Philipps Neuseelandblog

Viele beeindruckende Dinge

Mein letzter Blogeintrag ist jetz nun schon so lange her, dass ich mir ihn durchlesen musste, um mich zu erinnern, was ich vor einer guten Woche geschrieben habe. Dabei erlebe ich hier gerade eine sehr schöne, beeindruckende, inspirierende Zeit.

Die Tage in Wanaka waren sehr schön – ich habe zwar nicht viel gemacht, abgesehen von Lustwandeln am geradezu magischen Lake Wanaka und vielem Kochen -, aber sie waren schlichtweg schön und ich werde sie gut in Erinnerung halten. Die Zeit im Wanaka Bakpaka war zunächst geprägt durch das Wiedertreffen mit Sayuri, eine Japanerin, mit der ich schon in Napier legendäre Gespräche über die japanische bzw. deutsche Küche geführt habe (das Interesse an anderen Kulturen ist widersprüchlicher Weise bei Backpackern nicht so weit verbreitet). Darüber hinaus freue ich mich verkünden zu dürfen, dass ich bei “Jugend Komponiert” zum Bundespreisträger (mit 14 anderen) auserkoren wurde, was mich in dieser Zeit in eine dauerhaft euphorische Stimmung versetzt hat, und mir auch einen Kreativ-Schub gegeben hat, ich habe gleich mit der “New Zealand Suite” weitergemacht.
Erwähnenswert wären da noch meine Kocheinlagen. Ich habe einen Zettel an den Kühlschrank gemacht, für wen ich kochen soll (für ein paar Münzen) und habe somit an den folgenden Tagen für Sayuri und zwei deutschen Frauen gekocht (Lasagne und Chili sin Carne). Das war sogar recht profitabel und und hat Spaß gemacht.

Nach drei Nächten bin ich mal wieder weitergezogen – nach Arrowtown. Hier gibt es wirklich nicht viel zu erzählen. Das liegt wohl schlichtweg an mir, weil ich eine komische Niedergeschlagenheit gefühlt habe… Ich konnte mich zu kaum etwas aufraffen, habe tausende Sachen vergessen, war die ganze Zeit müde. Im Nachhinein glaube ich, dass es sich hierbei um einen Infekt und irgendeine Art von Krankheit, die vielleicht nicht ausgebrochen ist, gehandelt hat.
Arrowtown ist eigentlich ein nettes Örtchen, dass sich zum Radeln, Souvenirsshoppen oder Aktivitäten im Schatten der schönen Wäldchen anbietet. Besonders im Herbst ist es beliebt, wo die Bäume unglaublich schöne Farben zeigen und sogar Peter Jackson als Drehort von den Gladden Fields inspirierte. Auch ich fand es hier sehr schön, war aber wie gesagt, ein bisschen schlaff.
An einem Tag bin ich auch nach Queenstown gefahren, um schon einmal die Luft dort zu schnuppern, was sich mehr oder weniger gelohnt hat, aber davon später.

Auf Dauer hat es sich natürlich nicht gelohnt in Arrowtown zu bleiben… Einfach nur Gammeln, Nachdenken, Komponieren, Gitarre spielen… Schöne Dinge, die man aber meiner Meinung nach auf zu hause verlegen sollte. Ich bin weiter nach Queenstown, auf einen DOC Campsite und habe erstmal fast vier Stunden (nachmittags) geschlafen. Das gab mir die Energie, das weltbekannte Städtchen näher zu erkunden.
Ach, Queenstown! was macht dein Flair? Ist es der himmelgleich schimmernde See, an den du dich in ewiger Umarmung schmiegst? sind es Eintausender, die am Abend von goldenen Sonnenstrahlen umhüllt der sternensatten Nacht entgegen sehnen? oder ist es bloß deine penetrante Adrenalinsucht?
Queenstown ist die Event-Hauptstadt von Neuseeland. Ihre Besucher kommen hierher, um Fallschirm zu springen, Bungeezujumpen, zu feiern, oder andere “interessante Dinge”.
Das mochte ich aber alles gar nicht, weil man da ja auch schnell mal mehrere hundert Dollar ausgibt. Ich war baden in diesem herrlichen See mit dem klaren Wasser und atemberaubenden Blick, bin auf einen Berg geklettert und habe die spektakuläre Sicht bewundert. Auf einem Campground habe zwei Tage gehaust, der sehr “enjoyable” (mir fällt gerade kein anderes Wort ein) war.
In den Straßen habe ich auch Straßenmusik gemacht und OBWOHL hunderte Leute passierten und sich sogar auf eine Bank gesetzt haben, um zu lauschen, blieb das Mützchen leer. Das hat meinen Eindruck von Queenstown nachhaltig geschädigt.

Ein guter Tipp in dieser Gegend ist das Örtchen Te Anau. Näher kann man an Fiordland nicht heran, das mit der Lage am Lake Te Anau an den Toren zu eben diesen liegt. Ich habe mit neuem Elan etwas gebucht… Eine Bötchentour durch den Doubtful Sound. Es sollte eine beeindruckende, unvergessliche Erfahrung werden…
Doch davor hatte ich noch zwei Tage in dem Örtchen. Ich habe tolle Sachen gegessen – Älplemakaroni mit Brokoli -, Brot gebacken, selber Eiscreme gemacht, Wäsche gewaschen – der letzte Waschgang lag seehhr lang zurück – und so weiter.
Erst nach einen solchen “Haushaltstag” konnte es losgehen… Der Doubtful Sound Cruise.
Bevor der werte Leser denkt “Hä, eine zweifalhftes Geräusch-Fahrt?”, muss ich ihn über die Bedeutung des Namens aufklären. Ein Sound ist eine Art Fjord, nur dass er nicht durch einen Gletscher, sondern durch ein Fließgewässer entstanden ist. Der Name kam durch die zweifelhafte Lage eines etwaigen Hafens “doubtful harbour” zustande kommt (was sogar auf den guten, alten Captain Cook zurückgeht).
Die Fahrt war spektakulär. Vorbei an riesigen Bergen, Wasserfällen, Robben und Pinguinen sowie einem vorbildlichen Wasserkraftwerk ging die Tour per Schiff und Bus. Das sehr gute Wetter hat es zu einem wunderschönen Tag gemacht.
Das Publikum war leider etwas älter… Zwischen 55 und 70. Ich merke, wie stolz ich sein kann, dass ich noch so ansehnliche Eltern habe! Nun ja, außer dieser Truppe in beige gab es ja auch noch ein paar Jüngere… Eine Hand voll 30-40-jährige sowie zwei in den frühen Zwanzigern, eine junge Teenie und ein Säugling. Wie dem auch sei. Ich stand sowieso eher an der Reling, fotografierend oder einfach nur genießend beziehungsweise sich im beeindruckten Zustand befindend.

Und nun? Nun bin ich wieder im Hostel und genieße diesen herrlich sonnigen Abend mit selbst gemachten Kakao-Zimt-Eis und dem Film Braveheart (aber erst später).

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Von der Westcoast ins Inland

Pancake Rocks sind eine schöne Sache. Aber man kann sie ja auch nicht den ganzen Tag angucken – deshalb bin ich auch schnell weitergereist. Überhaupt musste ich einkaufen, in Punakaiki gibt es kein Geschäft… Und das Nächste ist 45 Minuten mit dem Auto entfernt! Ich hatte mich ein bisschen mit einem bayrischen Paar unterhalten, die keinen Topf hatten und völlig aufgeschmissen waren… Nicht verzagen, Philipp fragen! Die beiden wären bestimmt verhungert, hätte ich nicht in unendlicher Güter meinen Topf verliehen. Warum ich das so betone? Ihr werdet sehen!

In der nächsten Zeit habe ich wieder viel gecampt: meistens auf DOC-Campsites. Das sind die Campingplätze der staatlichen Umweltorganisation, die sich gedacht hat: “Also, wenn wir eine gute Camping-Infrastrukutur haben, dann haben wir keine Probleme mit Wildcampern!”
Diese Campsites sind sehr günstig, so 6$, und haben Toilette, Wasserhahn, manchmal Duschen sowie aufgrund der Mittel des sog. Department Of Conversation meistens eine grandiose Location. So habe ich beispielsweise zweimal an schönen Seen genächtigt, von denen aus man eigentlich die Berge sehen kann. Leider jedoch ist die Westküste sehr regnerisch. Das Wasser, dass die australische Sonne aus der tasmanischen See saugt, wird nach Westen geblasen bleibt an dem Gebirge, den Alpen, hängen, und regnet runter. Deshalb konnte ich beide Male nicht viel von den etwaigen Bergen sehen. Dafür habe ich zufällig das bayrische Paar getroffen, die inzwischen einen Topf haben.
Auch meine nächste Station, Franz Josef, war Regen verhangen. Aber ich hatte Glück! Die Sonne hat sich am Abend doch nochmal von ihrer Schokoladenseite gezeigt, sodass ich mir den Franz Josef vornehmen konnte. Das klingt jetzt wahrscheinlich ein bisschen komisch, oder? Na gut, dann lüfte ich das Geheimnis: Franz Josef ist der Name des Gletschers, der an den Hängen des Aoraki/Mt Cook hinab ins Tal kriecht. Die vorgelagerte Ortschaft heißt ebenfalls Franz Josef, ein Fremdkörper zwischen Städten mit Maori-Namen und welchen, die typisch in der Art des englischen Commonwealth sind.
Der Gletscher war für mich, der ich ja das erste Mal in meinem Leben einen Gletscher erblickte, interessant. Allerdings ragt der Gletscher nicht so weit nach unten, wie es auf den Bildern gezeigt wird, von der Aussichtsplattform zum Gletscher war es bestimmt noch ein Kilometer. Ob das dem Klimawandel oder der Saison zuzuschreiben ist, mag ich nicht zu beurteilen.
Die nächste Nacht verbachte ich schließlich in einem Holiday Park, dass bedeutet ein recht luxuriöser Campingplatz. Ich musste nämlich waschen! Mich und Kleidung. So kam es, dass ich das erste Mal in meinem Leben a) mit der Hand wusch und b) einen Trockner benutzte. Zu a) Mit der Hand waschen ist total doof, es dauert lange, macht die Hände mürbe und ich bezweifle die Wirksamkeit. Ferner zu b) Bei Trocknern sollte man unbedingt vor dem Benutzen den Filter checken. Ist dieser zugesetzt, muss man ihn frei machen, sonst verfehlt der Trockner seine Wirkung. Leider wurde mir das erst beim zweiten Durchgang gesagt.
Der Holidaypark ist im dem zweiten Gletscher vorgelagerten Dorf, dem Fox Glacier. Leider wurde die Sicht durch dicke Wolken bedeckt, die Landschaften immer wieder von Regen heimgesucht. Eine gute Ausrede, einen häuslichen Tab einzulegen…
Doch schließlich musste ich auch von dort weiter, zumal bezogen auf das Wetter keine Besserung in Sicht war. Auf der anderen Seite muss das Wetter, so dachte ich mir, gut sein, wenn der ganze Regen an der Westküste runterkommt.

Am 23. Januar verließ ich Fox Glacier, um den Weg über den Haast Pass in Richtung Wanaka anzutreten. Drei Stunden Fahrt standen bevor, die sich als regnerisch (wer hätte das gedacht?) herausstellten. Ihr könnt auf der Karte die Strecke nachvollziehen. Ich entschied mich, eine weitere nach auf einem DoC-Camosite zu verbringen. Den, den ich mir ausgesucht hatte, lag am westlichen Ende des Wanaka Sees. Als ich ankam, war ich überwältigt. Die Sonne schien angenehm und gab den Blick auf schneebedeckte Berge frei, der See glitzerte in einem Türkisblau. Einer der schönsten Momentaufnahmen bisher. Der See übt eine quasi magische Kraft aus – wie ein richtiger Edelstein. Er ist sehr klar (sicher oligotroph) und hat eine unbeschreibliche Farbe.
Auf diesem Campingplatz habe ich das Paar wieder getroffen. Die beiden sind sehr unterschiedlich von den meisten Deutschen. Max hat Realschulabschluss, Zimmererlehre, zwei Jahre Küchenerfahrung. Theres war auf einem musischen Gymnasium (was sie von anderen Backpackern unterscheidet). Es war mal wieder schön, sich länger unterhalten zu können!

Heute mittag kam ich in Wanaka an, am östlichen Ende des Wanaka Sees. Ich habe erfahren, dass es mit der Unterkunft in Queenstown nichts wird, weshalb ich mich hier in einem Hostel einquartiert habe, im Wanaka Bakpaka (eine Maoriversion von Backpacker?). Ich freue mich so sehr, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. So. Sehr.
Und auf gutes Essen (heute Spaghetti Carbonara, morgen Lasagne).

So. Sehr.

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Vom Nordcape und Pfannkuchen

Als ich am Freitag morgens aufgestanden bin, war es schon etwas sonnig mit einer stabilen Brise. Als ich in die Köche des Campingplatzes in Collingwood trottete, erwartete mich Jenny (Dschinni ausgesprochen) MacDonald mit Porrage (Haferbrei) mit Aprikosen, den sie amgeblich zu viel gekocht hätte. Ihr Lebensgefährte Mark hat für mich ein Toast mit Muschelfritter (ein bisschen wie Reibekuchen mit Muscheln, sehr kiwi) vorbereitet. Wir hatten über beides noch am Vorabend gesprochen…
Die beiden waren wirklich sehr nett zu mir, gaben mir sogar ihre Nummer, “falls ich nochmal nach Kerikeri komme”.
Aber meine Reise ging weiter. Ich hatte mich entschieden, zum Nordkap, dem “Cape Farewell”, zu fahren. Darüber hinaus gibt es dort den berühmten Wharariki Beach, dessen Schönheit ihn zu einer der 100 Orte, in den man im Leben gewesen sein muss, macht – so heißt es jedenfalls.
Auf der Fahrt dorthin wurde es zunehmend windiger, das Auto wurde dann und wann zur Seite gedrückt… Das gleicht dann wenigstens die falsch eingestellte Räder aus. Angekommen, führt ein Fußmarsch über Dünen zum Ziel: Wharariki Beach. Es war schon sehr windig. Der Sand peitschte in Wolken über die Wüstenartige Dünen und pustete den Wellen ihre Schaumkronen vom Haupte. Meine Kamera habe ich bei den Umständen eher gar nicht ausgepackt. Der Strand entzückte mich aber auch nicht sehr. Aber: Ich war da.
Das North Cape – um es Perfekt zu machen, handelt es sich hierbei um einen riesigen Felsen – war schon eindrucksvoller. Die sehr hohe Stein- und Steilküste ließ die Wellen an sich zerschellen, während ein ungeheuer starker Wind das Gras flach wehte. Der Wind war sogar im Stande, dich beim Gehen ins Schwanken zu bringen.
Die Golden Bay hat mich anfangs nicht so vom Hocker gehauen, ich habe mich aber jetzt sehr mit ihr angefreundet. Der nördliche Teil ist eher Rügen ähnlich. Was ich schön finde, sind die vielen kleinen Kunstgalerien, die es hier zu Häuf gibt und sehr individuell und besonders sind.

Am Abend war schließlich der Plan, einen Blick in das “Harwoods Hole” zu werfen, was von Jenny und Marc empfohlen wurde. Das spektakuläre Loch liegt im Abel Tasman National Park, allerdings auf der anderen Seite wie der Strand und sogar abgesehen von der Schotterstraße dorthin auf meinem Weg nach Westport.

Ich landete schließlich auf einem DOC Campsite kurz vor dem Hole, auf den Canaan Downs. Eine sehr schöner Platz – goldene Wiesen, Ruhe, kaum Menschen, eine weite Wiese und endlich kein Wind!
Da es schon dunkler wurde wollte ich mir endlich Essen machen. Plötzlich kam ein eiskalter, starker Wind auf. Das hat die Essenszubereitung extrem erschwert und hat mich eine Jacke mit Fleece tragen lassen. Es war bereits sehr kalt. Doch es war nichts gegen das was kommen sollte…
In der Nacht wache ich auf und mir friert. Ich ziehe mir in den nächsten Stunden zwei weitere Pullover und zwei Hosen an – ohne wirkliche Wirkung… Es war um den Gefrierpunkt, draußen bildete sich Raureif. Ja, werter Leser, wir hatten Frost! Im Sommer! Für mich war es die kälteste Nacht im Leben, das war schon unheimlich. Schlafen und frieren. Am nächsten morgen habe ich erstmal die Klimaanlage angemacht, der zusätzliche Sprit war mir da schnuppe, zumal ich meine Füße und Hände spüren muss, um vernünftig Auto zu fahren (behaupte ich jetzt mal).
Das Harwoods Hole, ein paar Kilometer weiter, war atemberaubend. Es erinnert sehr an die Löcher des Planten Utapau in Star Wars. Es hat einen Durchmesser von 70 m und ist 180 m tief, also “pretty much something”, wie Marc sagt. Das hat mich schon sehr beeindruckt.

Am Abend war ich schließlich in Punakaiki. Ich hatte eine sehr heiße Autofahrt: der Wetterfrosch kommt da ganz durcheinander. Die Fahrt verlief auch soweit problemlos, wenn ich nicht einen Umweg von 1-2 Stunden gemacht hätte. Das war extrem ärgerlich. Wenn man einmal den Navi ausschaltet!
Wie dem auch sei, ich bin ja jetzt hier. Auf einem Campingplatz übrigens, der sicherlich nicht mein Favorit ist. Dafür ist die Natur klasse. Große, dicht bewachsene Felsen, die sich als Krone die Küste entlang schieben. Nicht zu vergessen die Pancake Rocks, die Pfannkuchen Felsen. Die Felsen liegen direkt an der Küste. Sie heißen so, weil sie aussehen wie gestapelte Pfankuchen, was wirklich passt. Wasser und Erosion hat über Millionen Jahre bizarre Wunderwerke erschaffen, die ich noch bei Zeiten hoch lade.

Philipp goes wild

So, da sind wir wieder. In der Wildnis, oder Walachei, wie Papa sagen würde. Da möchte ich aber noch hinzufügen, dass dieser Lojak’scher Terminus auf ein Gebiet nahe des schwarzen Meeres hervorgeht, dessen Volk, die Sarrazenen, ein Reitervolk war, weshalb ihr Refugium im Westen als Walachei (von Walach) bekannt war. Da bin ich natürlich nicht, sondern einfach nur recht abgeschnitten von größeren Städten.
Ich hause nämlich gerade im westlichen Norden der Südinsel, der Golden Bay.

Am Sonntag hatte ich noch organisatorische Dinge erledigt, Wäsche gewaschen, Brot gebacken (und es war so gut!) und war mit Roscha und Bastian spazieren gegangen. Die beiden überlegen tatsächlich, ein Café in Deutschland zu eröffnen. Ich halte Plädoyer für Plädoyer, sie mögen den Lowjack (das gebratene Brot von Christine) auf die Speisekarte aufnehmen… Das würde mich sehr ehren. Die beiden luden mich auch zur Eröffnung ein, sollte sie jemals stattfinden.
Am Montag fuhr ich los Richtung Westen. Ich passierte Richmond, Motueka und landete schließlich in Maharau. Ich wollte Freedom Camping machen, also wild campen. Das ist nach dem Freedom Camping Act of 2011 auch ausdrücklich erlaubt, nur wenn nach Artikel 11 desselben Gesetztes Gebiete durch die Kommunen ausdrücklich als No-Camping Areas ausgezeichnet sind, ist es verboten. Der weit verbreitete Irrglaube, Zuwiderhandeln hätte eine 200 Dollar-Strafe zur Folge ist falsch, da die Strafe den Kommunen obliegt. Maharau scheint jedenfalls nicht scharf auf Wildcamper zu sein. Jeder noch so winzige Parkplatz ist mit einem Verbotsschild versehen. Der Campingplatz natürlich sehr teuer. Da war bei mir die Unsicherheit sehr groß, ich wollte ja in Maharau bleiben, weil hier der Zugang zum Abel Tasman Nationalpark ist, wo ich am Dienstag einen Ausflug unternehmen wollte.
Dank anderer Camper fand ich einen ausgezeichneten Freedom Campground zwanzig Minuten von Maharau, auf einer Aussichtsplattform! Ein toller Abend und ein toller Morgen! Sogar eine öffentliche Toilette gibt es da.

Am nächsten Tag habe ich den berühmten Abel Tasman besucht, das heißt, den Park, nicht die historische Persönlichkeit. Der Park ist stark frequentiert, was an dem Great Walk liegt, der durch ihn führt, eine Wanderstrecke entlang der Küste, an der einige der schönsten Strände Neuseelands liegen.
Dem kann ich nur Recht geben. Ich habe zwar nicht den gesamten 3-5-tägigen Weg genommen (sparen), sondern habe eine Tagestour gemacht, doch selbst so konnte ich Strände von ergreifender Schönheit erleben. Das Wasser ist wie Lapislazuli, das Grün der vorgelagerten Inseln wie aus Smaragd und der Sand wie aus getriebenen Gold. Zusammen ergibt dieser wundervolle Küstenstreifen die Krone der Südinsel, einfach traumhaft. Deshalb stelle ich auch keine Bilder in den Blog… Angesichts des deutschen Winters kann ich euch das nicht antun.

In der Golden Bay habe ich mein Wildcampen fortgesetzt. Die Golden Bay hat zwar auch Charme, ist aber nicht von ergreifender Schönheit. Es ist ein bisschen wie die Mecklenburger Seenplatte mit Bergen und am Meer. Goldene Felder, kleine Dörfer.
Hier habe ich an einem wunderbar klaren Fluss unter einer Brücke geschlafen. Ja, unter einer Brücke. Dort lag nämlich ein Freedom Campingplatz, der eigentlich nur für Wohnmobile ist. Der Ranger drückte aber nochmal ein Auge zu und meinte, es wäre ok, wenn die übrigen unter der Brücke parken. Ich weiß nicht wieso, vielleicht, damit man uns nicht sieht, sondern nur die monströsen Wohnwagen, die so groß sind, dass die Besitzer Lastwagen als Zugfahrzeuge haben.
Ich habe es sehr genossen: Am Strand habe ich ein Lagerfeuer gemacht und im Fluss habe ich mich gewaschen. Es ist irgendwie so befriedigend, obwohl es so einfach ist.

Heute, Donnerstag, bin ich weiter nordwärts gefahren. In Collingwood schließlich schlug das Wetter in ein Raues um und ich entschied mich zum Bleiben. Im Dorf gibt es ein sympathischen Campingplatz, den ich mir nach den ganzen gratis Nächten einfach mal gönnte. Hier habe ich ein Kiwipaar kennengelernt, das sehr nett ist. Es kann so interessant sein, mit Kiwis zu reden, weil sie dir noch ganz andere Tipps geben können. Außerdem sind sie meistens sehr nett zu einem und freundlich. Als ich etwas neidisch auf ihr pompöses Essen geschaut habe, haben sie sogar etwas abgegeben, Steak, Bohnen, Brokkoli, Kartoffelsalat, Muscheln…

Update mit Bild: Mal wieder viel zu berichten

Obwohl mein letzter Eintrag nicht so furchtbar weit zurückliegt, ist vieles seit diesem passiert. Ich bin Schiff gefahren, habe verzweifelt Hostels gesucht und generell ein bisschen verzweifelt, aber auch überaus schöne Erfahrungen gemacht. Alles der Reihe nach!

 

 

In Wellington habe ich noch einige Sachen gemacht: Ein Museum besucht (über die Stadtgeschichte, übrigens eins der fünfzig besten Museen der Welt), durch die Stadt gelatscht und das Parlamentsgebäude gesehen (ein sehr spartanischer Bau aus Beton mit kreisförmiger Grundfläche) sowie auf den Spuren von Hobbits gewandelt. Am sechsten Januar wollte ich eigentlich nach Bruchtal, doch folgendes kam mir in die Quere: ich habe festgestellt, dass meine Fähre am 7. Januar um zwei Uhr morgens, nicht mittags, geht. Das heißt, dass ich das Hostel gar nicht brauchte und bin deshalb früh ausgecheckt, und weil ich am Nachmittag noch schlafen wollte, habe ich dann eben meinen Plan zu Gunsten meiner Hobbitexpedition geändert.
Die ersten sechs Drehwochen von “Herr der Ringe” fanden im Stadtpark von Wellington statt. Der Stadtpark trägt den schönen Commonwealth-Namen Mt Viktoria und ist ein schöner Berg mit Wäldchen und herrlicher Aussicht auf Wellington. Der Wald ist eher trocken, Nadelholz, irgendwie gar nicht Auenland-typisch. Denn die ersten Szenen, die gedreht wurden, waren die, in denen sich die Hobbits vor den schwarzen Reitern verstecken, u. a.hinter einer Wurzel. Große Überraschung, als ich sah, dass es sich bei den sechs Szenen um circa fünfzig Meter Fußweg handelt. Zum Glück konnte ich dem Rest einer Führung lauschen (für die ich eigentlich hätte bezahlen müssen).
Am Strand, besser gesagt auf der Promenade, habe ich schließlich Essen gekocht. Dabei war Wellingtons Wind sehr hinderlich! Ich kann nur sagen, “Windy Wellington” ist nicht nur Spitzname, sondern Programm! Ich habe mich danach also früh schlafen gelegt, musste ja auch früh raus!
Es hätte alles reibungslos laufen können, doch ich habe nicht mit meiner Schusseligkeit gerechnet. Ich wollte mir nämlich meine Jacke anziehen, da es ja so windig war, doch jene war nicht auffindbar. Panisch gucke ich auf die Uhr. Habe ich noch Zeit, mich dafür zu bemühen, bevor meine 190-Dollar-Fähre geht? Ja, es muss gehen. Ich rase die nächtlichen, spärlich beschienen Straßen Wellingtons zu den “Worldwide Backpackers” – dort war die Tür noch offen und die Jacke lag da, wo ich sie liegen gelassen hatte.

Zwei Stunden später

Ich habe es mir in der Kaffee-Lounge gemütlich gemacht. Das leichte Schaukeln der Wellen lässt mich auf der gut gepolsterten Sitzbank bei jedem Hoch und Tief ein wenig auf und ab wippen. Ich sitze gebeugt über meinem iPad, bei Tee und Rosinen. Ich bin plötzlich völlig aufgedreht – hellwach (während es um mich herum schnarcht) lerne ich Esperanto im Internet. Der scheußlichste Tee der Welt in Kombination mit zu vielen Rosinen gibt meinem Geist Energie... Kiu estas tiu… Mi logas en domo… sowie meinem Bauch, derzu rumoren anfängt.
Nachdem mich dieMüdigkeit doch übermannt und ich dementsprechend ein Stündchen geschlafen hatte, trete ich auf das Deck und beobachte, wie die Sonne in dem Qn Charlotte Sound aufgeht. Um sechs Uhr morgens komme ich schließlich nach dreieinhalb Stunden Fahrt an. Picton liegt in mitten dieser Idylle, den Malborogh Sounds, und am Ende vom Queen Charlotte Sound. Ich habe dafür jedoch zunächst nur zwei schläfrige Augen übrig: Der Energieschub verlässt mich wieder. Ich fahre von der Fähre und suche mir ein Plätzchen zum Abstellen meines Autos und Schlafen.

Picton

Ich muss mich daran gewöhnen müssen, dass ich jetzt immer vorbuchen muss. Das Hostel “Jugglers Rest” hatte ich zwar angefragt, doch die wollten als Buchungsbestätigung meine Kreditkartendetails samt Sicherheitscode. Da sie nun ausgebucht waren, kam ich in der Sequoia Lodge unter, ein schönes Hostel, in dem es jeden Abend Schokopudding mit Vanilleeis gibt.
Ich war ziemlich kaputt und habe den ersten Tag in Picton mit Chill-Angelegenheiten verbracht: Lesen, Pizza-Backen etc. In der Sequoia Lodge gab es einen außergewöhnlich hohen Anteil an älteren Leuten (über dreißig Jahre – für Backpacker-Verhältnisse). Drei Fünfzigjährige Damen, die zusammen Neuseeland erkunden, zwei geschätzt 40-jährige Kumpels, die in Neuseeland Urlaub machen.
Am zweiten Tag habe ich einen Marsch entlang einer Hügelkette gemacht. Am Ende hatte man eine grandiose Sicht auf den Sund, klasse. Leider muss es ja anfangen, zu regnen.

Blenheim

Ich wollte auf der Südinsel drei Wochen arbeiten und die letzten Wochen zum Reisen nutzen. Ein Eldorado für Backpackerarbeit sei Blenheim, wurde mir gesagt. Auch hier waren die zwei besten Hostels ausgebucht. Ich landete in Leeways Backpacker, die einem wohl auch bei der Arbeitssuche helfen. Doch das Hostel an sich ist grausam, bisher das Schlechteste. Schmutzig, die Dusche war mitten im Badezimmer, man hat also geduscht, während andere auf Toilette gingen oder sich die Zähne geputzt haben. Never! Da war ich schon fast froh, dass es jobmäßig rar aussieht. Die anderen im Hostel suchen schon lange!
Ich mag Blenheim überhaupt nicht. Es ist einfach nur zum arbeiten gut, sonst zu nichts.

Nelson

Ich hatte Hoffnung auf Jobs in Nelson. Ich hatte mich auf zwei Jobs beworben, die ich im Internet gesehen hatte. Das kann ich mir in der nächsten Zeit sparen, es bringt einfach nichts. Die Internet-Jobs kommen nie zustande, in diesem Fall haben die sich nicht mal gemeldet.
Nun war ich aber in Nelson, das eine ausgeprägte Hostelkultur hat. Im Bug lässt sich gut leben!
Über Mail habe ich schon wesentlich früher erfahren, dass Roscha und Bastian (von früher in Whangarei) sich gerade in Nelson aufhalten. Ich habe mich gleich am ersten Tag mit ihnen getroffen und wir haben am wunderschönen Strand Abendbrot gegessen.
Heute sind wir über den Markt gegangen. Der ist sehr empfehlenswert! Es handelt sich um eine Art Kunst- und Essensmarkt.
Der Bug war für heute Nacht ausgebucht, deshalb bin ich gerade auf einem sehr schönen Campingplatz. Hier habe ich Nils getroffen, den ich zur selben Zeit wie Roscha und Bastian in Whangarei kennengelernt hatte.

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Frohes Neues (Weiterreisen)!

Es ist schon der vierte Januar, der vierte Tag des neu begonnen Jahres 2014. ich kann diesmal nicht allen eine Email schreiben, deshalb auf diesem Wege: Ich wünsche euch ein frohes, neues, unglaublich glückliches Jahr!
Es gibt einiges zu berichten, da ich inzwischen zwei mal den Ort gewechselt habe, ich bin jetzt in Wellington. Aber nur langsam…

31.12. 2013

Am Sylvesterabend, der hier “New Years Eve” genannt wird, bin ich zu einem schönen See gefahren, von dem man aus einen schönen Blick zum Mt Taranaki hat. Mt Taranaki ist mit seinen 2500 Metern ein schon sehr hoher Vulkan. Weil er alleinstehend ist, ist er unverwechselbar, beeindruckend und die Region dominierend. Sogar im Sommer ist er oft schneebedeckt. Am See habe ich mich ein wenig entspannt und habe schöne Fotos gemacht. Komischerweise mehr von den Enten als vom Berg…
Danach bin ich indisch essen gegangen. Beim Infocenter hatte ich mich informiert, wo gute Restaurants sind. Mit “India today” war auch das letzte wie alle anderen der vorgeschlagenen Lokalitäten nicht korrekt in der Karte eingezeichnet worden. Nach einigen Zusatzmetern Fußmarsch kam ich deshalb dann verspätet an. Es war erträglich geschäftig, nach vielleicht 7 Minuten bekam ich das bestellte Reis-mit-Yoghurt-Cashew-Curry. Die Frau hatte mich vorher gefragt, ob ich es “hot” haben möchte. ‘Natürlich’, dachte ich mir, ‘ich will es ja nicht kalt!’ Im ersten Moment war ich über die Schärfe doch ein wenig erstaunt – aber die war für einen Inder noch gnädig mild, genau richtig, sogar. Das beste war eigentlich der Mango Lassi, eines der besten Getränke, die ich je kosten durfte. 30 Dollar hat mir der Spaß inklusive Naanbrot gekostet. Ich war sehr schnell durch mit dieser Unternehmung, alleine geht es sich nicht gut essen. Das Gespräch hat einen ganzen wichtigen Part beim Essen.
Anschließend bin ich in den Pukekura-Park gegangen, wo wie am gestrigen Tag, Lichterschau war nebst Konzert. Leider spielte die Band Pop – Bruno Mars und Konsorten. Wenn man sich an Englisch als Umgangssprache gewöhnt hat, fällt einem auf, dass nahezu der gesamte Pop Schlagermusik ist. Für uns Deutsche wirkt er ja irgendwie cool, weil er auf englisch ist. Ich, der endlich sein Hörverständnis so verbessert hat, dass ich auch nahezu alles verstehe, und mich an das englische Umfeld gewöhnt habe, empfinde es plötzlich als… Nun ja, Schlager eben.
Daraufhin habe ich nach dem Genuss einiger gerösteter Makadamianüssen am Wasser auf die volle Stunde gewartet, darauf dass der Tacho umspringt…
…und kam mir dabei albern vor. Wenn man alleine ist, ist Sylvester etwas sehr Abstraktes. Ich lege ja eh nicht viel Wert auf eine ausgedehnte Zelebration dieses Datums, aber alleine ist es nur noch ein Obligatorium. Ich lag dementsprechend früh im Bett.

1.1. 2014

Von diesem Tag gibt es wirklich nichts zu berichten, außer dass ich ein Solokonzert auf dem Campingplatz gespielt habe. Für eine Stunde spielen bekam ich immerhin 14 Dollar. Ansonsten habe ich gebacken – super Weißbrot – und mir auf dem Barbecue Haloumikäse gemacht. Herrlich lecker.

2.1. 2014

Für mich ist wieder Weiterreisen angesagt. Ich landete in Whanganui, was auf deutsch “Hafen-Wasser” heißt, selber nennt sich die Stadt “Flussstadt”. Denn sie ist bekannt für den Whanganui River, der im Tongariro entspringt, sich durch den Whanganui National Park schlängelt und in jener Stadt in die tasmanische See mündet. Ich bin die alte Whanganui River Road hochgefahren, eine wunderbare Strecke. Ich bedaure, dass ich nicht mehr Sprit im Tank hatte! Ich habe mich einfach an die Seite gestellt und habe im Auto geschlafen, wild gecampt. Eine ganz neue Erfahrung, mitten in der Walachei.
In der Nacht bin ich aufgewacht und werde mit einem spektakulären Sternenhimmel belohnt. Prompt sehe ich zwei Sternschnuppen. Ich entscheide mich, wieder einzuschlafen… “Pfaaaauuuuch ch ch ch ch ch ch ch ch” macht es da plötzlich und ich erschrecke mich. Was ist das? Wieder. Es klingt wie ein Katzenfauchen mit anschließenden “ch ch ch ch”-Geräusch. Ich glaube, das waren Possums! Das Geräusch hat mich noch die ganze Nacht begleitet.

3. 1. 2014

Nun stand mir ein längerer Ritt bevor, nämlich nach Wellington. Das wurde von mir aber souverän gemeistert, auch wenn ich meine erste Erfahrung mit Aqua Planing machen musste. Es hat nämlich so derbe angefangen zu regnen, dass meine Scheibenwischer bei höchster Stufe nicht in der Lage waren, das Wasser von der Scheibe zu bekommen, so viel kam nach. Als hätte jemand einen Eimer ausgeschüttet. Ich musste extrem langsam fahren. Als es abschwächte, sah man lange Pfützen auf der Straße. In den Kurven kam hat man schließlich das Phänomen des Aqua Planings zu spüren bekommen, es war eine Schlitterpartie. Da hilft nur eines: Lenkrad gut festhalten!
Endlich in Wellington, war ich froh einen Navi zu haben. Wellington ist zwar so groß wie Bielefeld und vielleicht ein viertel so alt, doch diese Stadt ist verkehrstechnisch ein Moloch, meiner Meinung nach. Sie wurde weder für Autos, noch für Fahradfahrer, noch für Fußgänger gemacht.

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New Plymouth

Ich habe die letzten Artikel mit Bildern versehen, also unbedingt angucken! Auch diesen: http://nz.phil-lojak.de/?p=416

Am Samstag bin ich directement abgefahren: Von Turangi nach New Plymouth aufgebrochen. Ich habe den viel gelobten “forgotten world highway” (vegessene Welt Autobahn) genommen, der zurecht vergessen ist. Quälend zogen sich die 130 km durch Dschungel und Hügellandschaft. Nichts, was ich vorher noch nie gesehen hätte, in Neuseeland meine ich. Da sieht man mal, wie “abgehärtet” ich schon bin. Mit Natur ist es wie mit Drogen: Man braucht immer höhere Dosen zum Spüren der Wirkung…
Die Hügel sind natürlich schön, ABER. Wusste der werte Leser, dass früher 98% der Nordinsel von Wald bedeckt waren? Heute sind es vielleicht 20%, sogar weniger als in Deutschland. Die Menschen haben alles weggeholzt, um Platz für ihren dusseligen Schafe zu haben, oder sie haben das Holz verkauft. Ein beachtlicher Teil des Waldvolumens sind nur Baumkulturen. Es sieht komisch aus, einen quadratischen Wald mit Baum in Reih und Glied zu sehen, das sage ich euch! So sieht es aus mit den Hügeln, das war mal alles Dschungel. Auch Hobbingen war mal Dschungel.
Viel interessanter finde ich Mt Taranaki. Mit knapp dreitausend Metern und einem breitem Kegel dominiert der Vulkan die Region Taranaki. Zu seinen Füßen liegt die Hafenstadt New Plymouth, die mich irgendwie an Bielefeld erinnert. Die Art der Innenstadt, der Bars und so weiter. Nur, dass sie eben am Wasser liegt.
Ich habe mit meinen noch vom Freitag, dem Tongariro-Crossing-Tag, geschundenen Beinen eine kleine Tour durch die Stadt unternommen. Ich habe schon festgelegt, dass ich Sylvester beim Inder essen gehe, dort sind die Preise noch in Ordnung.
Heute habe ich fast gar nichts gemacht. Der Montag war sehr regnerisch und ich musste mich mit Inside-Aktivitäten beschäftigen. So habe ich erstmal drei Stunden Gitarre gespielt (gerade eben nochmal), gelesen und andere Dinge. Ich muss aber unbedingt noch ein richtig gutes Foto vom Mt Taranaki schießen! Der war aber heute schlecht zu sehen…

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(Update) Zwei ganz unterschiedliche Geschichten

Christmas Day und Boxing Day

Bevor ich von diesen Tagen berichte, muss ich noch kurz schildern, wie das Christmas Eve (so etwas wie der Heilig Abend) war. Wie erwartet war es spektakulär. De Kürbiscremesuppe war sehr gut und lecker, die Rouladen waren sehr fein und lecker, obwohl Schnitzelfleisch verwendet wurde. Zum Nachtisch muss ich nichts sagen. Zwar war die Creme Brulet eher Creme Caramel, aber egal. Das Schoko-Rotwein-Eis war phänomenal. Eine Japanerin hat zusätzlich noch Panacotta (eine leckere Version mit Joghurt) gemacht.
Als ich da Teller für Teller das Essen vorgesetzt bekam, musste ich an den Heilig Abend zuhause denken, an Oma und Opa, an den Weihnachtsbaum, an meine Eltern. Das war ein sehr schöner Moment.
Am 25. Dezember wurde bei uns Weihnachten zelebriert. Das ganze hat sich allerdings eher auf abends verlagert, auf das Essen. Doch diesmal waren alle gefragt, den Kochlöffel zu schwingen. Doch davor wollte ich am letzten Tag doch wenigstens nochmal ein bisschen die Stadt erkunden und bin zu einem besonderen Ausguck gelaufen und zurück getrampt.
Komischerweise war der Zeitpunkt, wann es Essen geben sollte, nicht klar. Deshalb habe ich viel zu früh angefangen, das Gemüse zu machen. Ehrlich gesagt wusste ich ja auch gar nicht, wie lange es in den Ofen muss. Still freute ich mich schon auf das Tiramisu, das versprach, gut geworden zu sein.
Dann gab es auch schon essen. Wir starteten mit einer Brokkolisuppe. Dadurch, dass ich wusste, dass die Schöpfer eben dieser eine ganze Packung Hühnerbrühe (!) verwendet haben, wusste ich, woher die Geschmacksverstärker kamen, die sie doch noch lecker gemacht haben. Der zweite Gang, ein Salat nebst Bruschetta, war wirklich fragwürdig. Blattsalat, Tomate, Gurke, Feta…mhmm klingt griechisch. Dressing: Eine Tube Sahne-Kräuter-Dresssing, unter anderem mit Dill. Dieses, kombiniert mit Feta ist absolut grausam. Bruschetta sind immer lecker… aber ohne Mozzarella und frischem Basilikum irgendwie langweilig.
Nun kam mein Gang. Während die Gesellschaft unterhalten wurde bzw. sich (selber) unterhielt, briet ich die Hünchenfilets. Dabei habe ich spontan heißes Wasser mit Honig, Paprika und Rosmarin vermischt und zum Schluss über die Filets geträufelt. Dann noch mal ein paar mal wenden, dass sich der Geschmack entfaltet. Fertig.
Das Fleisch war unerwarteterweise der Hammer, während das Gemüse viel zu kalt und schon weich war.
Der erste Nachtisch, kalter Apfelstrudel, Pfannkuchen mit Tiefkühl-Erdbeeren, Vanilleeis und Mango war dann doch noch sehr füllend… Und dann kam noch der zweite Nachtisch! Das Tiramisu ist auf große Begeisterung gestoßen. Leon sagte, er müsse mich in deren Kochgruppe aufnehmen… nicht, dass ich darauf wertgelegt hätte, aber es ist ein schönes Kompliment.

Am 26. Dezember, dem sogenannten Boxing Day, verließ ich Napier froh, endlich wieder etwas erleben zu können und traurig, den inzwischen gemütlich eingerichteten Platz verlassen zu müssen. Die Fahrt nach Turangi verlief ereignislos. In Taupo habe ich Stop gemacht, um den Rest vom Tiramisu zu essen. In Turangi kehrte ich in der A Plus Samurai Lodge ein. Diese ist wesentlich größer als die Bluewater, aber sehr individuell und “charming”. Das große Grundstück ist mit einem Zaun umringt, das kunterbunt mit Bilder bemalt ist, die internationale Gäste gestaltet haben. Auch im Haus ist jeder Meter bemalt – auf Internationalität wird hier wohl viel Wert gelegt. Am Abend machte ich mit dem Besitzer Ian klar, dass er die, die das Tongariro Crossing machen wollen, um 4 Uhr morgens dorthin bringt, damit diese den 19 km langen Marsch bestreiten können, eine Sache, die ich schon lange machen wollte.

Das Tongariro Crossing

Tongariro. Ein vulkanisches Massiv, eine Art Plateau, das einfach so in der Landschaft ohne Anschluss zu einem Gebirge herumsteht. Auf diesem Plateau sind wiederum einige Berge beziehungsweise Krater. Die markantestes Berge sind der Mt Ngauruhoe (weithin auch als Schicksalsberg oder Mt Doom bekannt) sowie Mt Tongariro, nach dem auch der Nationalpark und das Plateau benannt ist. Das Crossing führt über das Massiv an vielen Kratern und Seen vorbei und ist mit seinen knapp 2000 Metern höhe bereits alpin. Es ist sehr beliebt, es wird sogar als “best day-hike in world” beschrieben. Diesen Klassiker konnte ich mir nicht entgehen lassen, wozu ich allerdings den Wecker zu stellen hatte… Drei Ur morgens aufstehen…
Trotz der Frühe war ich hell wach, als ich in den Bulli stieg, der mich zum Mangatepopo Parkplatz bringen sollte, von da ging es los. Mit im Bulli saßen ein belgisch-kiwi Park und drei schweizer Mädchen. Gesprochen wurde aber kaum. Auch auf den ersten Metern des Weges war es weitgehend still. Die Dunkelheit wurde langsam aber stetig durch die Morgesonne aufgelöst, die Vulkanlandschaft in ein goldenes Licht getaucht. Vom Massiv aus konnte man auf Wolken gucken, die sich langsam verzogen und Platz für eine gesunde, kräftige Sonne machten. Das Licht schärfte den Eindruck für die Farben von Mordor; Schwefelgelb und Schwarz dominierte das Bild, wobei in diesen Höhen noch Gräser wachsen sowie allerhand interessanter Blumen. Als man es schon Morgen nennen konnte, frühstückte ich. Die schweizer Mädchen hatten ein flottes Tempo vorgegeben und sind jetzt noch einen Seitenweg zu Salzquellen gelaufen. Das Paar (Ende dreißig) lag zurück, holte mich dann aber ein, wie ich da saß.
Zusammen liefen wir ein Stück bis zum Fuße von Mt Ngauruhoe. Ein Schild zeigt: “Sidetrack. 3 hours”
Ich wollte da unbedingt rauf. Während das Paar eine Pause machte, begutachtete ich die Situation. Der Himmel war recht klar, nur um die Spitze des Vulkans schwebte eine leichte Wolke. Ich habe mir so fest vorgenommen, auf den Schicksalsberg zu klettern. Aber alleine? Frodo hatte ja auch wenigstens Sam.
Plötzlich kam ein weiteres junges Paar, Mitte zwanzig. Mit denen bin ich aufgebrochen…
Doch die beiden waren sehr schnell, viel zu schnell für mich. Bald hatten sie mich abgehängt und sie wollten einfach nicht warten. Ich dagegen war schweiß gebadet, der Schweiß tropfte von meiner Nase. Einen richtigen Weg gab es nicht, nur schwarzen Sand und Geröll. Und mich. Jetzt allein. Ich bekam einen Anflug von Panik. Nebel zog auf. Nur mit purer Willenskraft kletterte ich vorwärts. Hinter mir konnte ich irgendwann eine Person erkennen (eine der Schweizerinnen?), der ich mich anschloss. Zusammen suchten wir uns einen Weg durch Geröll, Sand und Fels. Auf der Spitze angekommen, war ich schon sehr erschöpft. Endlich geradeaus gehen zu können – eine Wohltat! Das war der einzige Trost, denn nicht mal Aussicht hatte ich, eine dicke Wolke erlaubte keine Sicht über dem Krater hinaus. Da schon verfluchte ich den Berg.
Der “Track” hinunter war nicht minder übel. Man rutscht eine knappe Stunde Sand hinunter. Dann fing es auch noch an zu regnen. Das Mädchen war geschickter als ich und wollte ebenfalls nicht warten. Ich war wieder alleine. Der Nebel erlaubte eine Sicht von zehn Metern, meine beschlagene Brille von fünf Metern. Meine einzige Orientierung waren die Fußspuren. Und Gelächter von Leuten auf dem Crossing-Weg, das man über hunderte Meter hinweg hört.
Endlich war ich wieder auf dem richtigen Weg, der inzwischen richtig voll war. Meine Laune und Motivation bereits am Boden. Es war die schlechteste Entscheidung, das mit dem Berg zu machen.
Es wieder fing an zu regnen, was lange anhielt. Als ich durchnässt an der Mitte des Weges ankam, begann mein Bein an, zu schmerzen. Laufen tat weh. Der Rest des Weges war Hölle: ich habe das Ende so sehr herbei gesehnt und konnte mich nicht für all die Wunder begeistern: das Farbenspiel der Gesteine, das Rauchen als Zeichen

Mt Doom, bzw. Mt Ngauruhoe

Mt Doom, bzw. Mt Ngauruhoe

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Am Krater

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Die Metallionen geben schöne Farben

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Beim Tongariro handelt es sich um ein aktives Vulkanmassiv!

von Volkanaktivität, die Lapislazuli-farbenen Seen, die Felder aus gelben Gras.
Als ich die 19,4 km endlich hinter mir hatte, musste ich auch noch zum Hostel trampen, was viel Laufen beinhaltete. Als ich ankam, war laufen fast unmöglich, alles tat weh (und heute immer noch).

Am Abend hörte ich eine Jazztrompete spielen. Als ich nachsah, wer es war, erblickte ich zwei Hostelgäste, die sich hier zufällig getroffen hatten und jetzt Gitarre und Trompete spielten. Der Gitarrist war studierter Jazzmusiker, der sich gerade mit klassischer Gitarre beschäftigt und der Trompeter ein deutscher Mathematikstudent, welcher aber sicher Musik hätte studieren können! Ich bin denen beigetreten und wir haben zusammen Musik gemacht, bis spät in den Abend.

Merry Christmas and a Happy New Year

Weihnachten steht vor der Tür – genauer, es ist voll im Gange! Die letzten Tage waren geprägt von entspannten In-den-Tag-leben, länger schlafen, in die Küche wanken, lange frühstücken, am Tag nichts auf die Reihe kriegen. Nach den Arbeitswochen echt ein Genuss! Freitag war der letzte Tag, wo uns der gute Hamish, der Plantagenmanager, uns Donuts ausgegeben hat. Diese Donuts waren übrigens nicht rund, sondern eher wie Hotdogs mit Sahne statt Wurst, zusammen mit viel Puderzucker und einen Klecks Marmelade.
Genauso luftig-locker waren die nächsten Tage. Einfach mal nichts tun.
Und Rrrrzzzmmmm! Schon ist Weihnachten. Leon und Jonathan, die in Neuseeland das Kochen entdeckt haben (Leon konnte aber schon viel Erfahrung aus Deutschland mitnehmen) hatten den Wunsch geäußert, für uns kochen zu wollen. Das tun sie heute, am Dienstag, den 24.12. auf dem Speiseplan stehen Kürbissuppe, Rouladen mit Kartoffelgratin und selbstgerechtes Eis (Schoko-Rotwein) und Creme Brulet als Nachspeise. Die beiden kochen für zehn Leute, das ist – Hut ab – eine große Leistung.
Als Gegenstück kocht der Rest am Mittwoch, dem 25.12., dem eigentliche neuseeländische Weihnachtstag, ein Festessen – so war es jedenfalls gedacht.
Ich glaube als Musik würde eine Streichersymphonie ganz gut passen: aus Kostengründen wurde alles Zusammengestrichen, was teurer sein könnte. Die einzelnen Gänge sind vom Aufwand nur noch das, was man auch sonst als Backpacker isst, nur die Menge macht es zu einem Festmahl. Ein Sahne-Kräuterdressing zum griechischem Salat ist für mich der Gipfel des kulinarischen Barbarismus. Ich glaube, dass das eine Mädchen, Sophia, unbedingt ihren Willen haben muss. Die anderen gehen mit (weil ja auch Mädchen von vornherein viel mehr Ahnung von Kochen haben als Jungs).
Ich mache ein Ofengemüse. Dazu hatte ich eigentlich Fisch gedacht (ich habe mich vorher noch über den frischesten Fisch in Napier informiert und sogar diesen getestet), doch jetzt ist es Hühnchen aus der Shutzatmosphären-Verpackung.
Das konnte ich nicht auf mich sitzen lassen. Jetzt habe ich wenigstens ein Bonbon vorbereitet, ein Tiramisu. An der Kasse vom Countdown-Supermarkt habe ich einen Italiener getroffen, der mir das erklärt hat. Das Tiramisu wird ein Geschenk von mir an die Gemeinschaft.
Heute Abend werden wir nach dem Essen wieder an den Strand gehen, ein Lagerfeuer machen und Marshmellows grillen.

Am Sechsundzwanzigsten werde ich aus Napier abreisen, zum Tongariro National Park fahren und dort, soweit das Wetter gut ist, das Tongariro Crossing machen. Das bedeutet, ich wandere über das Gebirgsmassiv in einem Tag. Wenn ich will, kann ich sogar den Mount Doom (Schicksalsberg aus Herr der Ringe) besteigen.
Danach fahre ich nach New Plymouth und feiere dort Sylvester, wahrscheinlich im Restaurant alleine, ich brauche Ruhe.

Jetzt noch eine Geschichte, die beweist, dass Neuseeland in Sachen Essen eine Wüste ist: hier gibt es keinen Quark! Der Joghurt ist ja schon eine Pampe, aber dass sie nichtmal Quark hinkriegen ist traurig. Als ich die erste Verkäuferin nach den Löffelbiskuit gefragt habe (“Die Kekse, die man für Tiramisu benutzt…”), guckt sie mich fragend an und muss im Regal mit “international”-Aufschrift nachsehen – erfolglos. Die zweite Verkäuferin weiß auch nicht bescheid. Erst ein dritter Verkäufer führte mich schnurstracks zum Ziel. Schlachter wie bei uns gibt es übrigens auch nicht. Die Verkaufen das Supermarktfleisch einfach in größeren Mengen, oder eben schon so weit fertig, dass man es nur noch in Pfanne hauen muss (paniertes Fleisch etc.).

Diese Blöden haben mir fürs Busking den besten Platz weggenommen!

Diese Blöden haben mir fürs Busking den besten Platz weggenommen!

Die Blüten dieses Baumes sind den Neuseeländern Weihnachtssymbol, da er nur dann blüht.

Die Blüten dieses Baumes sind den Neuseeländern Weihnachtssymbol, da er nur dann blüht.

 

Dies und das III (Update)

Mir wird schwindelig, wenn ich lese, wann ich das letzte Mal geschrieben habe. Man muss dazu sagen, dass es gute Gründe gibt, warum. Ich hatte a) wenig Zeit, wegen der Arbeit, und b) ist recht wenig passiert. Ich habe fleißig auf dem Kiwi Orchard gearbeitet, tausende von Kiwis gepflückt. Variiert wurde das ganze nur durch Standortwechsel und Änderungen der Ausfallmuster…
Mit anderen Worten: Die Arbeit ist sehr langweilig, mit nur mit Musik erträglich. Wenn ich von der Arbeit komme, so fünf Uhr, dann koche ich, mache etwas Haushaltstechnisches, rede ein bisschen mit den anderen und gehe ins Bett (ich bin derzeit noch im Hostel “Blue Water Lodge”).
Am Samstag war ich mal wieder straßenmusizieren, mit wenig Erfolg, dafür bekam ich eine Einladung zu einem Konzert. In einer Bar spielte ein Jazzpianist und der Wirt hat, als er mich gesehen hat, gedacht, ich hätte Interesse. Ich also dahin. Ich habe auch vorsichtshalber meine Gitarre mitgenommen, man weiß ja nie (und meinen Hut aufgesetzt – es gibt nur zwei Sorten von Menschen, die Hüte tragen, Idioten und Musiker).
In der Bar wurde ich vom Wirt empfangen und wurde sofort nach einem Drink gefragt, ich beließ es bei einer Coke. Er führte mich in einen Raum, der rustikal mit viel Holzverkleidung und alten Weinfässern eingerichtet ist, wo er mir zwei weitere junge Männer mit Hüten vorstellte. Das eine war der Jazzpianist, das andere sein Bassist ohne Bass. Nachher stellte sich heraus, dass beide aus den Staaten kommen und als Backpacker durch Neuseeland reisen. Beide haben ihre Instrumente natürlich nicht mitnehmen können, weshalb zumindest Keith sich eine Notlösung gebastelt hat: eine Metallgieskanne mit Stock und Faden kann als guter Bassersatz dienen, wenn man die richtige Technik hat. Keith arbeitet daran. Man sieht: Die beiden sind mit ganzen Herzen Musiker. Der Pianist, dessen Namen mir hier an dieser Stelle nicht einfällt, ist allerdings nicht nur leidenschaftlich dabei, sondern ein wirkliches Talent. Er fing mit drei Jahren an, Klavier zu spielen, und sein Vater, der in einer Dixiegruppe spielte, nahm in auf diverse Dixiefestivals mit. So ist auch seine Musik beeinflusst – alles was er spielt läuft irgendwie darauf hinaus.
Doch auf dem Konzert spielte er nicht Jazzklassiker, sondern das, was das Publikum hören wollte. Er spielte es nach Gehör oder Noten aus seinem iPad. Sehr beeindruckend warm wie er den Anfang Gershwins Rhapsody in Blue nach Gehör spielte und dann darüber improvisierte.
Im Publikum war ein Mann, dem Wirt bekannt, mit weißem Bart und Mütze, immer mit einem lieben Gesicht schmunzelnd. Dieser Mann packte einfach mal sein Schlagzeug aus und hat mitgespielt! Später sagte er noch zu mir ich sähe aus, wie der junge Elton John (mit meinen inzwischen längeren Haaren und der braunen Kordkappe. Zwischendurch habe ich auch noch eine Gitarreneinlage gegeben mit zwei Lobos-Stücken. Ich hatte aber natürlich nicht die Wirkung wie der Pianist, der zwar klein ist, aber voller Energie mit beiden Beinen auf den Boden schlagend den Takt zelebriert. Das war Samstag.
Sonntag bin ich an den Strand gefahren und es war einfach nur geil. Die Sonne hat gebrannt, der Strand war super schön und die Wellen hoch, das Wasser blau und klar. Das beste: das war gerade einmal 40 Minuten von Napier entfernt. Ich habe mich in die Sonne gelegt, gelesen und mich von den Wellen treiben lassen. Es waren sehr starke Wellen, die dich einfach mal umgerissen haben und dann richtig durchgeschüttelt. Ich kann nur jedem raten, so etwas nicht alleine zu unternehmen! An diesem Strand war eine Art Rettungsschwimmerdienst, für mich war das kein Problem. Aber die Strömung ist sehr, sehr stark, die zieht dich einfach weg. So geschehen bei mir. Plötzlich befand ich mich in Gewässer, wo ich nicht mehr stehen konnte. Ich versuchte, zu meinem vorigen Platz zurückzuschwimmen, doch ohne Erfolg. Erst eine deftige Welle spülte mich nach vorne in seichteres Gewässer. Das war plötzlich nicht mehr so witzig! Für einen kurzen Moment hatte ich ganz schön Angst. Man muss sich vorstellen: das war in der ausgewiesenen Badezone!
Aber es war ja alles gut. Trotzdem musste ich eine weitere unangenehme Erfahrung machen: ich habe den Sonnenbrand meines Lebens bekommen. Zwar hatte ich mich eingecremt, doch das Wasser wusch es ab. Außerdem muss man die Creme bei dieser Sonne sehr dick auftragen, sonst geht sie dadurch wie ein scharfes Messer durch eine Gurke.
Ergebnis: der ganze Oberkörper verbrannt, Rücken, Bauch, Schultern, Brust, Knie. Ich hatte solche Schmerzen in der folgenden Nacht! Und am Montag noch bei der Arbeit. Jetzt ist es eher ein Jucken, weil es heilt.

Leider oder zum Glück ging es dann am Montag weiter mit der Arbeit. Immer von 7:30 bis 16:30, das ist sehr lange. Ich laufe den ganzen Tag die Kiwipflanzen ab und zupfen die schlechten Kiwis ab. Das Essen bietet immer Highlights. Wenn ich mir etwas ausgedacht habe, dann brenne ich den ganzen Tag darauf, es zu kochen. Auch mein Brot word schon richtig gut – gutes Brot ist auch notwendig, vom Wabbelweißbrot ist nicht satt zu werden… Mein letztes Brot sah sogar so aus wie aus der Bäckerei, manche aus dem Hostel sagen sogar, es sähe besser aus.

Am Mittwoch war ich noch mal in jener Bar um den Pianisten (David) und Keith, den Bassisten, zu besuchen. In der Bar fand eine Jazzsession statt: es kamen sogar noch zwei Schlagzeuger, ein Gitarrist und ein weiterer Bassist, da hatte ich noch einen echt schönen Abend! Ich habe Keith das erste Mal auf einem richtigen Bass spielen hören, er ist ebenfalls talentiert! Wie David und Keith sich gegenseitig die Themen zugespielt haben und schließlich vom Jazzstandard zu “Anotherone bites the dust” (Queen) gekommen, nur durch Abwandlung des Ursprungsthemas. Sehr erstaunlich.
Danach bin ich noch an den Strand zu den Hostelkumpanen gegangen, die ein Lagerfeuer gemacht haben.

Blöd finde ich, dass ich momentan kaum englisch spreche. Hier sind halt zu viele Deutsche, teilweise seltsame Leute. Da wäre Nico, der um 17:00 noch schläft oder Lena (ein bisschen blond, obwohl schwarzhaarig). Nachher werden wir wohl noch “Werwolf” spielen, ein Gesellschaftsspiel. Ich bin so müde, ich muss schlafen.

Weihnachtsdeko in der Stadt

Weihnachtsdeko in der Stadt