklander sind auf Ihrem stolzer als die Berliner auf ihren Fernseturm, was daran liegt, dass er erstens größer ist als der Turm der Australier und zweitens den höchste Turm der südlichen Hemisphäre darstellt. Ich also darauf. Von oben hat man einen 360 Grad Rundblick über Auckland, was sehr beeindruckend war. Ich bin noch neun Etagen weitergefahren, wo man die Bungeespringer beobachten konnten. Die Waghalsigen hielten zum Spektakel der Szenerie, die mir dargeboten wurde, aber nur geringfügig mit. Man muss nämlich wissen: Auckland ist einer der größten Städte der Welt – Flächenmäßig. Man sieht Einfamilienhäuser, soweit das Auge reicht. Und ganz viel Wasser. Und Segelboote! In der City of Sails hat nämlich jeder dritte Aucklander ein Boot.
Kurzum, ein wunderbares Bild. Auf dem Bild sieht man übrigens auch den Mt Eden, der größte der grünen, puscheligen Hügel.

Wieder unten, nahm ich den City Link (ein Bus, ich war nämlich inzwischen spät dran mit dem Mt Eden, wo ich ja noch hinwollte, ich wollte also nochmal die Bushaltestelle suchen, womit ich dorthin komme) und als ich ausstieg, kamen mir Lena, Michelle und Hannah entgegen. De ersteren sind beide von Travelworks, Hannah macht Au Pair in Auckland (und hat anscheinend viel Glück mit der Familie gehabt). Sie kennen sich alle drei, kommen aus der Ecke Siegen sind in eine Stufe gegangen. Wie der Zufall es wollte, waren sie auf dem Weg zum Mt Eden und da Hannah mit den Gasteltern schon einmal dort war, war es ganz entspannt, als ich mir den dreien den Bus, Outer Link, dorthin nahm (zuvor aber noch einen sehr leckeren Cookie gegessen!). Blöd nur, dass die Busfahrerin sich verfahren hat. Wir haben nach kurzer Odyssee aber den Aufstieg geschafft, was übrigens ganz schön anstrengend war und beträchtlichen Hunger evozierte. Zum Glück war ich nochmal einkaufen!
Vom Berg aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und auf den Krater. Nach Maorilegende ist es der Futtertopf für einen Gott “der Dinge, die verborgen in de Erde liegen” oder so ähnlich. Ich glaube, es ist das Hermannsdenkmal der Aucklander.
Plötzlich drohte ein gewaltiger Regen aufzuziehen und es wurde windig, schlagartig. In ca. Zwei km Entfernung sah ich eine gewaltige Regenwand sich zum Mt Eden wälzen. Sie schickte leichte Tröpfchen voraus, was das Fotografieren leider erschwerte. Doch oh wie Wunder zog es vorbei und wir sahen uns mit einer Warmluftfront konfrontiert, was beim steilen Abstieg für die eine oder andere Schweißperle sorgte. Die Busfahrt hatte wieder Odyssee-Charakter. Falscher Bus und so. Leider wurde so der Ausflug um 3,40 teurer. Aufgrund meinem jetzigen, notwendigen Duktus, mehr zu sparen, war das irgendwie blöd. Doch ein richtiger Kiwi lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen!

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Wieder im Hostel, habe ich ein bisschen Papierkram gemacht. Ich habe zum Beispiel herausgefunden, dass Auslandsüberweisungen nicht online bei der Sparkasse gehen. NZ ist da lockerer. Für mein Neuseelandkonto mit Onlinebanking habe ich einfach mir einen Benutzernamen mit Passwort ausdenken müssen. TAN-Generator? Nie gehört. Ein Klick, die Überweising ist fertig. Ist natürlich praktischer, ganz nach der NZ-Maxime “because it’s easy”. Naja, dann habe ixh herausgefunden, dass Parken hier tagsüber umsonst ist, was gut ist, und die Kontrolleure ziemlich streng. Um acht Uhr abends sollte ich mir ein Ticket holen…

Heute Abend haben wir gekocht. “Reis mit Scheiße” nannte es Julia, eine von Travelworks, die auch im anderen Hostel untergebracht ist, mit vollem Ernst und ohne jegliche negative Konnotation. Also, da ist mir Papas Bezeichnung “Reisfleisch” lieber, gut, das war mit Gemüse. Man könnte es Reisgemüse oder Gemüsereis nennen.

Morgen wird es regnen. Ich glaube ich gehe in ein Museum oder soetwas. Vielleicht in die Auckland Art Gallery. Außerdem habe ich ein Seminar bei Work’n'Holiday über Arbeitssuche. Jetzt plane ich Moment die nächsten Tage. Ich glaube, das war der erste richtig gute Tag.

Erstmal verarbeiten! Oder: Fool that I am

So, heute schreibe ich, weil ich das Geschehen heute erstmal verarbeiten muss. Heute morgen bin ich um halb sieben aufgestanden, weil ich gedacht habe, dass die Zeit umgestellt wird. Das ist aber erst morgen. Das war aber ganz gut so, so konnte ich früh genug auf den Auckland City Car Fair gehen. Das hört sich so groß an, ist es aber gar nicht, der Ellislie Car Fair ist nach Beschreibung wesentlich größer – ein Car Fair ist übrigens ein Flohmarkt für Autos. ich wollte mir dann also ein Auto kaufen. Gleich der zweite Wagen, den ich mir angeguckt habe war super. Ich wollte mir erstmal einen Überblick verschaffen und bin weitergegangen. Dann habe ich mir den von vorher, einen Nissan Primera nochmal angeguckt, nicht übersehend, wie ein Pärchen sich ebenfalls für den Wagen interessierte. Ich habe meinen Vater für einen Rat angerufen, der meinte, die wippenden Stoßdämpfer seien nicht so schlimm, worauf ich eine zweite Testfahrt gemacht habe. Und dann hat mir das Paar das Auto vor der Nase weggeklaut. Das fand ich sehr schade, denn des war das einzige Auto, wo ich das Gefühl hatte, der Besitzer hat es gepflegt. So bin ich also weitergezogen.

Dann blieb ich an einem Nissan Primera in Silber stehen. 1997, 190000 km. Die Testfahrt war ok, dann habe ich es vom Fachmann, der ebenfalls auf dem Gelände war, für 100 Dollar checken lassen. Er sagte, alles sei ok, außer ein paar Kleinigkeiten. Also habe ich zum Verkäufer gesagt, 2500 Dollar, er lässt alles machen, Deal. Also gut. Wir sind dann zu seiner Stammwerkstatt gefahren und es stellte sich heraus, dass er dort arbeitet. Die Leute dort haben dann Öl, Anti-Freeze, Luftdruck, Wasser gereinigt und eine Schraube angezogen. Währenddessen habe ich den Lemoncheck gemacht, um zu gucken, ob der Besitzer noch Strafen zahlen muss. Muss er nicht, also war alles gut. Er hat mich dann zum Postamt gebracht, wo wir Formulare ausgefüllt haben und ich drei Monate Registrierung gekauft habe. Dann habe ich das Geld abgehoben wir haben den Handel gemacht und fertig. Als ich dann nach Hause gefahren bin, war ich aber nicht mehr so zufrieden: bei Geschwindigkeiten über 100 hat er einen Linksdrall. Und als ich dann beim Hostel war (nachdem ich 9 Dollar Parkgebühr geblecht habe) bin ich in ein Loch gefallen. Ich sah plötzlich so viele Aufgaben auf mich zukommen, sah die Belastung, die durch das Auto entsteht und zweifelte an meiner Entscheidung. Ich war kurz davor, Papa aus dem Bett zu klingeln. Ich tat es nicht, denn ich glaube, es hätte das alles noch viel schlimmer gemacht. Stattdessen bin ich zum Barbecue in einem anderen Hostel gegangen wofür ich wegen der Partnerorganisation nur wenig zu zahlen hatte. die Leute dort haben mich um das Schnäppchen beneidet. Und von der Freiheit eines Auto geschwärmt, was mich wieder ein bisschen gepusht hat. Trotzdem muss ich mich noch um eine Versicherung und einem ordentlichen Parkplatz bemühen. Außerdem werde ich mir Lappen und Putzmittel kaufen und das Auto richtig saubermachen. Ob das ein guter Tag war, kann ich nich nicht sagen.

Ich glaube, ich gehe nochmal zum Hafen und gucke mir die Segelschiffe an, obwohl es heute sehr windig ist. Leider habe ich über das iPad kein Whatsapp und kann es demzufolge nicht nutzen.

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Marsch der Gladiatoren

Kennt ihr diese hübsche Melodie, von Johann Fucik, besser bekannt als die klassische Zirkusmelodie, unverwechselbar durch den charakteristischen chromatischen Abstieg? Diese Melodie ertönte in den letzten vierundzwanzig Stunden für meinen Geschmack zu oft.
Gestern das erste Mal: im Badezimmer fiel mir etwas komisches auf, etwas mit drei Schlitzen an der Wand, mahnend beschriftet mit “don’t waste energy”. Mir kam die Ahnung, dies könnte eine Steckdose sein, also rannte ich in mein Zimmer und tatsächlich: der Multiadapter, der angeblich für alle Steckdosen dieser Welt passt, ist nicht kompatibel. Jeder Anschluss hat zwei Pinüppel, für Neuseeland sind drei Pinüppel im Dreieck angeordnet erforderlich. Muss ich gleich noch kaufen, gibt es hier wohl im Supermarkt, habe ich hier aber noch nicht gesehen. Ich habe nämlich mit ein paar anderen Leute von Travelworks in diesem Hostel beschlossen, zusammen etwas zu Essen zu kaufen (Es macht ja allein keinen Sinn, eine riesige Packung Käse oder Spaghetti zu kaufen).
Die Stecker-Situation war die erste Situation, als die Melodie in meinem Kopf ertönte.
Das zweite Mal kam kurz darauf. Ich bin in der Nacht vor dem Flug aufgewacht und habe mich gefragt, ob ich das Kamera-Aufladegerät eingepackt hatte. Gestern dachte ich das auch einmal, nur mit dem Unterschied, dass es da zu spät war, etwas daran zu ändern. Ich suchte es vergeblich in meinem geräumigen Rucksack. Toll, meine super Kamera, die ich extra dafür erworben habe!
Ich habe schon ein paar Bilder gemacht, die Kamera hat ja noch einen Ersatzakku. Ich muss jetzt einen kaufen oder Amandus muss mir den schicken, was wohl mindestens zwei Wochen dauert.
Drittes Mal: nicht so schlimm, aber ärgerlich: ich habe heute wifi für den ganzen Tag gekauft, 5 NZD. Ich hätte auch eine Mitgliedschaft der Hostelkette kaufen können, 52 NZD, dann hätte ich unbegrenzt in allen Hostels WLAN. Hätte ich gewusst, dass ich so eine Karte eine halbe Stunde später im Infoseminar bekomme! Da ertönte die Melodie wieder…

Nun etwas zu meiner Lage. Das Hostel ist insgesamt besser, als ich befürchtet hatte. Die Küche ist leider nicht so sauber, wie ich gehofft hatte. Dass ich quasi ein Einzelzimmer habe, ist sehr gut. Auckland ist eine ganz coole Stadt. Sie verbreitet Großstadtflair, ohne hektisch zu sein. Erwähnenswert ist das Konglumerat verschiedenster Kulturen und Nationalitäten. So kam es wohl schon vor, dass Ankünftlinge gedacht hatten, sie hätten den falschen Flug gebucht, als sie die überwältigende Menge Asiaten sahen. Hier sind alle möglichen Asiaten: Chinesen, Japaner, Koreaner, Inder usw. Aber auch Afrikaner und Briten. Deutsche sieht man auch immer mal wieder. Heute war ich in der Bank, um ein Bankkonto zu bekommen, dort waren nur Asiaten, ich glaube, die Büroszene ist eine Asiatendomäne.
Das Duschen heute morgen ging übrigens ganz gut, auch wenn das Wasser lauwarm und chlorig ist. Doch kann man das Wasser hier trotzdem trinken und außerhalb von Auckland wird es besser, in Neuseeland gibt es überdurchschnittlich gutes Leitungswasser!
Gleich gehe ich nochmal Technik kaufen (Adapter, Ladegerät) und dann Essen, Skypen. Feiern, woran die meisten anderen hier die ganze Zeit denken, will ich nicht so sehr…

Edit.
Ich habe inzwischen besagten Stecker gekauft, er geht nicht. Schade… Das sind 7,90 NZD Lehrgeld… Ich habe inzwischen herausgefunden, dass es daran liegt, dass er nur Geräte ab 10 Ampere unterstützt. Mein Ladegerät mit den schlappen 1 bzw. 2 Ampere schafft das natürlich nicht. Naja, das ist das, was ich sparen werde, wenn ich heute nicht “feiern” gehe, wie die andern. Es ist ganz schön, dass durch das Platzmangel bedingte Umziehen, sich eine kleine Community an Travelworkern bildet, und zwar fünf.
Heute haben wir “gekocht”. Nudeln mit Tomatensoße aus dem Glas, an Pesto von Jamie Oliver und Pomodoro Secchi. Aber die Küche lädt auch nicht gerade zum Kochen ein. Das Problem ist, dass das Spülen und Abtrocknen erschwert ist. Durch die schrottigen Handtücher bekommt man nichts wirklich sauber und trocken, Wasser ist nicht wirklich heiß, Lappen und Spülschrubber selber dreckiger als der Teller, der auf die Spüle wartet.

In Auckland

Die zweite Etappe hat sich endlos hingezogen. Fünfzehn Stunden von Dubai nach Brisbane. Da man ja kaum Essen mitnehmen kann, war man vom Service abhängig – dementsprechend war ich auch permanent durstig. Dazu kam, dass ich immer pupsen musste, aber das nicht wollte, da es mir unangenehm war. Das hat wiederum zu Magengrummeln und -kneifen geführt.
Ein interessanter Effekt war auch, dass mein Zeitgefühl sich komplett verabschiedet hat. Das lag an den Mahlzeiten, die immer warm waren – den Rhythmus, wann die ausgegeben wurden, habe ich bis heute nicht verstanden. Dann war es zu unterschiedlichen, seltsamen Zeiten dunkel und hell und ich habe dem entsprechend nicht geschlafen. Schlafen konnte ich sowieso nicht richtig, höchstens ein bisschen dösen. Insgesamt sind die bei Emirates aber ganz nett, das Arabische nervt nur irgendwann, weil das im Flieger sowieso nur die Stewardessen verstanden haben. Alles ist da so sandfarben, kitschig-prunkvoll, golden und champagnerfarben, gemischt mit kleinen Rot-Accesoires.

Bis ich endlich am Hostel angekommen bin, war es drei Uhr Ortszeit. Vorher musste ich aber noch den üblichen Schleusenmarathon durchmachen. Im Flugzeug haben sie erstmal richtig Angst vor dem Zoll gemacht. Wenn du etwas organisches Material mitnimmst, das du nicht angegeben hast, dann musst du 400 NZD Strafe zahlen. Als der Rucksack durch den Strahler ging, fiel mir auf, dass ich vergessen habe, mein Lederportemonee anzugeben… Aber sie haben es nicht gemerkt, alles fine und so weiter.

Dann zum Hostel. Dort stellt sich heraus, dass ich nicht mehr reinpasse und in ein anderes gesteckt werden muss. Ich also den steilen Berg herauf. Die hundert Meter mit dem Rucksack haben mich schon so angestrengt – ich muss mir ein Auto kaufen. Dann kam das Zimmer. Ich sehe… Nur ein Bett, aber mit zwei Kissen und zwei Handtüchern. Nach Nachfrage stellt sich heraus, dass ich das Zimmer aber alleine nutzen darf. Sehr schön. Das brauche ich jetzt auch. Ich muss mich in meinem Tempo in die Situation hineinfinden und da die meisten heute Nacht noch auf Tour gehen wollen… Übrigens, Toilette und Dusche sind aufm Flur, eine Riesenküche im Erdgeschoss, morgens gibt es ein Frühstücks-Pack, irgendwas mit Zwieback.

Jetzt sitze ich bei Starbucks und schreibe und trinke Tee, es ist halb Sieben, mal gucken, was ich noch mache. Das gute Wetter der Ankunft ist Wind und Dämmerung gewichen. ich weiß nicht, ob ich es schaffe, zum Wasser zu gehen, was ich eigentlich vorhatte.

Dann habe ich gerade noch die schönen Emails gelesen, die mir meine Eltern geschrieben haben, das haben sie so schön gemacht, ich war/bin so gerührt, das der Knoten im Hals fast platzt.DSC_6126

Flying Emirates

Ich habe es mir anders vorgestellt, den Abschied. Ein Herz, das so schnell klopft wie ein Geigerzähler in Fukushima oder so etwas. Stattdessen: ein dicker, fetter Kloß im Hals, der das Abschied nehmen umso schwieriger macht. Davor war es wie beim Weißen Hai, also Bum bum bum bum…-Musik, sodass man weiß, dass er kommt… Dann ragt sein Schlund aus dem Wasser, man möchte schreien, kann aber nicht. Und dann hat er dich einfach verschluckt. Einfach so.

Im Flieger sitze ich am Gang, die zwei Sitze neben mir sind frei. Fensterblick. Ich merke, dass ich aus Versehen die falsche Sitzreihe habe, macht aber nichts, da niemand sich beschwert. Ich habe zwar niemanden zu reden, aber zwei zusätzliche Kissen und einen Fernseher, auf dem ich nach dem Start anfange, den Hobbit zu gucken. Bei mir hat sich schon längst eine Ruhe eingestellt, eine Ruhe der Konzentration, nichts darf schief laufen. Dann habe ich mir natürlich erstmal mit Schoko meine Hose eingeschmiert, als es Abendbrot gab – um 23:00 Uhr. Ich konnte wählen zwischen Lamm und Chicken, dazu Dessert, Cracker mit Käse, ein Minibrötchen, Thunfischsalat, Wasser aus dem Joghurtbecher und ein Plättchen Schokolade eben.

Die Gepäckkontrolle war schon so komisch, die waren sau streng. Höhepunkt: der Mann fragt misstrauisch-interessiert: “Was ist das denn da?”
Ein mp3-Player. Er guckt wie Auto.

Jetzt sitze ich in Dubai und dort hat die Gepäckkontrolle ein Bruchteil der Zeit gekostet. Durch das Tor gehen, fertig. Seltsam, in Frankfurt hat es da doch gepiept… Ich warte gerade auf den Flieger nach Auckland, der in zwei einhalb Stunden geht. Das Rumhängen ist blöd, aber naja. Mit den anderen Travelworkern habe ich erst wenig geredet. Viele sind in Grüppchen da, die sich natürlich sofort mit Lotus-Effekt zusammenschließen. Mal gucken, wie sich das entwickelt.
Dubai ist schon witzig. Alles riecht nach Parfüm, hier fahren die Reichen mit Golfautos über den Flughafen und alles in dieser verwirrenden Schrift. Können ja alle Englisch hier.

Die Bundestagswahl rückt näher!

Das bedeutet, das auch mein Abflugtermin in die Nähe rückt. Wie doch die Zeit vergeht. Ich war immer ruhig, weil es ja noch lange hin ist. Jetzt sind es nur noch ein paar Tage. Aber so ähnlich war das auch beim Abitur, und als das erstmal vorbei war, begann ‘ne geile Zeit! Ich denke, das wird in NZ auch so sein.

In dieser Zeit gibt es zwei omnipräsente Themen: Wahlen und Neuseeland. Während der Rucksack bereits gepackt ist und alles soweit organisiert, sinniere ich über die Wahlen. Heute habe ich mir einen Leserbrief durchgelesen, in dem ich mich über den Konservativismus geäußert habe:

Mehr als Ungeschickt – Retro ungleich konservativ

Der Artikel „Konservativismus ist modern“ wirft verschiedene Begriffe von Konservativismus in einen Topf und verbrämt das Gemisch mit der Retro-Mode.
Lassen wir uns systematisch den Wust beseitigen: Die Analogie, die Retro-Mode würde von einem konservativen Geist in der Bevölkerung sprechen ist insofern fehlerhaft, als dass die Retro-Bewegung frühere Moden rekapituliert, mit neuen Elementen kombiniert und in einen anderen Kontext setzt. Deshalb bedeutet Retro nicht Bewahren (lat. conservare), sondern etwas Neues. Retrospektive hat nichts mit Konservativismus zu tun.
Dieser konzentriert sich auf die Erhaltung gesellschaftlicher Werte. Er ist keine geschlossene politische Philosophie (was Rationalität impliziert) sondern ist vielmehr eine Lebenseinstellung. Der Konservative wacht morgens auf und möchte, dass alles noch so ist wie gestern. Ob dies altersbedingt ist, von der monetären Situation abhängt oder von anderen Faktoren beeinflusst wird, ist eine andere Frage.
Es ist jedoch klar, dass „konservativ“ vorerst nichts damit zu tun hat, ob man die Natur bewahren möchte. Die Werte sollen konserviert werden, nicht die Natur. Denn die Idee der Grünen ist es doch, aufgrund rationaler Überlegungen die Umwelt zu schonen. Ebenso ist es rational und sicher auch finanziellen Bewusstseins geschuldet, dass „junge Leute die Plastiktüte zweimal benutzen“.
Der Konservativismus ist nichts von alledem, ich würde behaupten, nicht mal rational.
Nun spricht Herr Vollmer Werteegalität innerhalb der Parteien an. Die CDU eignet sich systematisch die Parteiprogramme anderer Parteien an, auf weitere Wähler bedacht. Es stimmt, das ist nichts Konservatives. Es hat sogar einen durchaus undemokratischen Effekt. Das Zusammenrücken der Parteien bewirkt das Zerbröseln urdemokratischer Prozesse; wer soll wen wählen, wenn sowieso alle gleich sind? Und den übrigen Parteien fällt nichts Besseres ein, als ihre Macht nach Karlsruhe zu outsourcen. Hier würde ich mir auch eine klare Linie der CDU wünschen. Denn klare Kante ist immer noch glaubwürdiger als unkoordinierte, machtorientierte Assimilation.
Die Frage ist, muss diese Kante konservativ sein? Konservativismus kann und wird nie modern sein, höchstens populär. Diese Zeit braucht keine Konservativen, sondern in erster Linie Politiker, die eine auf eine Verbesserung der Gesellschaft aus sind. Das ist mit Konservativismus schwerlich zu erreichen, da die bestehenden Werte bzw. System nicht unbedingt optimal ist. Natürlich dürfen sie nicht absolut progressiv sein – doch zumindest offen, reflektiert, unabhängig.
Und die CDU? Die soll mal wieder schön konservativ sein – der Demokratie zu Liebe – auch wenn das Wähler kostet.

Die CDU mit ihrer Assimilation macht nun eine große Koalition möglich, diese wird sogar immer wahrscheinlicher. Und nachdem gestern Dortmund gegen Neapel verloren hat, bin ich mir sicher: Die Zeiten für Schwarz-Gelb sind vorbei! Haha. Die FDP wird nicht mehr so viel zu sagen haben. Der “Segen der Unternehmer, Fluch der Unternommenen” wird vielleicht aus dem Parlament fliegen, da können die ja gleich mit nach Neuseeland fliegen. Ach neee, ehe mir Niebel den Platz wegnimmt. Auch wäre ganz schön, wenn ich nächsten März ein bisschen grüne Politik aus Neuseeland mitbringen könnte. Naja, mal sehen, wie viel Platz im Rucksack bleibt. Ich habe mir den Rucksack mit meiner Mutter nochmals angesehen… plötzlich war zwei Pullis, zwei Hosen und ein T-Shirt schwerer. Den Duktus, so wenig wie möglich mitzunehmen, haben wir kurzerhand über Bord geworfen. Genauer gesagt passt kein Körnchen mehr rein… Mal sehen, ob das nicht zum Bumerang wird. Aber sollte ich mir dort ein Auto kaufen, kann ich eh vieles lockerer sehen (wenn auch nicht das Finanzielle)!

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