Philipps Neuseelandblog

Category: News

Cape Reinga

Ich sitze gerade im The Tree House in Kohukohu, esse Schokokuchen, trinke L&P Limonade und rede mit einem Österreicher, der wiederum gerade seine Pizza verspeist.
Doch bis zum Jetzt ist eine ganze Menge passiert! Ich habe so viel gesehen, so viel getan.
Ich bin erst um 12 von Kerikeri weggekommen (und habe nach einer viertel Stunde gemerkt, dass ich meinen frisch erworbenen Topf vergessen habe). Und fahre und fahre, fahre dann vom State Highway (= Staatshochweg, hört sich toll an, ist aber nur eine Landstraße) ab auf die Matauri Bay Road, ich will nämlich die Matauri Bay sehen, die mir Jost empfohlen hat. Nach 20 Kilometern Auenlandhügel fahre ich um die Ecke und… wow. Megageiles Panorama. Strand, Inseln, Auenlandhügel. Doch dem war nicht genug, auf dem weiteren Weg kamen immer mehr traumhafte Panoramen, Landschaften, Inseln. Durch diesen Umweg hat sich die Fahrzeit zwar extrem verlängert – ich musste ja auch an jeder Ecke anhalten, Foto machen – aber es war sehr schön. In der Wainui Bay war ich kurz davor ins Wasser zu springen. Ich habe es nicht gemacht, schade eigentlich, aber dann wäre ich nie angekommen.
Ich sah also tolle Landschaften. Buchten, dicht bewachsen mit grünen subtropischen Pflanzen und eine Bucht dessen Wassers Farbenspiel das Herz entfacht. Hügel über Hügel mit Schafen und Rindern, Kurven über Kurven ohne Planken aber empfohlener Geschwindigkeit. Nach Awanui wurde die Natur immer eindrucksvoller, da keine Zivilisation die Schönheit zerstört. Doch die Fahrt zog sich endlos hin. Das wurde durch den Augenschmaus kompensiert, diese Berge, dann: die See. Riesige Wellen, die an den schroffen Felsen zerbersten oder am gewaltigen Strand in einen langen, weißen Schaumteppich zerrieben werden, vor dem Hintergrund von grünen Hügeln und immensen Sanddünen.
Endlich war ich da, am Cape Reinga, eines der heiligsten Maoristätten. Ein Weg von ca. 300 Metern führt vom Parkplatz dorthin, gespickt mit zweisprachigen Informationstafeln, Maori und englisch – liebevoll gemacht. Dann sieht man den Leuchtturm, angestrahlt von der Abendsonne ließ sich bestens Bilder machen. Dann geht man um einen Hügel und sieht es: das Ringen zweier Meere. Hier trifft die tasmanische See mit dem Pazifik zusammen, zwei Strömungen prallen mit Krach zusammen und werfen Wasser mit Wucht an den Fels. Den Krach hört man in weiter Ferne. Es ist eine sehr inspirierende Erfahrung und man senkt automatisch sein Haupt ob dieser Gewalt. Ich bin sehr beeindruckt und begeistert von diesem Ort und kann die Maori sehr gut verstehen, dass es ihnen genauso ging.
Die Nacht verbrachte ich auf einem Campingplatz – das erste Mal im Leben, einen Campingplatz zu betreten! Ich brat die Nudeln von gestern noch mal im Campingkocher an, dann machte ich mein Lager im Auto. Als es dunkel wurde, legte ich mich hin. Ich knipste das Licht aus und wollte schlafen. Da ertönte ein Geräusch. Sssssss… Eine Mücke, und noch eine und noch eine und noch eine und noch eine… Bestimmt 10 Stück. 10 kleine Biester mit der Absicht, mein Blut kaltblütig auszusaugen. Ich tötete sie alle. Ebenso kaltblütig mit meinem Schlappen. Eine ließ ich als Trophäe an der Verkleidung kleben.
Die Nacht verbrachte sich gut, als ich einmal aufwachte sah ich durch die verdreckten Scheiben den Sternenhimmel – einen vollkommenen Sternhimmel ohne Lücken, ohne Lichtverschmutzung. Doch ich war zu müde und schlief weiter.
Als ich aufstand war die Taputaputa Bay in goldenes Licht gehüllt. Die Bay, in dessen Schoß der staatliche Campingplatz liegt, ist gerade 4 km vom Cape entfernt. Ich machte die Kofferraumklappe hoch, setzte mich auf den Rand, bereitete Frühstück vor, schmierte mir auf das selbst gebackene Brot Peanutbutter mit Himbeermarmelade. Ich sage euch: Das war einer der besten Brote meines Lebens. Vielleicht sogar das beste. Es ist schwer, dieses Gefühl zu beschreiben… Ich habe immer überlegt, was der beste Weg ist, Neuseeland wirklich kennenzulernen… Das ist er. Man muss es fühlen, und zwar mit allen Sinnen.

Auf der Rückfahrt, ich bester Dinge, beschloss ich, einen Ausflug zum 90 Miles Beach zu machen. Bei der Länge sollen die Neuseeländer zwar ein bisschen übertrieben haben, aber ok. Ich habe die nächstbeste Abfahrt genommen. Abgesehen vom Highway sind das Schotterstrecken, die zu irgendeinem abgelegenem Haus mit Nummer 3074 oder ähnlich führen. Es war eine Sackgasse.
Ich versuchte die nächste und war froh, eine geteerte Straße unter mir zu haben. Diese endete nach 5 km in eine Schotterstraße. Ich fuhr diese weitere 5 km, während ich mir ungeheure Sorgen um mein Auto machte, das den einen oder anderen Stein zu spüren bekam, manche Strecken waren mit so spitzen Steinen gespickt!
Aber endlich war ich da. Habt ihr schonmal einen großen Strand gesehen? Vergesst ihn, dieser hier ist superlativ. In der Breite ungeheuer, in der Länge weiter als der Horizont und keine Menschenseele (außer zwei andere Deutsche und mir, haha). Ich hatte eigentlich vor, zu schwimmen, doch davon sah ich schnell ab. Es war sehr windig, außerdem sind die Fluten gewaltig. An den Strand kracht eine 50 Meter lange Kette von Wellen, die eine 20 bis 30 cm hohe Wasserfront wiederum 50 Meter landeinwärts drängt und in scharfer Strömung wieder ins Meer zieht. Die Wellen haben einen Krach gemacht! Ein gewaltiges Getöse. Hier wollte ich nicht schwimmen!

In Awanui habe ich getankt und mein Auto gewaschen. Der Wind hat das Auto am Strand vollkommen eingestaubt. Außerdem stellt solch eine verdreckte Scheibe bei Gegenlicht ein Sicherheitsrisiko dar, wie ich bereits gelernt hatte. Im Supermarkt traf ich den Kanadier, der im selben Raum in der Little Earth geschlafen hatte und von dem ich bestimmt die Erkältung hatte!

Dann bin ich nach Kohukohu gekommen, ein winziges Dörfchen nahe dem großen Kauriwald, ich bin im Hostel The Tree House. Hier kann man sich wohlfühlen, ein Duft von Blumen überall, nette Leute, sauber, in der Natur, mit Gitarre ausgestattet. Prompt habe ich mit Fabian Windhager ein bisschen gebluest – schön, mal einen Bluesliebhaber zu treffen. Mit Fabian habe ich mich auch vorzüglich unterhalten können. Fabiane sind halt schräge Typen (stimmt’s, Lalla?). Tracey hatte Geburtstag, weshalb ich Kuchen bekam – und das ist die Geschichte!

Jetzt ist es schon wieder ein Tag später. Ich kam nur langsam in die Pötte. Aber Tataa, ich habe einen kleinen Accomodation Job, sprich ich arbeite für Unterkunft so zwei Stunden am Tag. Heute habe ich ein bisschen Gartenarbeit gemacht. War eine schöne Sache. Jetzt habe ich gerade wieder Brot gebacken und gleich gehe ich ins Bett, es ist schon spät.

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Matauri Bay

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Weg zum Cape. Sand versus Auenland!

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Des Capes Leuchtturm

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Mein Auto. eigentlich ist es ordentlicher!

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Meine Wenigkeit.

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Kerikeri

So, ich denke, dieser Eintrag wird nicht so lang werden.
Ich bin jetzt in Kerikeri, eingentlich nur eine halbe Stunde von Russell entfernt. Ich habe aber mindestens das dreifache gebraucht, weil ich mich gründlich verfahren hatte – aufgrund eines falschen Hinweises von Jost – und anschließend einen Umweg von mehreren Kilometern genommen habe. Orientieren fällt mir hier auch echt schwer, weil die Auschilderung hier meiner Meinung nach mangelhaft ist, Ortsschilder scheinen hier auf freiwilliger Basis stehen.
Naja, jetzt bin ich hier im ehemaligen “Kerikeri Farm Hostel”, das jetzt “Relax a Lodge” heißt – Schenkelklopfer…. Toller Wortwitz. Die Leute hier sind jetzt nicht so der Hammer, aber ok. Drei Berliner (auch hier sind fast alle deutsch) habe ich zum Einkaufen mitgenommen. Ich habe mich nämlich so ausgerüstet, dass ich im Auto schlafen kann.
Gerade versuche ich nochmals, Brot zu backen – das Mehl muss ja alle gehen. Aber der Teig will und will nicht gehen, er ist erst ein kleines Stückchen gegangen, bilde ich mir jedenfalls ein. Ich habe mehr Hefe und vorsichtshalber ein bisschen mehr Zucker genommen. Der Teig ist jetzt schon bei 50 Grad über eine Stunde im Ofen. Hoffentlich funktioniert das, den brauche ich für meine Tour morgen.
Morgen werde ich zum Cape Reinga fahren, dem zweitnördlichste Punkt von Neuseeland. Dort steht ein Leuchtturm, von dem man bis zum Horizont gucken kann. An diesem Punkt treffen Indischer Ozean und Pazifik zusammen, sodass zwei Wellen gegeneinander krachen, was man bis zum Horizont sehen kann. Bei heftigen Sturm sollen diese kollidierten Wellen bis zu 10 Meter hoch sein!
Wenn ich alles gesehen habe, werde ich im Auto übernachten und am nächsten Tag zurückfahren.
Entweder zur Endless Summer Lodge in Ahipara oder in das One Tree Hostel in Kohukohu. Mal sehen.
Arbeit ist hier nicht angesagt. Die Kiwis kommen erst im April und nicht wie Ron gesagt hat, jetzt! Ich habe ihm vertraut, da er früher Bauer war. Egal, ich mache jetzt meinen Trip und hoffe, dass das in Dargaville klappt.

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Russell Teil 2

Ich habe meinen Aufenthalt in Russell um zwei Tage verlängert.
Ich habe mir am dritten Tag nämlich überlegt, dass ich eine Tour mit dem Segelboot durch die Bay of Islands machen werde. Es mit einem Segelboot zu machen ist viel cooler als einem Cruiser, der einmal zum Whole in the rock fährt und wieder zurück (obwohl es dort wohl am gleichen Tag Wale zu sehen gab).
Ich bin mit Jost, der das gleiche vorhatte, dann also zum Hafen – und ich sehe Geplantsche im Wasser: direkt vorm Hafen schwimmen Delphine! Jost sagte, ich werde das hier wohl noch öfter erleben. Als uns das Segelboot abholte, die Gungha II, stiegen wir in eine luxuriöse Yacht, weiß, schnittig, sportlich. Zusammen mit den in Paihia zugestiegenen waren wir ein gutes Dutzend Passagiere, geschifft durch den stolzen Seemann Mike. Mike. Mittelgroß, lederiges Gesicht, wettergegerbt, Dreitagebart, stämmig. Schon fast zu klischeehaft. Mit ihm fuhren wir hinaus in die Bay. Mit vollen Segeln kurvten wir zwischen den so zahlreichen Inseln hindurch, wobei beim Segelsetzen und manövrieren jeder Passagier Teil der Mannschaft wurde und dort kurbeln oder hier am Seil ziehen musste. “Come on, Phil! Imagine Americas Cup: Germany leads, Austria is just behind you!”, feuert mich Mike an, als ich tüchtig kurbelte, um das Segel zu drehen.
Das Wetter war prächtig. Sonne, Wind, warm. Als wir auf einer kleinen Insel vor Land gingen sogar richtig sommerlich. Es war wie in den Broschüren: türkisblaues Wasser, Steine im Wasser, von Wellen umspielt, ein perfekter Sandstrand, tropische Natur mit Allgäu touch dahinter. Unwirklich, unwahr, irreal. Meine gute Kamera habe ich nicht mitgenommen, es wäre zu riskant gewesen, als wir im für nur Vier ausgerichteten Bötchen mit zehn Leuten vom Schiff zum Ufer schwommen. Ich hätte die unsterblichsten Bilder gemacht! Diese Farbenspiele im Wasser, das Licht, einfach unglaublich und unbeschreibbar!
Es war klar, dass dieser tolle Ort nicht jungfräulich ist, hinterm Hügel verborgen hat ein reicher Kiwi seine Bach, also Ferienhaus, gebaut.
Im weiteren Verlauf sahen wir wieder Delphine, sie schwammen mit uns, hüpften aus dem Wasser. Mike erzählte uns noch ein paar Geschichten aus seiner dreißigjährigen Seeerfahrung. Wie eine Gruppe Orcas eine Gruppe Delphine fraß, sodass das Wasser vor Blut rot war. Oder wie eine Wasserschildkröte, so groß, dass ein dutzend Leute auf Platz gefunden hätten, aufgetaucht war – alles in der Bay of Islands!
Zwischendurch hat Mike immer mal kleine Snacks serviert, was den Tag abrundete. Als wir in den Hafen einliefen, war ich froh, dass ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, aber auch wehmütig ob der schönen Tour.

Zuhause allerdings wandte das Schicksal sich zum Bösen: ich bekam einen dicken Brummschädel, fibrige Stirn. Ich machte mir meine Pfannkuchen, doch die brachten dagegen auch nicht mehr viel. Inzwischen hatten wir volles Haus, zwei Mädchen aus – ratet mal. Genau! – Deutschland teilten mit mir diese Nacht das Zimmer, woran aber niemand richtig Vergnügen fand.

Heute morgen bin ich in ein Tief gefallen. Das Fibrige war immer noch da, ich wusste nicht, wohin. Ron empfahl mir, nach Kerikeri zu fahren und sich um Jobs zu kümmern, ich wollte einfach nur schlafen, Jost reiste wieder ab, vor ihm die Mädchen. Aber ich blieb und habe den ganzen Tag die Jogginghose nicht ausgezogen. Das ist der Grund, warum ich noch eine Nacht hier in Russell bin.

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Das ist noch in der Little Earth. Hannah aus Amerika, Roscha, Bastian und Sophia. Das Bild wollte ich euch nicht vorenthalten!

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Das ist vor der Tür in meiner derzeitigen Unterkunft.

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Die “Hauptstraße” in Russell.

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Der Long Beach in Russell

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Auf dem Segeltörn.

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Schönes Bild

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Die Gungha II

 

Russell

Am Donnerstag sind es zwei Wochen. Zwei Wochen in Neuseeland, dem als Paradies gebenedeiten Land.
An meinem Jubiläumstag wollte ich zu den Whangarei Falls wandern, eine kleine Sehenswürdigkeit, die leicht zu erreichen ist. Nachdem ich mich endlich vom Frühstückstisch losreißen konnte, stapfte ich los. Als ich endlich da war (ich habe auf den Weg tolle Weiden und Pflanzen gesehen), konnte ich den Wasserfall leider nicht voll genießen, weil ich schiffen musste… Dafür war der Rückweg durch den Kauriwald (durch den ich wegen des Drucks nur gehuscht bin) umso intensiver. Kauribäume sind riesige Bäume, die auf Neuseeland endemisch (sie kommen nur hier vor) sind. Sie sind nicht besonders groß, aber breit wie Hulle – beeindruckend.
Zurück in der Little Earth, sah ich durch Zufall ein Bild der Whangarei Falls bei anderen… und stellte fest, dass es ganz andere sind! Ich muss einen anderen Wasserfall gesehen haben. Kurios. Obwohl ich mich doch an die Wegbeschreibung und an die Schilder gehalten habe!
Bevor ich dann lecker gekocht habe, unterhielt ich mich mit Sophia, die einen Tag vorher angekommen war.
Hier entwickelt sich übrigens eine Leidenschaft fürs Kochen. Ich habe aus so einfachen Dingen schon so leckere Sachen gekocht! Peanut-Soße, Reis mit Brokkoli, Bohnen und einer Senf-Sahnesoße und so weiter. Ich habe mich nach dem Frühstück zeitweise schon auf das Abendessen gefreut!
Am Freitag speiste ich aber nicht in der Little Earth – am Vormittag musste ich Abschied von den vielen netten Leuten nehmen und verdammt! ich hasse Abschiede. Mir blieb nichts anderes übrig, als Roscha und Bastian (die übrigens nicht zögern sollen, sich mal zu melden, vielleicht ist man ja mal in der selben Gegend…) alles Gute zu wünschen. Im ganzen Emotionenstress habe ich dann vergessen, dem guten John, dem Hostelwirt, ein paar liebe Worte zu sagen (den ich inzwischen schon gemailt habe).
Bastian rief mir noch zu, ich solle das Auto schön dreckig machen. Er hält mir immer noch die vermeintliche Unnötigkeit meiner Putzaktion vor.
Gesagt getan. Als ich auf dem Weg nach Russel an der Ampel stand, übermannte mich der Durst ich griff zur Flasche mit der Aufschrift “Creaming Soda”, öffnete sie und… “Wuuuusch” Mein kleiner Umtrunk explodierte – Cola mit Mentos ist nichts dagegen! Eine zehntel Sekunde dachte ich, es sei nicht schlimm, da es ja Wasser sei, aber eine drittel Sekunde später roch ich den süßlichen Geruch, der von der Flüssigkeit ausging. Ich sortiere einmal: Erstens, ich sitze im Auto. Zweitens, das Zuckerzeug spritz im Auto auf Sitz, Lenkrad, einfach überall hin. Drittens, es klebt. Viertens, ich hasse Kleben! Fünftens, die Ampel wird grün. Ich fahr also klebend los und frage mich, was zu tun. Richtig geraten, angehalten und Auto geputzt. Zum Glück hatte ich Lappen und Allesreiniger dabei!
Was so ein kleiner Fehlgriff im Supermarkt alles ausmacht.

Irgendwann war ich in Russel. Russel ist ein richtiges Kaff. Aber bedeutend, weil es einst die Hauptstadt Neuseelands war und Geburtsort der Nation. Die Lebensmittel sind hier noch teurer, 7-8 Euro für ein Kilo Tomaten! Dann war ich noch Fish and Chips essen, für satte 10 Dollar, dafür bekam ich aber auch super frischen Fisch und sehr gute Pommes. Mein erstes Mal, mit diesem Nationalgericht.
Ich bin in der Wainui Lodge untergebracht, wo ich mal wieder ein Beispiel neuseeländischer Aufgeschlossenheit zu spüren bekam. Ich, meine ganzen Klamotten unterm Arm, werde vom Besitzer Ron, ausgefragt, was ich denn mache und bekomme schon gleich dutzende Ratschläge, wo ich Jobs finden könnte.
Ron ist aber ein netter Kerl und hat ein gemütliches Hostel… 5 Betten! Und ich der einzige Besucher. Das ist schon ganz gut, da ich mir einen gründlichen Schnupfen eingefangen habe, ich schnarche wenigstens keinen voll. So gut habe ich dann aber doch nicht geschlafen, da um gefühlt halb fünf der Hahn angefangen hat zu krähen.

Heute habe ich Russell erkundet. Am besten fängt man da mit der Hauptstraße an. Hundertfünfzig Meter lang, zwei dutzend Häuser, drei Autos, wunderbares Panorama. Der Long Beach auf der anderen Seite ist ein toller Platz, der Ausblick auf die größten Inseln der Bay of Islands bietet. Ich habe mich einfach hingelegt und geschlafen.
Auch das Russell Museum ist schön, da habe ich eine Menge über Maori erfahren. Auch Ron hat heute eine Menge erzählt – über Maori, Greenpeace, Frankreich, Russell und so weiter. Er erzählt gerne und das war auch richtig interessant. Inzwischen ist Jost hinzugekommen. Jost ist Lehrer für Sport und Englisch und macht ein Sabbathjahr in Neuseeland, bzw. verbringt Teile davon in Neuseeland. Zuerst wollte er auch in mein Zimmer, hat dann aber angesichts meiner Nase eingesehen, dass ein Doppelzimmer besser sei…
Heute Abend habe ich dann anhand der Anleitung, mir Roscha und Bastian gegeben haben, Brot gebacken. Ich muss aber zu wenig Hefe reingemacht haben, denn der Teig ist nicht aufgegangen. Schade.
Morgen werde ich, wenn das Wetter mitspielt, vielleicht diese Segelbootstour unternehmen. Der Vorteil ist, dass man da ein ordentliches Essen bekommt. Kommt das nicht zu stande, werde ich mir eventuell Paihia angucken.

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Erstens kommt es schneller und zweitens als man denkt

Es war Montag abends, ich kam gerade von einem Spaziergang durch die Umgebung wieder, als Bastian auf mich zukam und sagte: “Du, Philipp, ich habe eine Nachricht für dich.” Der Freund eines Bekannten lebe in Whangerei und habe dort eine Art Yacht Service, Reparaturen und so. Die Arbeit wächst ihm übern Kopf, er suche dringend Helfer. Da Roscha und Bastian ja jetzt die Arbeit im Hostel übernommen haben, wollten sie das Angebot nicht wahrnehmen, deshalb frage er mich ob das etwas für mich wäre (Roscha und Bastian haben meine verzweifelten Versuche, Arbeit zu finden, nicht übersehen).
Am nächsten Morgen schaute ich beim International Yacht Service vorbei, bei Thomas Müller, der sich vor allen auf Beschichtungen spezialisiert hat. Ich würde die Werft als typisch deutsch beschreiben: ordentlich, effizient, perfektiös (haha, toller Neologismus). Thomas: Handwerker, norddeutscher Schnack, Praktiker.
Nach kurzen Vorstellen wurden die Bedingungen geklärt, 15 Dollar die Stunde, das ist ok. Dann ging es schon los. Nachdem ich einen Schriftzug von einem Anhänger entfernt habe, musste ich ihn waschen. Der Anhänger ist das Schätzchen von Thomas, glaube ich. Es ist ein Anhänger für großen Lastwagen, um damit in die Schule zu fahren und ein bisschen Bildung zu machen, ähnlich wie der Weidmüllertruck oder der Zahnarzttruck “Krokomobil”. Er mache das ehrenamtlich. So, den solle ich jetzt waschen. So bin ich also drauf geklettert, um mit einer riesigen Bürste, aus der Wasser schießt, das Dach zu waschen. Danach sagte Lili, seine Frau, ich könne den Rest auch ohne den angeschlossenen Wasserschlauch, nur mit der Bürste erledigen. Gesagt getan. Nach Zeit kam Thomas: “Na, Meister?” Aber er war nicht zufrieden. Wie kannst du das denn nur mit einem Eimer Wasser waschen, du schiebst den Dreck ja nur hin und her… Das musst du doch sehen… Also, Bürste an den Wasserschlauch angeschlossen, nochmal drübergegangen. Ging jetzt auch wesentlich schneller. Danach noch mal mit einem Spezialmittel hinterher, damit “Das Wasser schön abperlt.”
Dann sollte ich einen alten, schrottigen Anhänger saubermachen. Diesmal wollte ich mich genau an die Instruktionen halten. Das bedeutet: Zuerst ein bisschen nass machen, dann mit Bürste und Spezialmittel (er hat ein Faible dafür) ordentlich abrubbeln. Irgendwann kam er und begutachtete mein Werk: “Das ist ein Trailer und nicht deine vierzehnjährige Freundin, den musst du ordentlich abrubbeln!” Haha, nicht meine Art von Humor. Aber: 15 Dollar die Stunde. Also putzte ich konzentriert nach Anweisung und flitzte danach nach Hause.
Gestern kam ich wieder. Und da meinte Thomas, ich solle den Trailer nochmal saubermachen, das ginge ja gar nicht und so weiter. Ich müsse ja mehr Wasser nehmen und so weiter und so fort. Also tat ich das. Dann sollte ich die Werkstatt von einem ekeligen Staub befreien, mit dem Staubsauger. Und ich hatte mich schon gefreut, ein halbes Jahr nicht staubsaugen zu müssen! Also tat ich das.
Dann kam Thomas und meinte, die andern Jungs bräuchten den Staubsauger jetzt, er würde mich schonmal in den Urlaub schicken und ich könne mir den Scheck bei Lili abholen. Sprachs und verschwand. Ich also zu Lili, die mir 120 Dollar in die Hand drückte. Ob und wann ich wiederkommen könne? “Schreib mal deine Telefonnummer auf, aber ich kann nichts versprechen.” So schnell kann es gehen! Thomas hatte doch immer von einer Woche gesprochen und lang und breit erzählt, wie viel zu tun sei, und was ich noch alles machen könne.
Jobsuchen ist schwierig, ich werde weiterziehen und woanders etwas suchen müssen, hier in Whangarei gibt es nichts. Das finde ich schade, denn irgendwie habe ich Roscha und Bastian, John, Junko, Tomo und Chino, Muttley, Tom und Jerry ins Herz geschlossen. Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen.

U wie Whale Bay

In der Nacht auf gestern haben wir, also Nils und ich, in der Bunkdown Lodge übernachtet, es war nicht so schlimm wie erwartet, es war ok. Morgens dann noch mit meinen Eltern samt Natalie und Stephan geskypet, das kam gut. Doch ich war froh, als ich dann wieder in das geliebte Hostel, ablegen von der Stadt, ziehen konnte. Es ist wirklich sehr schön, heute werde ich noch Bilder hochladen, nette Leute, sehr gute Betten, alles geschmackvoll eingerichtet, wundervoll. Auch der Hauswirt ist ein echt cooler Kerl. Ich könnte mir echt vorstellen, hier noch eine Woche zu verbringen, deshalb hoffe ich, dass das Angebot, bei einem Italiener zu arbeiten, funktioniert. Es wäre genial – ich könnte hier bleiben, ein bisschen Geld akkumulieren, auch wundervoll.
Als ich also gestern, Sonntag, wieder in der Little Earth Lodge einziehen konnte, war mein Plan, Whangereis Kauri Bäume und Wasserfälle anzuschauen. Doch mein Plan wurde auf glückliche Weise durchkreuzt: Roscha und Bastian sowie Pia und Lukas fragten mich, ob wir zusammen zur Whale Bay fahren wollen, wo man Wale sehen können soll (die vier kannte ich ja schon von den drei Tagen davor; Lukas und Pia halten in diesem Hostel für zwei Wochen Haus und bekommen dafür Unterkunft, Roscha und Bastian sind ein nettes Paar aus Karlsruhe bzw. Hamburg). Die Tour sollte mit meinem Auto stattfinden, da es das einzige ist, was 5 Sitze hat – ich war also Fahrer. Ich befand es als gute Idee und so ging es direkt nach Einchecken los.
Wir fuhren eine drei viertel Stunde zur über kurvenreiche Straßen durch eine üppig bewachsene Hügellandschaft mit ständig wechselnder Vegetation. Es wechselt konstant zwischen Allgäu und Tropenwald, erstaunlich.
Irgendwann haben wir einfach angehalten, das war nach Ngunguru und ich hatte den ersten wirklichen Moment, in dem man alle in Deutschland Gebliebene neidisch macht. Eine Bucht ungeahnter Schönheit erstreckte sich vor uns, in der Ferne Inseln wie Fingerhüte, einfach aus dem Wasser ragend.
Die nächste wunderbare Bucht war die Whale Bay. Sie ist wesentlich größer, aber von anderer Vegetation. Steilküsten dominieren das Bild, Auenland-Hügel reichen bis zum Wasser. Wir hielten eine Weile nach Walen Ausschau, konnten leider keine entdecken. Also genossen wir einfach die Natur. Auf der Rückfahrt habe ich dann richtig gut getankt, für 2,06 Dollar, das ist voll das Schnäppchen.
Wieder “zuhause” habe ich erstmal gekocht. Nachdem ich seit drei Tagen Spaghetti mit Schafkäse gegessen habe, musste Abwechslung her: Kartoffeln an Möhren-Porree-Gemüse und gebratenen Haloumnikäse. Gebratener Haloumnikäse, eine Spezialität, die ich bei Roscha und Bastian kennengelernt habe. Es ist so lecker, dass ich das unbedingt zu hause in Deutschland einführen muss. Ich war nach der Kocharie zufrieden und rund… Nur eine Sache störte: Ein penetrantes Kratzen im Hals. Als ich heute morgen aufwachte, hatte es sich verstärkt. Ich wusste auch sofort, woher es kam. In den Abbey Caves war es sehr kalt und auch morgens fraß die Kälte sich durch meine Füße. Außerdem war ich in der letzten Zeit immer sehr geschäftig, ich hatte immer das Hefühl, ganz viel tun zu müssen und stand deshalb immer unter Spannung. Jetzt sendet mein Körper ein Signal: “Hey, Stopp.”
Heute werde ich also relaxen und einmal mein Auto zur Reparatur bringen, ich verspreche davon auch eine Wertsteigerung. Dann wird heute Abend hier ein Feuerchen gemacht, das wird sicher schön.

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F wie Whangerei

Endlich komme ich dazu, zu bloggen! Mit dem Internet ist es hier rar gesät, ich habe es jetzt geschafft, weil… Ach, das werdet ihr im Laufe der Geschichte erfahren.
Ich bin am Donnerstag mit Lena und Michelle von Auckland los. Ich war sehr aufgeregt, ob ich den Großstadtverkehr managen kann, ob ich mich nicht verfahre, ob das Auto hält. Tatsächlich verlief die Fahrt reibungslos, wir kamen unbeschadet in Whangerei an. Das ist die Stadt, von der ich schon mal gesprochen habe und die mit “f” am Anfang ausgesprochen wird. Sie ist die größte und einzige “Stadt” des Nordens mit seinen ca. 50000 Einwohner. Als wir das Ortsschild passiert haben, sagte ich zu den Mädels: “Lasst uns doch zum Hafen fahren”. Denn am Ortseingang war nichts zu sehen außer einer Fish and Ships-Tankstelle und einem Möbelhaus. Da unser Möbelproblem aber nicht so akut war (haha), bogen wir tatsächlich zum Hafen ab… Doch dieser stellte sich als echte Enttäuschung heraus. Nachdem wir an unzähligen Wellblech-Frabrikhallen vorbeigefahren sind, erstreckte sich vor uns das Panorama von zwei verrosteten Schiffen und einer Wellblech-Lagerhalle. Einige Seile, einige Netzte. Viel Rost. Aber keine Menschenseele. Wir waren. Allein. Also schnell wieder weg, fieberhaft am überlegen, ob es das gewesen sein mochte, und sahen tatsächlich ein Schild, das zum City Centre führt. Irgendwann erreichten wir eine kleine beschauliche Innenstadt (nach vielen verstreut liegenden Einfamilienhäusern). Sie ist nach amerikanischen Vorbild gebaut, also recht hässlich. Riesige Straßen, obwohl von nur wenigen Autos befahren, zwischen jedem Haus ist verschwenderisch viel Abstand, eine Einkaufsstraße und verwirrende Straßenführung, nebst Yachthafen, zwei Supermärkten, ein paar Läden, ein Park. Für das Kiwihaus war es zu spät, denn in Neuseeland klappen ziemlich früh die Bürgersteige hoch. Das Stadtleben war uns ein bisschen zu wider, besonders, weil wir gerade durch die aller coolste Natur gefahren sind: Hügel wie in Hobbingen, Wasser, Berge, Schafe, Kühe.
Wir setzten uns in einem kleinen Park ab und beschlossen, dass wirnerstmal das Hostel suchen sollten, wo ich untergebracht sein sollte (die anderen mussten noch auf den Bus warten, der die beiden nach Paihia brachte). Das gestaltete sich als äußerst schwierig. Äußerst! Denn dieses Hostel kannten nicht einmal die Kiwis. Das heißt eine Menge hin und her Fahren, viel Wenden, von neuem Orientieren und so weiter. Irgendwann half ein Einwohner, indem er uns darauf aufmerksam machte, wir könnten das Hostel doch einfach anrufen. Welch genialer Gedanke! Wir fanden daraufhin das Hostel recht schnell. Das Komische an der Sache war, dass der Einheimische nie von den Abbey Caves, die direkt neben jenem Hostel liegen, gehört hat. Das ist so, als ob ein Horner die Extern Steine nicht kennt! Naja, zur Little Earth Lodge muss man so ca. 4 km in westlicher Richtung fahren, um sie zu erreichen. Durch Kurven, Hügel, Wald und so. Doch findet man sie endlich, gibt es einen aha-Effekt, denn diese Lodge ist idyllisch, paradiesisch, himmlisch! Es ist so schön dort, dass ich weinen könnte, so schön. Mit Panorama, nur 11 Betten, und was für Betten!, einer kleinen Küche, in der man die Schuhe ausziehen muss, Hund, Pferde, Grill, Natur, nette Leute! Aber wenig Internet und kaum Empfang.
Doch ich konnte nicht lang verweilen, ich musste die beiden Mädchen ja noch zum Bus bringen… und für Essen sorgen, dafür bin ich ja jetzt allein verantwortlich. Gesagt, getan. Ich verabschiedete mich schon wieder und kochte Spaghetti mit Tomaten und Schafskäse (an Knoblauch, Zwiebeln und Oliven musste ich sparen – es ist alles sau teuer hier. Ein Kg Tomaten kosten 6,50!) Dieses Essen habe ich dann also vorgestern, gestern und heute gegessen und morgen wieder. Ich denke, morgen esse ich beim Pizzahut oder ähnlichem, mal etwas wohl komponiertes essen und nicht immer notdürftig zusammengepamptes. Die Essgewohnheiten sind sowieso aus deutschen Verhältnissen abartig. Dass ich ein halbes Jahr auf deutsches Brot verzichten muss, das war mir klar, aber Esspraxis ist doch bemerkenswert. Am Ankunftstag in Whangerei sind wir hungrig in einen Subwayladen gegangen und wurden Zeugen, wie einen Mutter ihr gerade zweijähriges Kind mit Subway-Baguette fütterte. Im Supermarkt gibt es zwei Gänge mit Tierfutter und ein Regal mit Käse, die Einkaufswagen enthalten fünf Packungen Toast, drei Maxiflaschen Sprite, drei Maxiflaschen Limo und drei Kanister Milch. Dazu eine Platte Eier und zur Krönung eine Tomate. Dementsprechend sehen die Leute aus – es ist sehr amerikanisch, was mich wundert; ich hätte es eher britisch erwartet. Wer hier herkommt, muss Diät machen oder dick werden. Es gibt hier zum Beispiel diese große Auswahl an Gemüse und frischen Sachen wie bei uns einfach nicht.
Diesen Kulturschock hat das Hostel wett gemacht. Ich verbrachte eine tolle, weiche, gutriechende Nacht in dem Dreibettzimmer (von zweien belegt, Nils und mir).

Für Freitag nahm ich mir vor, Arbeit zu finden. Nils und ich fuhren mit dem Auto in die Stadt, wo er sich die Stadt anschauen wollte (was ich nicht so verstehe) und ich durch die Shops tingelte und fragte, ob es Arbeit gibt, durchgehend negativ. Ich sah etwas resigniert ein, dass es schwieriger ist, Arbeit zu finden, als ich mir das vorgestellt habe. Ich nahm mir vor, zu Wwofen, als Einstieg. Im Laufe des Tages konnte ich dafür aber nur eine Bewerbung abschicken.
Außerdem habe ich in der Stadt mein Auto checken lassen. Ein Quietschgeräusch hat zugenommen, was bestimmt mit der nach links ziehenden Lenkung zu tun hat. Und tatsächlich eine Art Arm mit Gelenken ist nicht mehr gut. Die Montage kostet 250 Dollar – na toll. Immerhin meinte der Mechaniker, der mir sehr kompetent erschien, es sei nicht so dringend. Allerdings hat das Quietschen nochmal zugenommen, habe ich das Gefühl, ich werde es auf jeden Fall machen lassen (heute war ich wieder da, aber die haben nur Montags bis Freitags auf).

Am Nachmittag haben Nils und ich dann die Abbey Caves besucht. Das sind Höhlen, die einfach in der Natur liegen, zu denen man kurz über Felder wandern muss und die vollkommen kostenfrei zu begehen sind (wir mussten uns allerdings Stirnlampen leihen). Die Höhlen sind wirklich sehr schön. Es ist viel Klettern, Erforschen, durchs Wasser waten und Staunen: an der bis zu 50 Fuß hohen Decke kleben hunderte von Glühwürmchen, ein tolles Bild. Das besondere ist, dass sie komplett untouristisch sind, d.h. es führen zwar Schilder hin, aber es gibt kein Drehkreuz, keinen Automaten oder sonst etwas. Es war schon eine tolle Erfahrung.
Am Abend konnte man das Erlebte dann mit den netten Leuten evaluieren. Da wären Roscha und Sebastian zum Beispiel. Und da ist ja noch Nils. Ein eigentlich netter Geselle. Er ist groß und spricht durchgehend nasal, obwohl er keinen Schnupfen hat. Er ist ein bisschen chaotisch, aber nicht zu sehr. Zwiebelfan. Mit ihm bin ich jetzt immer in die Stadt gefahren, als Autofahrer ist man hier immer sehr gefragt!

Es ist so schade, dass das Hostel heute ausgebucht ist. Deshalb musste ich (mit Nils) in ein anderes Hostel ausweichen, was ein bisschen so wie der Gugelhupf als Hostel ist. Also in die Richtung Altbacken, rustikal, kitschig und im Detail nicht so sauber. Deshalb habe ich meinen Tag in der Stadt verbracht, habe Bewerbungen geschrieben und den botanischen Garten besucht. Dann habe ich einfach mal in einem italienischen Restaurant gefragt, ob sie Jobs haben und die Antwort bekommen, ja, wahrscheinlich. Ich solle noch bis Dienstag warten. Und das mache ich. Ich warte bis Dienstag und werde mich in der Zeit um eine Wwoofingstelle bemühen.

One Tree Hill oder: Erster Schaf-Kontakt

Heute musste ich mich einer weiteren Herausforderung stellen: Dem Waschen. Das war aber für meinen Geschmack zu einfach. Die viel größere Herausforderung war die Aufgabe, die ich mir heute gestellt habe: etwas zu unternehmen, was kein Geld kostet. Damit war das Wäsche waschen eigentlich ausgenommen, denn das hat 4 Dollar gekostet. Die Waschmaschinen sind hier sehr schnell: 35 Minuten hat de Kram gebraucht. Auf dem Balkon fand die Wäsche bei praller Sonne und lauem Wind perfekte Trocknen-Bedingungen.
Angesichts des tollen Wetters wollte ich etwas draußen unternehmen, also kaufte ich mir Sonnencreme. Die Sonne hier ist beißend intensiv, man bekommt nach ein paar Minuten einen Sonnenbrand.
Ansonsten habe ich einen Spaziergang vom One Tree Hill zu meinem Auto gemacht, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist. War es. Die Ausmaße dieser Stadt habe ich mal wieder unterschätzt, es hat sehr, sehr lange gedauert. Der One Tree Hill mit seinem Cornwell Park ist ein ganz tolles Örtchen. Voller Leben, riesige Bäume, exotische Bäume und… Kühe und Schafe mitten im Park. Ich vermute, sie werden zum “Mähen” eingesetzt. Die kleinen Lämmchen sind wirklich sehr süß… Mein erster Schaf-Kontakt! In dem Land, wo auf 7 Schafe ein Mensch kommt…
Ansonsten ist nichts passiert. Das einzige erwähnenswerte ist, dass ich sehr aufgeregt bin, wie es morgen klappt. Die Fahrt nach Whangerei (wh wie f ausprechen) ist zwar nicht schwer, immer geradeaus, aber dafür muss ich erstmal den Straßensalat von Auckland überwinden.

Ich werde aber eine neue Kategorie einrichten: “Short Stories”, wo ich kleine Geschichten und Erlebnisse niederschreiben werde.

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Rangitoto oder: Noch ein kleines Abenteuer

Diesen Tag habe ich in vollen Zügen genossen und ich hatte auch allen Grund dazu. Eine böse Zunge könnte behaupten, ich hätte Urlaub gemacht.
Ich bin früh aus dem Haus, denn mein Anliegen war es, die Vulkaninsel Rangitoto mit der Fähre zu erreichen und zu bewandern. Das klappte alles prima, auf der Fähre musste ich unweigerlich an meinen Vater denken und seine Liebe zum Meer, den Urlauben in Niendorf und den Aufenthalten in Hamburg. Diese Hafeneinfahrt ist einer der schönsten auf der Welt. Das türkisblaue Wasser und die grünen Hänge sind einfach nicht mit Elbe-Dreckswasser zu vergleichen (sorry, Benni). Ein wenig aus dem Hafen raus, landeten wir (d.h. die Leute auf der Fähre und ich) schon auf der üppig bewachsenen Insel. Rangitoto ist Maori und bedeutet, dass hier ein Kapitän sich ein verletzt hat. Ein komischer Name, wenn ihr mich fragt. Die Insel ist einer der größten Vulkane der Auckland-Region, wahrscheinlich ist sogar, dass er irgendwann in ferner Zukunft nochmal ausbricht, was natürlich katastrophal wäre. Früher wurde die Insel als Urlaubsort und als Kommandopunkt im zweiten Weltkrieg (der Neuseeland allerdings nie erreichte) benutzt, heute ist es Naturschutzgebiet und Wanderinsel. Sie ist dicht bewachsen mit für uns Teuto-Zöglinge exotischen Gewächsen: puscheliges Moos, Palmen, fremdartige Bäume. Auf der Asche und dem Lavagestein wächst es sich offensichtlich sehr gut. Ich machte mich zunächst allein auf dem Weg. Doch wurde mir schnell klar, dass ich keine Ahnung habe, wo ich bin. Kein Wunder, die Karte am Kai zeigt ja auch nur einen Bruchteil der Wege an. Ich treffe auf zwei kleine, sie sehen irgendwie britisch aus, Jungs und folge ihnen. Irgendwann gelange ich auf den Weg, der zum Krater führt. Im folgenden werde ich immer wieder auf zwei Familien treffen: Eine schweizer (?) Familie, dessen Vater mir etwas von seiner Sonnencreme abgibt (und deren Sprache ich einfach nicht verstehe). Obwohl es sehr windig und nicht wirklich heiß ist, brennt die Sonne hier.
Anschließend treffe ich während einer Pause auf eine zweite Familie. Der Vater geht nach kurzem Beobachten auf mich zu: “All right with you?” Diese Familie stellt sich als sehr liebe, nette, sympathische Familie heraus. Wir sind ein ganzes Stück zusammen gewandert und haben sehr nett miteinander gesprochen. Sie kommen aus SriLanka, die Mutter hat lange Zeit in Afrika gelebt, zuletzt in Simbabwe. Sie musste durch Unruhen immer fliehen und ist froh, jetzt in einem sicherem Land leben zu dürfen, in Neuseeland, Nelson. Durch die Konversation fällt der zum Teil erschwerliche Aufstieg viel leichter.
Nachdem sich unsere Wege getrennt habe, erreiche ich den Krater und die Aussichtsplattform in über 200 Meter Höhe. Eine gewaltige Aussicht erstreckt sich vor mir, wie ich sie selten oder nie gesehen habe. Ich kann über die Stadt hinaus blicken, grüne Inseln, blaues Wasser, eine frische Brise, Sonne, fremdes Vogelgezwitscher und die Familie wieder. Ich genieße den Ausblick, bis ich zu den Lavahöhlen aufbreche. Dort treffe ich wieder diese Familie! Wir bestaunen die Lavaformen und -höhlen, einen Tunnel und unser Los, weil wir uns gerade verlaufen haben. Es gab so viele Wege und wir wussten nicht, von welchem wir gekommen sind. Kleine Trampelpfade hängen sich wie ein Spinnennetz aneinander, teils verwachsen, teils beschwerlich durch das Lavagestein. Ich bewundere die beiden Kinder, die das alles als Abenteuer verstehen und nicht schlapp machen, der kleinste ist immerhin 5/6 Jahre! Man muss aber auch sagen, dass die Eltern ganz, ganz toll mit den Kindern umgehen, regelrecht beeindruckend. Wir haben den Weg zurück schnell gefunden, halb so wild. Aber ich habe mich toll unterhalten und nebenbei mein Englisch trainiert, was im Hostel ehrlich gesagt kaum möglich ist – hier sind ja hauptsächlich Deutsche. Nach insgesamt fünf Stunden sind wir auch wieder auf der Fähre, wo auf dem Oberdeck mehr als eine steife Brise wehte. Der Wind hatte eine solche Kraft, dass man sich anlehnen konnte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie die Segelschiffe hier mir über achtzig Sachen entlang düsen, wie im Americas Cup gesehen (alle Neuseeländer sind nach deren Niederlage sehr, sehr traurig. Das ist hier so wie Fußball, ein Straßenfeger).
Auf dem Festland, gibt mir Kanishka, so heißt der Vater, seine Nummer. Sollte ich mal in Nelson sein, könnte ich mal vorbeikommen – es sei immer gut, wenn man jemanden kennt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, herzlich ist der Abschied. Und nach diesem tollen Erlebnis gönne ich mir ein Eis. Für nur 7 Dollar! Es ist zwar lecker und hat so viele Kalorien wie eine Tonne Gummibärchen, aber ich hätte trotzdem wirklich auf das Preisschild gucken sollen. Ich muss nämlich sparen. Viel sparen. Das Geld geht weg wie Celebration, die man auf dem Tisch im Hostel vergessen hat. Und deshalb tue ich mich mit folgender Frage noch schwer: Kaufe ich mir eine Gitarre? Die günstigste hier lag bei 250 Dollar, Trash, aber das günstigste. Das wird noch zu entscheiden sein, wie ich das mache.
Zwei schon gefällte Entscheidungen: Ich habe wWooF (willing workers on organic farms) membership beantragt. Das bedeutet, dass ich auf Farmen für Unterkunft und Essen arbeiten kann. Außerdem habe ich zwei Nächte in Whangerei (Wh wie f aussprechen) gebucht, das ist also das nächste Ziel.
Zunächst muss ich hier noch die Wäsche klar machen, eine weitere große Herausforderung.

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Ein weiteres kleines Abenteuer

Heute ist mir wieder ein weiteres kleines Abenteuer passiert, obwohl ich dachte, dass dieser Tag recht ereignislos endet. Ich beginne von vorn:
Morgens hatten wir ein Seminar zum Jobsuchen bzw. -finden. Das hat wertvolle Tipps gegeben und offengelegt, dass viel Arbeit vor mir liegt. Zuerst habe ich gedacht, es war nicht gut. Jetzt weiß ich: das war mein Unterbewusstsein, dass registriert hat, dass der Urlaub bald zu Ende ist. Danach war ich mit den Mädels von gestern und Julia aus Mannheim (die anderen kommen aus Kreis Siegen) einkaufen. Wir haben die letzten zwei Tage schon zusammen gekocht und gegessen, heute gab es dann Käsepenne mit Salat. Hier gibt es nunmal keine Spätzle (man merkt, dass sich Julia in Sachen Essen durchsetzt). Wieder im Hostel, es war vier Uhr, dachte ich, mal in die Auckland Art Gallery zu schnuppern. Dachte ich. Denn dann wurde ich in mein nächstes kleines Abenteuer geschmissen.

Als ich nämlich den ultrasteilen Berg, so geschätzt 45 Grad (der Knapp ist dagegen NICHTS), hinunter schlidderte, sah ich eine Politesse, die Knöllchen verteilte. Au scheiße, dachte ich, was ist mit meinem Auto? Die Frau an der Rezeption sagte, Parken sei umsonst! War es nicht, ein langer Zettel von Auckland Transport war unter meine Wischer geklemmt. Groß, in roten Lettern prangt die niederschmetternde Erkenntnis: “Infringement Notice”. Mein erstes Knöllchen. Doch das ist kein Grund für knallende Korken, denn es bedeutet 30 NZD Strafe. Ich renne den ultrasteilen Berg, der geschätzt 45 Grad hat und gegen dem der Knapp nichts ist und frage an der Rezeption zum zweiten Mal, wo man hier frei parken kann. Zu meinem Glück meldet sich hinter mir eine Backpackerin zu Wort, die mir erklärt, in ganz Downtown gebe es keinen einzigen gratis Parkplatz. Sie riet mir, die Symonds Street hinunterzufahren und im Wohngebiet zu parken sowie anschließend den Bus zu nehmen. Ich, leicht in Hektik renne zurück und fahre los. Großer Fehler, wie sich herausstellen wird. Ich kam nämlich erst gar nicht auf die Symonds Street. Die Aucklander stehen auf so etwas wie zum Teil sechs-spurige Kreuzungen. Ich nehme den Pfeil rechts, wie sie gesagt hat. Aber hier gibt es feine Unterschiede! Rechts-rechts und links-links und rechts-links und so weiter. Ich war also plötzlich auf der Stadtautobahn. Mit fiel plötzlich ein, dass ich in der Hektik meine Karte vergessen habe! Ohne die wäre ich vorgestern schon verloren gewesen, und so sah ich mich auch jetzt. Ich nahm die nächste Ausfahrt und fand mich schnell im Wohngebiet. Ich kann keine Ahnung, wo ich war. Außerhalb vom City Centre sieht alles gleich aus: Wohngebiet, so weit das Auge reicht. Tausende und Abertausende Heidenoldendorfs aneinander gereiht. Meine Verzweiflung war groß. Irgendwann bin ich einfach angehalten und habe geparkt. Als ich ausstieg, kam mir eine Frau entgegen, die ich sofort ausquetschte. Ich parke hier frei und Bus Stop sei um die Ecke, so die Antwort. Ich ging um die Ecke und – ich traute meinen Augen kaum – ich war in der Nähe vom Mt Eden. In der Mt Eden Road, wo wir gestern in den falschen Bus eingestiegen sind. Jetzt konnte ich zum Glück in den richtigen Bus steigen – zur Sicherheit habe ich aber nochmal in einem Café gefragt. Schwups war ich im Hostel und es konnte mir Kochen losgehen. Die Mädels ziehen aber meistens die ganze Arbeit an sich. Ich hasse es, gucken zu müssen und etwaige Vorurteile zu bestätigen. Es hat ganz gut geschmeckt, nur hat es mich auf eine Sache aufmerksam gemacht. Ich wollte nämlich ursprünglich Wasser kaufen, was durch die Knöllchen-Aktion in den Hintertreff geraten ist. Jetzt muss ich entweder das chlorige, aber trinkbare Leitungswasser trinken oder gucken, ob ich was zum kaufen finde. Dann kommen heute Abend Freunde von besagten Mädels, die schon länger in Neuseeland sind. Vielleicht kann ich die auch noch ausquetschen.